Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
nach dem anderen löste es auf. Ein Satz nach dem anderen verschwand in den Weiten der Geschichte. Es blieben nur noch Asche und ein schnell verfliegender Funke.
Die Schattenwesen, die vor dem Fenster schwebten lösten sich in Licht auf. Ein heller Strahl erfüllte Damons Penthouse. Zugleich erklang ein Schrei der Erlösung.
Es wurde still. Linda hielt den Atem an.
Damon, der noch immer auf seinen Knien kauerte, erhob sich, nahm den schützenden Arm von seinem Gesicht. Die feurige Röte war von seiner Haut gewichen. Seine eingefallenen Züge sahen fast wieder normal aus. Er ging auf Linda zu. Auf seinen Lippen lag so etwas wie ein Lächeln. Dann nahm er sie in die Arme, küsste sie. Seine Umarmung war tröstlich.
Linda weinte.
„ Du hast mich gerettet, Linda. Mich und die Welt.“
Die junge Ärztin sah ihn an. „Valeria...Sie hat Jay getötet. Er hat mich geliebt.“
„ Er war nicht böse, Linda. Sie hat ihn dazu gemacht. Selbst im Jenseits der Finsternis gibt es Gerechtigkeit. Er wird eine neue Chance bekommen. Als Mensch. Vielleicht begegnest du ihm ja wieder. Und auch die Seelen der Mönche, die mich einst unter ihren Schutz nahmen, sind jetzt erlöst.“
„ Liebst du mich auch, Damon?“ Linda sah zu Damon Adrian empor. Sein Gesicht war wieder so makellos und geheimnisvoll wie zuvor. Er schien innerhalb von Sekunden zu heilen.
„ Ja“, sagte er. „Und wahre Liebe ist stärker als jede Finsternis.“
„ Was geschieht jetzt?“
„ Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich jetzt noch ein Vampir bin. Auf jeden Fall haben wir viel Zeit.“ Er nahm sie in die Arme, und dieses Mal lag keine Hoffnungslosigkeit in seinen Berührungen.
Draußen legte sich der Sturm.
Damon and Linda sahen auf die große Stadt hinaus. Die Sonne war aufgegangen, und ihre warmen Strahlen konnten ihnen nichts mehr anhaben, außer sie zu wärmen.
Valerias rastloser Geist schwebte durch die Straßen von New York City.Noch hatte die Vampirin die Kraft, dem Sog zu widerstehen, der sie ins Jenseits der Finsternis ziehen wollte. Zwar wusste sie, dass sie auch diesem Schicksal trotzen würde und den Ausweg aus dem Reich der Verdammten finden würde, aber noch war es für sie nicht soweit, den Weg in die Verdammnis anzutreten.
Es gab etwas, das sie davon abhielt. Natürlich war es der Durst nach Rache an Damon Adrian von Stonebury, aber diese Rache konnte sie nur ausüben, wenn sie an ihn heran kam. In ihrem momentanen Zustand war das schwierig, so ganz ohne Körper.
Wenn Vampire etwas hassen, dann ist es, keinen Körper mehr zu haben , dachte sie und betrachtete sich die Umgebung mit ihrem geistigen Auge. Mittlerweile war es Nacht geworden. Valeria war körperlos durch die kalte Nachtluft geirrt, hatte mit Entsetzen gespürt, wie die Angst aus den Köpfen der Menschen verschwunden war. Noch vor wenigen Stunden war alles nach ihrem Plan gelaufen, und die Monstren, die Dämonen und alle verfluchten Wesen der Finsternis waren in der Stadt ausgeströmt. Selbst bei Tageslicht war die Nacht spürbar gewesen. Die Dunkelheit hatte alles beherrscht. Jetzt aber hatten Damon und seine verfluchte kleine Menschenfreundin alles vereitelt, was sie so lange aufgebaut hatte. Alles war verloren.
Fast alles.
Ihr vampirischer Durst täuschte sie nicht. Sie konnte die Spur geradezu riechen. Sie zog sich durch die Straßen der Stadt wie ein stinkender Köder, den man auswarf, um Haie anzulocken. Ihre raubtierhaften Sinne waren nicht geschwunden.
Damon Adrian hatte seine Spur in der Stadt hinterlassen.
Irgendwo... , dachte Valeria. Irgendwo hier ist eine Frau, die er gebissen hat. Ich rieche den Gestank seiner Lust, den er in einer Menschenfrau entfacht hat.
So folgte Valeria einfach dieser Spur, nahm die Fährte auf und schwebte schließlich vor einem Café, das sehr europäisch aussah. Französisch. Mittlerweile war der Gestank ihres Feindes so unerträglich geworden, dass sie nicht mehr daran zweifeln konnte eine seiner Beuteopfer gefunden zu haben. Es war ihr, als würde Damon selbst vor ihr stehen.
Valeria drang in das Café ein und sah sofort die junge rothaarige Frau, die an einem Tisch saß und mit nachdenklichem Blick auf die Straßen von Manhattan blickte. Sie konnte ihre Gedanken hören, die auf sie eindröhnten als wäre es Musik. Immer wieder hämmerte derselbe Rhythmus auf sie ein.
Damon. Damon. Damon.
Wenn Valeria noch einen Körper gehabt hätte, wäre jetzt ein teuflisches Lächeln über ihr Gesicht
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