Jenseits Der Grenze
wer zu hören sein sollte. »Einer nach dem anderen bitte«, sagte er lauter als eigentlich nötig, da er gar nicht alle gleichzeitig, sondern nur jeden Einzelnen übertönen musste. Dann ergab er sich seinem unvermeidbaren Schicksal und ließ den Admiral zu Wort kommen, der sich als Erster gemeldet hatte. »Sie haben eine Frage?«
Mit entschlossener Miene stand der Offizier auf und sah sich am Tisch um, während seine Worte an Geary gerichtet waren. »Ungeachtet der Umstände müssen die Flottenvorschriften eingehalten werden. Wir sind alle erfahrene und angesehene Gefechtskommandanten. Unsere erste Amtshandlung muss darin bestehen, dass wir uns auf einen Flottenbefehlshaber einigen …«
Diesmal wurde der Admiral von einem anderen ehemaligen Gefangenen unterbrochen, ebenfalls ein Admiral, der auf Geary zeigte: »Chelak, benutzen Sie Ihren Kopf mal für was anderes als dafür, nur Lärm von sich zu geben. Das ist Black Jack. Er hat den gleichen Dienstgrad wie wir, er hat das Kommando, und jeder Matrose und jeder Offizier, mit dem ich gesprochen habe, steht hinter ihm.«
»Ich habe meinen Dienstgrad schon viel länger inne als er! Ich habe mir dafür Respekt verdient, so wie jeder von Ihnen!«, beharrte Chelak.
»Er hat sich auch einigen Respekt verdient«, wandte eine Frau ein, die die Abzeichen eines Generals trug. »Ich versuche, mir ein Bild von den Ereignissen zu machen, die seit unserer Gefangennahme passiert sind, aber es ist offensichtlich, dass keiner von uns die gegenwärtige Situation so umfassend versteht, um jemanden zu ersetzen, der weiß, was da draußen los ist.«
»Das heißt noch lange nicht, dass wir Ehre und Tradition über Bord werfen sollten«, hielt eine Admiralin dagegen.
»Wir sollen Black Jack etwas über Ehre und Tradition erzählen?«
»Wir wissen ja nicht mal, ob er tatsächlich …«
»Lesen Sie nach, was in den letzten Monaten passiert ist!«, ging der zweite Admiral dazwischen.
Gleich darauf begannen hundert andere zu reden.
General Carabali stand auf und lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. »Die Marines dieser Flotte werden die Befehle von Admiral Geary befolgen.« Dann setzte sie sich wieder hin, während ihre Worte noch durch den Raum hallten.
»Einige von Ihnen kennen mich«, meldete sich General Charban zu Wort. »Ich kann Ihnen versichern, dass die Regierung und das Hauptquartier Admiral Geary völlig rechtmäßig das Kommando übertragen haben.«
»Als ob uns interessiert, was die machen«, rief jemand dazwischen, und gleich schaltete die Software hunderte gleichzeitige Wortmeldungen stumm, während sich die Bilder der hochrangigen Offiziere gegenseitig anbrüllten.
Tulev sah zu Geary und sagte auf einer privaten Leitung: »Denen ist nicht beizukommen. Sie könnten noch wochenlang mit ihnen reden und trotzdem nichts erreichen.«
Carabali nickte. »Zu viele Alphas in einer Flotte. Am besten verfrachten Sie sie alle auf die Haboob und schalten die Komm-Systeme ab.«
»Ganz meine Meinung«, ertönte Desjanis Stimme in seinem Ohr.
Geary sah zu Charban und Rione. »Was will die Regierung mit ihnen machen?«
Rione erwiderte sofort: »Ich habe keine Anweisungen, wie mit den befreiten Gefangenen verfahren werden soll.«
»Ich ebenfalls nicht«, fügte Charban hinzu.
Geary schaltete auf einen privaten Kanal um, der ihn nur mit den beiden verband. »Die Regierung hat uns den Befehl erteilt, diese Horde zu befreien. Ich bekam den Befehl, meine Flotte hierher zu bringen. Wieso? Was will sie von diesen Leuten? Warum mussten wir sie befreien, bevor wir die Aliens aufsuchen?«
»Ich habe keine Anweisungen erhalten«, wiederholte Rione, deren Mienenspiel nichts verriet.
Jetzt reichte es ihm. »Dann betrachte ich das als eine Angelegenheit, die mithilfe meiner Autorität geklärt werden muss. Keiner von Ihnen ist ein gewählter Vertreter der Regierung. Nach den Gesetzen der Allianz besitzt ein Flottenkommandant außerhalb des Allianz-Territoriums die Befehlsgewalt über Zivilisten, die für die Regierung oder für jemanden tätig sind, der mit der Regierung zusammenhängt. Sie und General Charban werden hiermit zu Verbindungsoffizieren für die befreiten Gefangenen bestimmt. Sie sind für sie die erste Anlaufstelle, und Sie werden alles versuchen, um die Dinge zu klären, die diese Leute betreffen. Sie werden mich umgehend informieren, wenn jemand durch sein Handeln oder durch seine Erklärungen eine Bedrohung für die Flotte darstellt oder gegen Vorschriften oder
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