Jenseits Der Grenze
Treffen. Sie brachte Commander Benan mit, der stocksteif dastand, während seine Frau erklärte: »Er sagt, er hat den Wurm in die Systeme der Dauntless geschleust, Admiral.«
»Es war eine Übung für unser Recht, gehört zu werden«, sagte Commander Benan. »Mir wurde versichert, dass der Wurm weder einem Schiff noch einem System Schaden zufügen würde.«
»Dessen ungeachtet, Commander«, gab Geary zurück, »ist es ein Verstoß gegen die Vorschriften, wenn man nicht autorisierte Software in offizielle Systeme einschleust. Vor allem dann, wenn diese Software so entworfen ist, dass sie die normalen Kontrollfunktionen außer Kraft setzen soll. Ist Ihnen bekannt, was dem Schweren Kreuzer Lorica widerfahren ist?«
Benan, der ohnehin starr wie eine Statue dastand, nahm eine noch steifere Haltung ein. »Ich würde niemals … Nichts kann ein solches Vorgehen rechtfertigen!«
»Ein Vorgehen, das in den Augen derjenigen gerechtfertigt war, weil ich ihrer Meinung nach nicht das Kommando über die Flotte haben sollte«, sagte Geary.
»So hat man es mir gesagt. Ich wiederhole, ich würde niemals eine solche Tat begehen.«
»Ich glaube Ihnen, Commander. Werden Sie mich oder einen anderen Vorgesetzten informieren, wenn man Sie erneut anspricht, damit Sie etwas tun, das gegen die Vorschriften verstößt?«
Im ersten Moment entgegnete Benan nichts, sondern sah Rione an, die seinem Blick begegnete. »Ja. Die Ehre meiner Frau hat schon genug gelitten.«
Das war womöglich ein Seitenhieb auf Geary gewesen, aber darauf sprang er erst gar nicht an. »Sie sind ein Ehrenmann, daher werde ich Ihr Wort nicht anzweifeln. Die Gesandte Rione hat mich gebeten, Sie an Bord der Dauntless zu lassen. Mit Blick auf ihren langjährigen und hervorragenden Dienst an der Allianz habe ich kein Problem damit, dieser Bitte nachzukommen. Sie beide sind schon lange genug getrennt gewesen.« Sein Blick wanderte zu Rione, und er fragte sich, welche Wirkung seine Worte über den Dienst an der Allianz wohl auf sie hatten, wenn sie momentan so viele Geheimnisse vor ihm und vor allen anderen wahrte.
Er hatte sich längst den Ratschlag ins Gedächtnis gerufen, der ihm nach der Befreiung anderer Gefangener erteilt worden war, nämlich diesen Leuten eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, die sie von dummen Gedanken abhielt. Zu seinem Bedauern war es ihm nicht möglich gewesen, so vielen hochrangigen Offizieren eine Aufgabe zu übertragen. Aber vielleicht war es jetzt nötig, irgendetwas anzubieten. »Commander Benan, es tut mir leid, dass es an Bord der Dauntless keinen freien Posten gibt, der Ihrem Dienstgrad und Ihrer Erfahrung entspricht. Allerdings suchen unsere Ingenieure händeringend nach Offizieren, die die neu installierte und modernisierte Ausrüstung inspizieren und testen. Wenn Sie bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen, wird Captain Desjani Sie entsprechend einweisen.« Es war ziemlich schwierig gewesen, Tanya die Zustimmung zu diesem Vorhaben abzuringen, aber schließlich hatte er sie überzeugen können, dass eine sinnvolle Betätigung und eine Geste des Vertrauens nicht verkehrt sein konnten.
Benan sah Geary verdutzt an. »Sie bieten mir an, unmittelbar an den Systemen dieses Schiffs zu arbeiten?«
»Entweder akzeptiere ich das Wort, das Sie mir gegeben haben, oder nicht, Commander. Ich habe es akzeptiert.«
Nach einer langen Pause nickte Benan: »Ich würde mich freuen, in jeder erdenklichen Weise etwas zur Einsatzbereitschaft eines Allianz-Kriegsschiffs beizutragen.«
»Ich werde Captain Desjani informieren. Vielen Dank, Commander. Vielen Dank, Madam Gesandte.«
Beide zogen sich ohne ein weiteres Wort zurück, allerdings warf Rione ihm einen Blick zu, dessen Bedeutung ihm völlig unklar war.
Es dauerte insgesamt sechs Tage, um den Sprungpunkt nach Hina zu erreichen. Sechs Tage, in denen sie vergeblich nach irgendwelchen Spuren suchten, die auf von Menschen oder von Aliens geschaffene Bauwerke jeglicher Art hindeuteten. Sollten inmitten der Asteroidenfelder in diesem System noch Trümmer von Syndik-Schiffen treiben, dann mussten die so alt und winzig sein, dass die Langstreckensensoren sie nicht mehr wahrnehmen konnten.
»Wenn sie Planeten übernehmen wollten, die sich auch für eine Besiedlung durch Menschen eignen, dann sind sie bei Hina«, ließ Geary seine Flotte wissen. »Und wenn sie immer noch Menschen in ihrer Gewalt haben sollten, stehen die Chancen gut, dass wir die ebenfalls bei Hina finden. Halten Sie sich für den
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