Jenseits Der Grenze
hinauszögern würde. Und wie soll ich argumentieren, wenn der Abstecher nach Dunai einfach nur lästig ist, aber sonst nichts? Ich kann diesen Befehl nicht verweigern. Es ist machbar und es ist völlig rechtmäßig vom Hauptquartier, so etwas anzuordnen. Das Ganze ist nicht unverhältnismäßig gefährlich oder riskant – soweit wir das wissen – und es stellt keine Gefährdung unserer eigentlichen Mission dar. Das ist nicht mit diesem Kriegsgerichtsblödsinn des Hauptquartiers vergleichbar.«
»Ja, Sir.«
»Tanya, es könnte gute Gründe geben, nach Dunai zu reisen. Ihnen muss es nicht gefallen … Mir selbst gefällt es auch nicht. Aber Sie müssen respektieren, dass ich die Autorität derjenigen akzeptieren muss, die über mir stehen, solange sie diese Autorität legitim einsetzen.«
»Das tue ich.« Sie lächelte ihn entschuldigend an. »Sie stehen auch so schon genug unter Druck. Ich weiß, wie unglücklich die Schiffsbesatzungen der Rift-Föderation und der Callas-Republik sind. Glauben Sie mir, wenn nicht Sie der Befehlshaber dieser Flotte wären, dann hätten die längst gemeutert und die Heimreise angetreten. Wenigstens können Sie dafür nun dieser Hexe die Schuld geben, die diese Befehle mitgebracht hat.« Riones ohnehin geringes Ansehen innerhalb der Flotte war fast auf den Nullpunkt gesunken. »Unsere eigenen Besatzungen sind nicht begeistert, aber sie vertrauen darauf, dass Sie sie zurück nach Hause bringen.«
»Ich weiß.« Dieser Druck ließ nie nach. Das Vertrauen dieser Männer und Frauen, dass er das Leben eines jeden Einzelnen von ihnen als jenes unermesslich wertvolle Gut behandelte, das es ja auch war, war einfach unerschütterlich. Aber er wusste auch, dass er eben diese Frauen und Männer in Situationen würde schicken müssen, aus denen sie womöglich lebend nicht wieder herauskommen würden.
»Es tut mir leid. Aber es gibt da noch eine Sache, die Sie wissen müssen. Ich bin wegen einer anderen Sache beunruhigt, die mit Politikern gar nichts zu tun hat. Glaube ich jedenfalls. Zumindest ist es sehr eigenartig. Heute hat die Dauntless einen weiteren Knotenpunkt zur Energieverteilung verloren.«
»Sie meinen, er lässt sich nicht mehr reparieren?« Er wunderte sich, warum sie dieses Thema anschnitt. Verteilerknoten fielen eben manchmal aus. So was kam zwar nur ziemlich selten vor, aber bekanntlich funktionierte nichts ewig.
»Er ist vollständig ausgebrannt. Es ist nichts übrig, was man noch irgendwie gebrauchen könnte.« Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Ihre Augen blickten in seine. »Normalerweise behellige ich Sie nicht mit Materialproblemen. Die Dauntless in Schuss zu halten, ist meine Aufgabe, nicht ihre. Aber wir hatten drei Ausfälle von Energieverteilerknoten, während ich nicht hier war. In zwei Fällen hat eine Inspektion dafür gesorgt, dass sie aus dem Verkehr gezogen wurden, der dritte machte einen so wackligen Eindruck, dass mein XO ihn vorsorglich abschalten ließ. Zum Glück konnte in Varandal Ersatz hergestellt werden, aber jetzt haben wir schon wieder einen verloren.«
Geary schaute in die Ferne und versuchte nachzudenken. »Vier Verteilerknoten? Innerhalb weniger Monate? Das ist eine sehr hohe Ausfallquote für ein Schiff, das seitdem keine Schäden im Gefecht mehr davongetragen hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich so was vor hundert Jahren jemals mitbekommen hätte.«
»Wahrscheinlich wurden Schiffe vor hundert Jahren auch anders gebaut«, wandte Desjani ein. »Außerdem wurden sie nicht ständig in Gefechte verwickelt, wie es danach der Fall gewesen ist. Tatsache ist aber auch, dass die Dauntless noch nie mit solchen Problemen zu tun hatte. Ich habe meinen Leuten gesagt, sie sollen den Grund für diese Ausfälle herausfinden, aber alle Ingenieure an Bord der Dauntless und an Bord der Hilfsschiffe können mir nur sagen, dass die Verteilerknoten eine ›schwere Komponentenfehlfunktion erlitten haben, die sich maßgeblich auf die Funktionsparameter auswirkt‹. Normale Menschen bezeichnen eine Sache dann als ›kaputt‹.«
»So viele Ausfälle der Ausrüstung, und es gibt keinen Hinweis auf die Ursache?« Er legte die Stirn in Falten und ließ eine vage Geste folgen. »Kommen Sie, wir sehen uns das mal genauer an.« Er führte sie zu seinem Quartier, deutete auf den Sessel, in dem Desjani Platz nehmen sollte, dann setzte er sich ebenfalls hin. Geary rief die Datenbank der Flotte auf, dann engte er die Anzeige ein, bis nur noch die
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