Jenseits Der Grenze
eingeübten, nichtssagenden Gesichtsausdruck zur Schau. Es wirkte, als habe man eine große Bandbreite von unterschiedlichsten Menschen in eine Form gepresst, die ihnen fast alles Individuelle raubte.
Der Syndik-CEO präsentierte das standardmäßige und erkennbar unsichere Lächeln, das zu beherrschen sehr viel Übung erfordern musste. »Wir freuen uns, mit den Allianz-Streitkräften in Kontakt zu treten, die entsprechend dem von den Syndikatwelten unterzeichneten Vertrag agieren. Da die Gefangenen eine beträchtliche Belastung für unsere Welt darstellten, die wir gern auf uns genommen haben, um zu gewährleisten, dass diese Gefangenen ein Dach über dem Kopf und genug zu essen bekamen und darüber hinaus medizinisch angemessen versorgt waren, gehen wir davon aus, dass die Allianz bereit ist, uns für die Kosten zu entschädigen, die uns entstanden sind. Wir sind davon überzeugt, dass die Allianz nicht vor ihren eigenen Verpflichtungen zurückschrecken wird. Sobald wir uns auf eine Entschädigungssumme geeinigt haben, werden wir die Einzelheiten für die Überstellung der Gefangenen besprechen. Ich habe dieser Nachricht die entsprechenden Buchhaltungsunterlagen angefügt und eine vorläufige Summe genannt, damit wir einen Ansatzpunkt für unsere Verhandlungen haben.«
Das Fenster verschwand, Geary sah wieder zu Rione. »Und wie viel?«
Sie nannte ihm eine Summe, die ihn nur ungläubig auf das Fenster starren ließ. »Es ist eine übliche Verhandlungstaktik der Syndiks, mit einer Forderung zu beginnen, die die andere Seite niemals akzeptieren wird. Dann gehen sie mit ihren Bedingungen runter«, erklärte Rione, während Charban ihr zuhörte. »Er geht nicht davon aus, dass wir damit einverstanden sind, aber er rechnet damit, dass wir uns mit einer niedrigeren Summe anfreunden können.«
»Dann irrt er sich aber. Selbst wenn die Flotte auf solch einen Betrag zugreifen könnte, würde ich mich damit niemals einverstanden erklären.«
»Dann werden wir den Syndik-CEO darüber informieren«, entgegnete Rione, »und ihm sagen, dass wir über Geld nicht verhandeln. Allerdings wird er sehr wahrscheinlich darauf beharren, weil sich die Gefangenen auf seiner Welt befinden.«
»Obwohl der Vertrag etwas anderes sagt?«
»Ja.«
»In dem Fall«, folgerte Geary, »sollten Sie ihn vielleicht daran erinnern, dass ich mit einer ganzen Flotte von Kriegsschiffen in sein System gekommen bin.«
Charban legte skeptisch die Stirn in Falten. »Wir müssen vorsichtig sein, was eine Gewaltandrohung von unserer Seite angeht.«
»Ich bin davon überzeugt, dass zwei Gesandte, die im Auftrag des Großen Rats der Allianz handeln, in der Lage und willens sind, die richtige Formulierung zu finden.«
Charban stutzte bei diesen Worten, als sei er sich nicht sicher, ob ihn Gearys Aussage verärgern sollte oder nicht. Rione dagegen lächelte ironisch und erwiderte: »Wir werden sehen, was wir tun können, Admiral.«
Desjani wartete mit einer Bemerkung, bis die Bilder von Charban und Rione verschwunden waren, dann stöhnte sie leise auf. »Dieser arrogante kleine CEO erwartet doch tatsächlich, dass wir auch noch dafür bezahlen, dass er unsere Leute durchgefüttert hat!« Sie warf Geary einen bittenden Blick zu. »Können wir jetzt was in die Luft jagen? Nur um ihm zu zeigen, dass wir nicht mit uns spaßen lassen?«
»Tut mir leid«, gab er zurück »Noch nicht.«
»Frieden ist Mist«, grummelte sie.
Aber ihre Frage hatte ihn auf eine Idee gebracht. »Das heißt ja nicht, dass wir ihm nicht demonstrieren können, auf welche Weise wir etwas in die Luft jagen werden, wenn er uns weiter davon abhält, unsere Leute an Bord zu holen.«
Sie zog fragend eine Braue hoch. »Vielleicht ein Warnschuss?«
Geary hielt kurz inne. »Mehr ein Demonstrationsschuss, der irgendein wertloses Grundstück trifft.«
»Wir müssen schon etwas treffen, das ihnen was bedeutet.«
»Das geht nicht«, beharrte er. »Nicht solange es keine weitere Provokation von seiner Seite gibt. Ich lasse dem CEO durch unsere Gesandten mitteilen, dass wir einen Waffentest durchführen werden. Dann werden wir ja sehen, ob er begreift.«
»Ein Waffentest, der auf nichts von Wert zielt. Aber wenigstens werden diese beiden Gesandten etwas tun, um ihr Gehalt zu rechtfertigen«, meinte Desjani gerade laut genug, dass er sie noch verstehen konnte. Sichtlich verärgert starrte sie stur auf ihr Display.
Sie musste irgendwie besänftigt werden, und es gab eine Sache, mit der man
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