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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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weiß es besser.«
    Wieder verzog Durzo das Gesicht, dann stand er auf. »Du bist das grässlichste Kind, das mir je begegnet ist. Viel Glück.«
    »Meister, wartet. Tue ich … tue ich das Richtige?«, fragte Kylar.
    Durzo blieb stehen, und als er sich umdrehte, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht. Es war ein seltener Anblick. »Es ist ein Glücksspiel, Junge. Du setzt immer auf deine Freunde. Es ist eine Eigenschaft, die ich bewundere.«
    Dann war er fort. Kylar schüttelte den Kopf. Wie hatte er sich in diesen Schlamassel hineingeritten?
    Kurze Zeit später erschienen sechs königliche Wachen. Keiner der Männer wirkte glücklich, aber während zwei von ihnen die Ruhe von erfahrenen Soldaten ausstrahlten, wirkten die anderen vier entweder nervös oder wütend oder beides. Einer der Wütenden zog Kylar auf die Füße. Kylar war, wie er jetzt bemerkte, an die Wand gekettet und trug noch immer die Kleidung, die er am Abend der Krönung getragen hatte. Vor einer Woche waren es hübsche Kleider gewesen. Ihre Vorderseite war steif von seinem getrockneten Blut und dem Terahs, und das Hemd stank.
    »Du bist also der große Blutjunge«, höhnte ein Wachmann mit einer auffälligen Zahnlücke. »Du wirkst nicht so mutig, wenn du keine hilflose Frau hast, hinter der du dich verstecken kannst.«
    »Tut mir leid, dass ich dich habe schlecht aussehen lassen«, sagte Kylar.
    Zahnlücke versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube.
    »Bitte, schlag mich nicht noch einmal«, bemerkte Kylar.

    »Du hast uns nicht schlecht aussehen lassen, du mordender Bastard.«
    Der Hauptmann sagte: »Sei kein Arschloch, Lew. Natürlich hat er das getan.«
    »Oben stellen sie ihn wie einen Gott dar. Blutjunge hier, Blutjunge dort. Sieh ihn dir doch an. Er ist nichts.« Lew versetzte Kylar einen beiläufigen Schlag mit dem Handrücken.
    »Lew, ich …« Der Hauptmann brach ab, als Kylar verschwand.
    Einer nach dem anderen begriffen die Wachen, dass Kylar nicht mehr da war. Für einen Moment herrschte Totenstille. Dann wurde die Stille durchbrochen vom Klirren von Fesseln, die auf den Steinboden fielen.
    »Was zur Hölle -«
    »Herr! Er ist weg!«
    »Blockiert die Tür! Blockiert die -«
    Die Zellentür fiel krachend zu, und alle Wachen waren noch im Raum. Das Schloss klickte.
    Draußen tauchte Kylar wieder auf. Grinsend wedelte er mit den Schlüsseln des Hauptmanns vor der Nase des Wachpostens.
    »Das ist gerade nicht wirklich passiert«, murmelte einer von ihnen. »Sag mir, dass das nicht wirklich passiert ist.« Eine anderer fluchte leise. Die Übrigen sahen immer noch so aus, als könnten sie es nicht glauben.
    »Hauptmann«, begann Kylar, »würdet Ihr Lew bitte darum ersuchen, mich nicht zu schlagen?«
    Der Hauptmann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Lew?«
    »Ja, Herr. Natürlich, Herr.« Lew sah Kylar in die Augen und wandte den Blick schnell wieder ab.
    Kylar öffnete die Zellentür, und die Männer schlurften einfältig hinaus.

    »Soll ich …?«, fragte Lew und hielt die Fesseln hoch.
    Der Hauptmann schluckte. »Äh, wenn es Euch nichts ausmacht, Master … äh, Kagé?«
    Kylar hielt die Handgelenke nebeneinander. Sie legten ihm die Fesseln an und verließen den Kerker. Niemand sprach ein Wort. Und es legte auch niemand Hand an ihn.

52
    Der Gerichtssaal war groß und bot Raum für Hunderte von Menschen. Er quoll aus allen Nähten, und die Türen waren aufgerissen worden, damit noch mehr Menschen hinten stehen und zuschauen konnten. An einem erhöhten Tisch saßen Logan Gyre und Herzog Wesseros Seite an Seite. Eigentlich sollte es drei Richter geben, aber Logan hatte dem letzten überlebenden Herzog, Luc Graesin, diese Pflicht nicht zumuten wollen.
    Vor dem Tisch befanden sich ein kleines Pult und ein Stuhl in einem eisernen Käfig. Der Hauptmann führte Kylar zu dem Käfig und nahm ihm die Fesseln ab. Die Menge schaute zu, schweigend, aber mit einem Gefühl großer Erwartung, als sei der Blutjunge ein Ungeheuer, das zur Schau gestellt wurde und womöglich die Gitterstäbe durchkaute. Kylar trat schweigend in den Käfig und blickte kurz zur Galerie hinüber. Logan fragte sich, ob er Ausschau nach Freunden hielt. Er fragte sich, wie viele Kylar fand.
    In den beiden ersten Reihen saßen Edelleute. Lantano Garuwashi, schweigend, aber offensichtlich in Gedanken bei der Frage, was Kylar zu erreichen versuchte, saß neben Graf Drake, dessen Kinnmuskeln angespannt und dessen Augen voller Trauer waren.
Logan fragte sich, wie viel Graf

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