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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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den Kloß in ihrer Kehle hinunterzuschlucken, als Elene sich zu ihr umwandte und sie anlächelte.
    »Du bist mir aus dem Weg gegangen«, bemerkte Elene.
    Vi wollte sagen, dass sie beschäftigt gewesen sei. Es stimmte. Die Leibeigenen versammelten sich; jeden Tag schlossen sich neue Frauen Vis Schildschwestern an; Nachrichten mussten heimlich an die Sprecherin weitergeleitet werden; und immer mussten Taktiken und Magie geübt werden. Aber all diese Dinge waren nicht der Grund, warum sie sich nicht mit Elene getroffen hatte. Während der beiden vergangenen Monate waren sie einander seltsamerweise nähergekommen, aber das Nahen des Frühlings war ein nacktes Schwert.
    »Ich brauche deinen Rat, Vi. Du weißt, wie Kylars Gabe funktioniert, und du weißt auch, wie sein Verstand funktioniert. Ich fürchte, er wird etwas Dummes versuchen, um mich zu retten, wenn …« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch.
    »Wenn was?«, fragte Vi. Dann traf es sie. »Oh, scheiße, du bist schwanger!«
    Elene errötete und sagte leise: »Eine Heilerin hat es heute Morgen bestätigt. Ich bin seit einem Monat schwanger. Bisher werde ich nicht einmal von morgendlicher Übelkeit geplagt. Ein Glück, schätze ich.«
    Glück. Das war eine Art, es auszudrücken. Wenn Kylar es herausfand … Tatsächlich hatte Vi keine Ahnung, was er tun würde, aber dummes Heldentum war sehr wahrscheinlich. Bedauerlicherweise hatte sie keine Ahnung, wie dummes Heldentum sich manifestieren würde.
    »Es verkompliziert die Dinge«, sagte Elene. Vi konnte an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie nicht nur von Kylar sprach.
    »Ich kann dir Tansy-Tee machen«, erwiderte Vi.
    Elene sah sie ungläubig an. »Wenn ich wollte, dass es stirbt, würde ich einen Monat warten! Gott, das ist das Dümmste und Gefühlloseste, was jemals irgendjemand zu mir gesagt hat.«
    Vi erstarrte. Ich bin dumm und gefühllos. Das ist der Grund, warum du niemals jemanden an dich heranlässt. Wenn du es tust, geht es schief .
    Elene schloss die Augen, und als sie sie wieder öffnete, war der Ärger verflogen. »Es tut mir leid. Ich bin sehr aufgewühlt, aber das ist keine Rechtfertigung dafür, es an dir auszulassen. Du bist nicht dumm. Es tut mir leid.«
    »Aber ich bin gefühllos.«
    Elene hielt inne. »Du bist durch die Hölle gegangen, Vi. Du bist gefühllos, aber mit jedem Tag bist du weniger gefühllos, und es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Kannst du mir verzeihen?«
    Was Elene zu einer guten Freundin und zu einer absoluten Nervensäge machte, war der Umstand, dass sie nicht log, nicht einmal wenn sie sich entschuldigte. Wäre sie weniger weichherzig, wäre der Mangel an Arglist aufreizend. Hu Gibbet hatte »immer die Wahrheit gesagt« und sie als Waffe gegen jeden eingesetzt. Elenes Sanftheit machte es schwer, weiter böse zu sein. »Ja«, antwortete Vi. »Was brauchst du?«
    Elene lächelte langsam, und es war, als breche die Sonne durch dunkle Wolken. Wenn sie ungehemmt lächelte, war sie wunderschön. Es war nicht die Schönheit einer Kurtisane - obwohl die Götter und Vi wussten, dass Elene während der letzten beiden Monate viel Zeit damit verbracht hatte, die Künste und Freuden der Kurtisanen zu erkunden -, doch sie war sehr weiblich und absolut reizvoll. Wenn Elene glücklich war, war es immer ein geteiltes Glück. Ihre Naivität, immer das Beste von anderen zu erwarten, förderte irgendwie auch das Beste in ihnen zutage.
»Ich bin froh, dass du meine Freundin bist, Vi. Ich wollte dieses Gespräch schon seit einiger Zeit mit dir führen.« Sie runzelte die Stirn, unsicher, wie sie anfangen sollte. Vi hatte plötzlich einen Kloß in der Kehle, aber es gab kein Zurück, keine Flucht.
    »Ich werde sterben«, sagte Elene. »Ich habe Angst, vor allem deshalb.« Sie legte schützend eine Hand auf den Bauch. »Ich habe mich bei Gott viel darüber beklagt, um die Wahrheit zu sagen. Ich weiß, du denkst, ich sei entweder absolut heilig oder absolut irregeleitet, aber ich habe Gott auf jede mir bekannte Weise gebeten, mich am Leben zu lassen, ohne Seinen Plan zu stören. Ich will leben, und ich will, dass Kylar lebt, und ich will, dass unser Kind lebt, und ich will, dass Kylar all die großen Dinge tut, für die Gott ihn geschaffen hat.«
    »Und was sagt dein Gott dazu?«, fragte Vi. Die Art, wie Elene mit ihrem Gott redete, entsprach ganz und gar nicht der Art, wie Vi mit Nysos sprach, aber ob Er real war oder nicht, Er war in Elenes Geist real, und man verspottete nicht den

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