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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zu sterben. Natürlich tat sie das. Zwanzigtausend gute Gründe dafür marschierten durch die Stadt. Sie war so tapfer, dass es Dorian wehtat.
    »Ich liebe Euch«, sagte er. Es rutschte ihm einfach heraus. Er öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, aber sie legte ihm einen Finger auf die Lippen.
    »Danke«, erwiderte sie. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sachte.
    Es hätte nicht so viel bedeuten dürfen, diese Worte, dieser Kuss, von einem Mädchen, das glaubte, dem Tod ins Auge zu sehen, aber sie waren für Dorian flüssiges Feuer und Hoffnung und Leben.

    »Eine Chance haben wir allerdings«, sagte er.
    »Wirklich?«
    Er schüttelte sich, und Halbmann - zumindest die feyurischen Ohren und Augenbrauen und die weniger behaglichen Teile seiner Eunuchentarnung - platzte auseinander und zerfiel.
    Rugger keuchte auf. »Dorian?«, stieß er hervor.
    Dorian funkelte ihn an. Rugger ließ sich aufs Gesicht fallen. »Euer Heiligkeit«, murmelte er.
    So einfach war das. Garoth Ursuul war ein absoluter Herrscher gewesen, und wenn man die moralischen Dimensionen außer Acht ließ, hatte er effizient und gut regiert. Sein Tod hinterließ ein Vakuum und ein Volk, das erwartete, regiert zu werden, so wie es immer gewesen war. Es war ein Volk, das es gewohnt war, Befehlen sofort zu gehorchen. Dorian und Jenine liefen über die Lichtbrücke zurück in die Zitadelle.
    Aus irgendwelchen Tiefen seines Geistes zog Dorian die korrekten Sequenzen hervor und bewegte die Flure so, dass das Vordertor zur Geringeren Halle führte, die ihrerseits zur Größeren Halle und schließlich in den Thronsaal führte. Die Steine knirschten und zitterten und gehorchten ihm.
    Bevor er den Thronsaal betrat, lief Dorian zu seinem alten Quartier. Hopper weigerte sich, die Tür zu öffnen, daher musste Dorian sie auf brechen. Er entschuldigte sich hastig bei den verängstigten Konkubinen, die ihn alle so ansahen, als sollten sie ihn kennen, die ihn jedoch nicht einordnen konnten. Hopper erkannte ihn schneller und ließ sich aufs Gesicht fallen.
    »Hopper, verdammt, dafür habe ich keine Zeit. Geh in die Gemächer des Gottkönigs und hol mir die vornehmsten Kleider, die du finden kannst, und komm so schnell zurück wie möglich. Ihr Mädchen müsst Jenine geziemend kleiden, und dann brauche ich zwei oder drei von euch als Thronschmuck - aber
es ist gefährlich. Nur Freiwillige, und nur dann, wenn ihr in fünf Minuten fertig sein könnt.«
    »Ich will Euch nicht verlassen«, sagte Jenine, als er sich zum Gehen anschickte.
    »Wenn es funktionieren soll, müsst Ihr es tun«, erwiderte Dorian.
    Sie begann zu protestieren, doch dann nickte sie. Er lief aus dem Raum.
    Er ging nicht in den Thronsaal. Stattdessen eilte er in die Schlafgemächer seiner Brüder. Sie waren übersät von Leichen. Die Edelinge hatten sofort begriffen, was der Tod des Gottkönigs für sie bedeutete. Mehrmals fand Dorian bei seiner Suche jüngere Kinder, die sich hinter Betten oder in Schränken versteckten. Er ließ sie unversehrt. Er suchte nur nach Amplifia, und in mehreren der Räume fand er sie in großer Zahl. Die älteren Edelinge hatten so viele Verstärker wie möglich gesammelt oder geschaffen, wohl wissend, dass sie eines Tages möglicherweise den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen würden. Dorian raffte so viele zusammen, wie er tragen konnte, und lief in den Thronsaal.
    Der Thronsaal selbst war Schauplatz einer der schlimmsten Schlachten gewesen. Zwanzig tote Edelinge und zwei Vürdmeister lagen in dem Gestank des Todes. Zwei junge Männer lebten noch, wenn auch zu schwer verletzt, um ihre Vir zu benutzen. Dorian brachte ihre Herzen zum Stillstand. Die Verstärker, die er gesammelt hatte, waren nutzlos für ihn. Er hatte noch ein wenig Macht übrig behalten, aber es waren jetzt so viele Vürdmeister auf dem Weg zum Thronsaal, dass es großer Macht bedürfen würde, sie alle zu überwältigen. So großer Macht, dass Dorian deren Benutzung nicht überleben würde.
    Jenine, Hopper und zwei junge Konkubinen kamen hereingelaufen.

    »Ihr seht umwerfend aus«, sagte Dorian zu Jenine. Sie trug grüne Seidengewänder und Smaragde. »Meine Damen«, richtete er das Wort an die Konkubinen, »Eure Tapferkeit wird nicht vergessen werden.«
    »Sie haben die Brücke überquert«, meldete Hopper sich zu Wort. Er förderte einige von Garoths prachtvollen Kleidungsstücken zutage, und die Frauen zogen Dorian aus und kleideten ihn wieder an, so schnell sie

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