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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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seinen Körper. »Was ist das?«
    Ashaiah sah Jenine an, dann kam er offenkundig zu dem Schluss, dass er die Wahrheit sagen müsse, und antwortete: »Sollten die Wilden einfallen, ist dies Eure Rettung, Euer Heiligkeit. Es ist unser Korpusarium. Wenn General Naga davon spricht, dass die Clans eine Armee ausheben, ist es dies, was er meint. Vor zwei Jahren fand einer der Barbarenhäuptlinge ein uraltes Massengrab und entdeckte ein Geheimnis, von dem wir lange dachten, es sei allein unseres.«
    »Die Erweckung von Toten?«
    »Sozusagen, Euer Heiligkeit.«

    »Sozusagen?«
    »Die Seelen der Menschen bleiben unberührt«, erklärte Ashaiah Vul.
    »Ich habe eine vornehme Ausdrucksweise schon immer gemocht.«
    Ashaiah blinzelte; zu kichern wagte er nicht. Jenine war zu sehr damit beschäftigt, sich voller Staunen umzuschauen. Er glaubte nicht, dass sie ihn auch nur gehört hatte. »Wir verfügen nicht über die Macht, die Seelen von Menschen an ihre Körper zu binden. Eure Vorgänger haben versucht, sich auf diesem Wege unsterblich zu machen, aber es hat niemals gut funktioniert. Dies hier ist etwas anderes. Wir nennen es Erweckung, weil wir die Knochen der Toten benutzen und sie mit einer Art von Geist vereinen, den wir die Fremden nennen. Das Ergebnis sind die Krul. Man nannte sie ursprünglich die Gefallenen, denn wann immer sie in der Schlacht fallen, können sie wiedererweckt werden, wenn ein Vürdmeister zugegen ist.«
    »Erklärt mir die Prozedur einen Schritt nach dem anderen«, befahl Dorian, dessen Übelkeit sich verschärfte.
    »Es nimmt von den Gruben seinen Ausgang. Das hat es immer. Die Gottkönige haben stets gesagt, dass das Erz unter Khaliras mächtig sei, und das sei der Grund, warum die Sklaven, die Verbrecher und die gefangenen Feinde gezwungen würden, dort zu arbeiten. Das ist aber eine Lüge. Wir brauchen ihre Dienste nicht; wir brauchen das Erz nicht. Wir brauchen die Knochen der Gefangenen und ihre Qual. Ihre Knochen geben uns einen Rahmen. Ihre Qual zieht die Fremden an.«
    »Was sind diese Fremden?«, erkundigte sich Dorian.
    »Das wissen wir nicht. Einige von ihnen sind seit Jahrtausenden hier, aber trotz ihrer langen Erfahrung sind wir ein Rätsel für sie. Sie haben keine materiellen Körper - obwohl mein Meister
behauptete, dass sie einst auf Erden gewandelt seien, Geliebte genommen und Kinder geboren hätten, die die Helden der alten Zeit waren, die Nephilim. Die Leute aus dem Süden behaupten, der Name habe seinen Ursprung in dem Umstand, dass die Fremden einst Kinder ihres Einen Gottes waren, die aus dem Himmel verbannt wurden.« Er lächelte schwach; offensichtlich bedauerte er, irgendetwas über eine südliche Religion gesagt zu haben.
    »Was ist geschehen?«
    »Das wissen wir nicht. Aber die Fremden sehnen sich danach, wieder Fleisch zu tragen. Also nehmen wir die Knochen unserer Verstorbenen und weihen sie der Verwendung durch die Fremden. Das ist übrigens der Grund, warum Gottkönige sich einäschern lassen; sie wollen vermeiden, dass wir ihre Knochen benutzen.«
    »Und dann?«
    »Reale Knochen sind notwendig, aber nicht ausreichend, um den Gefallenen ein Gefühl der Körperlichkeit zu geben, und für diese Verkörperlichung bieten sie ihre Dienste an. Wir geben ihnen Fleisch. Es braucht nicht einmal menschlich auszusehen. Einige Gottkönige glaubten, dass jede Gestalt möglich sei, dass man menschliche Knochen in die Gestalt eines Pferdes oder eines Hundes bringen könne. Es erschwert das Binden der Gefallenen, da sie Menschen zu sein wünschen, nicht Pferde, aber es ergibt ein prächtiges Ross.«
    »Und die Muskulatur, die Haut und so weiter, müssen diese Dinge genauso mühsam gefertigt werden wie die Skelette?«, wollte Dorian wissen. Er war als Heiler ausgebildet worden, und er konnte sich die komplizierte Magie vorstellen, die notwendig sein würde, um einen ganzen lebenden Körper zu erschaffen.
    »Wenn ein gutes Skelett da ist und genug Ton und Wasser, helfen die Fremden der Magie, Muskeln, Sehnen und Haut zu bilden. Sie sind niemals so kräftig wie ein Mann. Gottkönig Roygaris
konnte Krul fertigen, die ein Jahrzehnt oder länger lebten, aber er war ein brillanter Anatom. Er war in der Lage Krulpferde, -wölfe, -tiger, -mammuts und andere Kreaturen zu erschaffen, für die wir heute keine Namen mehr haben.«
    »Sie funktionieren wie lebende Wesen?«
    »Sie sind lebende Wesen, Euer Heiligkeit. Sie atmen, sie essen, sie« - wieder sah er Jenine an - »entleeren ihre Gedärme.

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