Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
den gefrorenen Pommes frites vom Kühlschrank aus zu und nahm das Paket Hamburger heraus. »Du breitest sie einfach auf dem Backblech aus und schiebst es dann in den Ofen.«
»Gut.« Er war ziemlich sicher, dass er den Ofen irgendwie in Gang setzen konnte, aber was, zum Teufel, war ein Backblech?
»Töpfe und Pfannen sind hier.« Laut vor sich hin pfeifend, begann sie in einem Schrank zu kramen. Kochen stand eigentlich ganz unten auf der Liste ihrer bevorzugten Freizeitbeschäftigungen, aber wenn es hart auf hart kam, dann gab sie ihr Bestes. »Hier, nimm das.« Sie reichte Jacob ein rechteckiges Stück Metall, das von der Hitze schwarz angelaufen war.
Das Backblech, schloss er folgerichtig. Also machte er sich an die Arbeit. »Nach Kaffee zu fragen wäre wohl zu viel verlangt, was?«
»Aber nein, ich habe immer einen Vorrat.« Immer noch pfeifend, warf sie die gefrorenen Hamburger in die Pfanne, setzte Wasser für Kaffee auf und stellte Tassen bereit. Beschwingt griff sie in eine Chipstüte und führte einen kleinen Stepptanz auf, während sie sich die Chips in den Mund stopfte. »Wärme, heißes Wasser, richtiges Essen. Man weiß die kleinen Dinge des Lebens gar nicht zu schätzen, bis man sie auf einmal nicht mehr haben kann«, sagte sie mit vollem Mund. »Ich weiß wirklich nicht, wie die Menschen früher zurechtgekommen sind. Man stelle sich vor, Wasser in einem Topf auf dem offenen Feuer erhitzen. Das muss doch ewig gedauert haben.«
Jacob starrte auf den Heizring unter dem Kessel, der langsam rot zu glühen begann. »Allerdings«, murmelte er und überlegte sich schon, ob er das Kaffeepulver einfach so essen sollte.
»Übrigens, die Pommes werden niemals fertig, wenn du sie nicht in den Ofen schiebst.«
»Ja.« Er wünschte, sie würde ihn nicht so genau beobachten, während er die Knöpfe des Herds studierte. Er hätte jetzt ein Jahr seines Lebens für den Nahrungskonverter in seinem Labor gegeben.
»Du verbringst nicht gerade viel Zeit in der Küche?«, fragte Sunny hinter ihm.
»Nein.«
»Da wäre ich nie drauf gekommen.« Sie schnalzte mit der Zunge, drehte den Backofen an und schob das Blech hinein. »So ungefähr in zehn, fünfzehn Minuten müssten sie fertig sein.«
»Du meinst Sekunden?«
»Ich liebe Optimisten. Nein, Minuten.« Und weil sie volles Verständnis für Menschen hatte, die morgens aufwachten und am liebsten alles und jeden anfallen würden, tätschelte sie seine Wange. »Warum gehst du nicht duschen? Danach fühlst du dich bestimmt besser. Und wenn du herunterkommst, ist hier alles fertig.«
»Einverstanden. Danke.« Und auf dem Weg nach oben ins Bad dachte er, dass das mit Abstand das Netteste war, was sie bisher für ihn getan hatte.
Oben verfluchte er die archaische Ausstattung der Dusche mit Inbrunst. Trotzdem behielt Sunny recht – er fühlte sich wesentlich besser danach. Mit seinem Ultraschallrasierer entfernte er die Bartstoppeln, wendete seine tägliche Dosis Fluoratin an, und weil er neugierig war, öffnete er die Tür des Spiegelschranks über dem Waschbecken.
Er hatte eine wissenschaftliche Schatztruhe gefunden. Lotionen, Wässerchen, Cremes, Puder. Ein Blick auf den Nassrasierer ließ ihn erschauern. Als er die Zahnbürsten sah, musste er grinsen. Er betrachtete die runden Scheiben, die wohl aus Watte sein mussten, die winzigen Pinsel und Quasten, die kleinen Behälter, gefüllt mit buntem Puder.
Da war auch eine Lotion mit einem exotischen Namen. Als er den Verschluss abschraubte und daran roch, war ihm, als stünde Sunny neben ihm in dem kleinen Raum voller Dampf. Hastig schraubte er die Flasche wieder zu.
Es gab auch Tabletten. Solche gegen Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Erkältungen, Nebenhöhlenentzündung. Er würde sich gleich eine Notiz machen, damit er nicht vergaß, einige Muster davon mit nach Hause zu nehmen. Dann war da noch eine Plastikhülle mit einem runden Blatt und kleinen, im Kreis angeordneten Pillen, aber es fand sich keine Beschreibung. Da die Hälfte der Pillen fehlte, ging er davon aus, dass Sunny dieses Medikament regelmäßig nahm. Das beunruhigte ihn. Ihm gefiel der Gedanke nicht, sie könne krank sein. Er legte die Pillen zurück und überlegte sich, wie er sie am besten auf ihren Gesundheitszustand ansprechen könnte.
Auf dem Weg nach unten wehte ihm ein himmlischer Duft entgegen. Jacob hatte zwar keine Ahnung, was sie mit diesem Klumpen gefrorenen Fleisches angestellt hatte, aber es roch unglaublich verlockend. Und nach
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