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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schachtel mit Keksen holen, er neue Kerzen.
    »Hast du das hier gelesen?«
    Sunny sah zu ihm hinüber. Es war der erste Satz seit über einer Stunde. »Was denn?«
    »‘Jane Eyre‘.«
    »Ja, sicher.« Es tat gut, wieder eine Unterhaltung zu führen. Sie hielt ihm die Keksschachtel hin. Als Friedensangebot sozusagen.
    »Und? Was hältst du davon?«
    »Ich lese gerne über die Umgangsformen früherer Jahrhunderte. Sie waren damals so streng und puritanisch, und doch brodelte die Leidenschaft unter der manierlichen Oberfläche.«
    Er musste lächeln. »Meinst du?«
    »Sicher. Außerdem ist es wunderbar geschrieben und so romantisch.« Sie hatte die Beine über die Sessellehne gelegt, ihre Augen blickten verträumt und schläfrig, und ihr Duft – verflucht sei sie – hing in der Luft. »Das unscheinbare, mittellose Mädchen gewinnt das Herz des grüblerischen Helden.«
    Er sah sie zweifelnd an. »Und das ist romantisch?«
    »Aber natürlich. Das düstere Moor, über dem der Wind heult, schmerzvolle Tragik und selbstlose Aufopferung. Es gab da eine wirklich fantastische Verfilmung vor ein paar Jahren. Hast du den Film gesehen? Er ist wirklich sehr gut.«
    »Nein.« Immer noch verwirrt, legte er das Buch beiseite. »Meine Mutter hat das Buch zu Hause. Sie liest gern Romane.«
    »Wahrscheinlich muss sie sich nach einem anstrengenden Tag bei Gericht entspannen.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »Was macht dein Vater eigentlich?«
    »Dieses und jenes.« Seine Familie schien ihm plötzlich unendlich weit weg. »Er arbeitet gern im Garten.«
    »Meiner auch. Kräuter, vor allem.« Sie zeigte auf ihre leere Teetasse. »Aber er versucht sich auch an Blumen. Und Gemüse. Als wir noch klein waren, hatten wir einen Gemüsegarten direkt vor der Küche. Wir haben praktisch nur von Gemüse gelebt. Deshalb esse ich wohl heute auch so wenig wie möglich davon.«
    Er versuchte sich vorzustellen, wie ein Leben in dieser Einöde gewesen sein musste, und konnte es nicht. »Wie war es, hier aufzuwachsen?«
    »Normal.« Sie erhob sich und stocherte im Feuer. Dann setzte sie sich neben ihn auf die Couch, hatte für einen Moment vergessen, wie unruhig der Sturm sie machte. »Ich dachte wohl, dass jeder so lebt wie wir. Bis wir eines Tages in die Stadt fuhren und ich die Lichter sah, die vielen Menschen, die hohen Gebäude. Für mich war es, als hätte jemand ein Kaleidoskop auseinandergebrochen und mir all die vielen Farben geschenkt. Wir sind später regelmäßig hierher zurückgekommen, und das war auch in Ordnung so.« Gähnend ließ sie sich zurückfallen. »Aber mich hat es seitdem immer wieder zurück in die Großstadt gezogen. Hier ändert sich nie etwas, und auf der einen Seite ist das schön, denn es ist absolut verlässlich. Aber in der Stadt gibt es immer etwas Neues. Ich liebe den Fortschritt.«
    »Und doch bist du jetzt hier.«
    »Oh, das ist eine selbst auferlegte Buße.«
    »Buße? Wofür?«
    Sie zuckte die Schultern. »Das ist eine lange Geschichte. Was ist mit dir? Bist du ein Stadtmensch, der sich nach dem friedlichen Leben auf dem Lande sehnt?«
    Er sah nachdenklich aus dem Fenster. »Nein.«
    Sie tätschelte lachend seine Hand. »Da sitzen wir also nun zusammen, zwei hektische Stadtmenschen, die im tiefsten Winter mitten in der Pampa feststecken. Sollen wir Karten spielen?«
    Seine Laune schoss augenblicklich nach oben. »Poker?«
    »Was sonst!«
    Sie erhoben sich beide zur gleichen Zeit und prallten aneinander. Er griff automatisch ihren Arm, um sie zu stützen, hielt sie noch fest, als sie längst schon wieder sicher stand. Er spürte, wie sie sich versteifte, und auch er spannte sich an. Nur mit äußerster Anstrengung hielt er sich davon zurück, mit der anderen Hand über ihr Gesicht zu streicheln. Sie trug kein Make-up. Ihr Mund, voll und sinnlich, war nackt. Er riss seinen Blick davon los, um ihr in die Augen zu sehen.
    »Du bist sehr schön, Sunbeam.«
    Das Atmen tat weh. Sie hatte Angst, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. »Ich sagte doch schon, du sollst mich nicht so nennen.«
    »Manchmal passt es einfach besser. Ich dachte immer, Schönheit sei nur ein genetischer Glücksfall oder ein künstliches Erzeugnis. Bei dir komme ich jedoch ins Grübeln.«
    »Du bist ein seltsamer Mann, Hornblower.«
    Er lächelte knapp. »Du ahnst nicht, wie Recht du damit hast.« Nachdem er einen Schritt zurückgetreten war, fügte er hinzu: »Komm, lass uns Karten spielen.«
    »Gute Idee.« Sie ging zur Kommode, um die Karten aus

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