Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Stadt, in der sie lebte. Verdrossen drehte er dem alten Mann den Rücken zu und begann wieder, auf den Boden einzuhacken.
    »Sie sind ein seltsamer Vogel«, meinte der alte Mann hinter ihm. »Macht Spaß, sich selbst zu quälen, wie?«
    Edward schenkte ihm keine Beachtung, bis der Alte endlich davon schlurfte. Er hackte die Erde weiter auf, unerbittlich, stampfend, mechanisch. Wenn er sich selbst quälen wollte, war das sein gutes Recht.
    Er machte keine Pause, trank kein Wasser und arbeitete verbissen weiter, bis die Dämmerung sich über das karge, steinige Land senkte. Diese Tageszeit war ihm verhasst, denn auf dem Weg in die Stadt fingen seine Gedanken an zu wandern, so müde und erschöpft er auch sein mochte.
    Edward packte seine Gerätschaften zusammen, schwang sich den Rucksack über die Schulter und machte sich auf den Rückweg. Es kostete ihn all seine Willenskraft, an nichts zu denken. Jetzt hätte er den Alten gern neben sich gehabt und lieber seinem Geschwafel zugehört als seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.

    Als Edward Hopeville erreichte, brodelte Wut in ihm hoch. Wut auf sich selbst, Wut auf Sofie, Wut auf die ganze Welt.
    Es war der Gipfel der Ironie. Er hatte sich in ihr Leben eingemischt, um sie zu befreien, -und hatte sich dabei zum Sklaven gemacht. Sie dachte längst nicht mehr an ihn, aber er konnte sie nicht vergessen. Keine einzige Sekunde, keiner einzigen Stunde, keines einzigen Tages.
    Edward stapfte die Hauptstraße entlang, nickte gelegentlich einem Ladenbesitzer zu. oder einem Soldaten. Da der Zug aus Kimberley in Hopeville hielt, gehörten die Rotröcke zum Stadtbild. Im Mai war ein Waffenstillstand unterzeichnet worden, der allerdings ständig durch Terroranschläge und Gewaltakte von Radikalen beider Seiten verletzt wurde.
    Die Straße war breit, öde und staubig. Es war Winter im Tal des Orange River, und das bedeutete, dass es soweit abgekühlt hatte, dass man sich im Freien aufhalten konnte. Die Regenfälle waren in diesem Jahr ' stärker gewesen als sonst. Die weiß getünchten Holzhäuser am Stadtrand waren braungrau mit Lehm bespritzt. In der Stadtmitte bemühten sich die Ladenbesitzer nicht mehr, ihre Häuser weiß oder bunt anzustreichen. Im Winter verdreckten sie durch den Regen und im Sommer vom Staub. Triste, windschiefe Häuser mit falschen Fassaden säumten die baumlose Durchgangsstraße.
    Edward hatte ein Zimmer im besten Hotel der Stadt gemietet, einem zweistöckigen, mit Stuck überladenen Bau. Er stieg die roten Ziegelstufen hinauf, durchquerte die abgedunkelte Halle und ließ sich vom verschlafenen Portier den Schlüssel geben.
    Im ersten Stock wollte Edward den Schlüssel ins Schloss stecken. Die Tür gab nach und schwang leise quietschend auf. Edward griff blitzschnell nach seiner Pistole, die im Rücken in seinem Gürtel steckte, drückte sich flach gegen die Wand und wartete auf den Eindringling. Es war kein Geheimnis, dass er die Taschen voller Diamanten hatte.
    »Edward?«
    Überrascht, doch ohne eine Miene zu verziehen, betrat Edward das Zimmer und hielt den Pistolenlauf zu Boden gesenkt. Auf seinem Bett richtete sich eine Frau auf.
    Sie lächelte. Schwarzes Haar umrahmte ein hübsches Gesicht. Ihre Röcke waren bis zu den Knien hochgeschoben und entblößten lange, wohlgeformte, milchkaffeebraune Beine. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, gurrte sie.
    Verärgert warf er die Tür mit dem Absatz seiner staubigen Stiefel hinter sich zu. »Wie sind Sie reingekommen?«
    »Mit einem freundlichen Lächeln.« Sie stand auf und kam auf ihn zu, legte ihre weichen Arme um seinen Hals und schmiegte ihre üppigen Formen an ihn.
    Edward hatte das Hemd nicht zugeknöpft. Ihre harten Brustknospen drückten sich durch die dünne Seide ihres Kleides gegen seine Muskeln. Edward legte die Pistole auf die Kommode, nahm ihre Handgelenke, löste ihre Arme von seinem Hals und schob sie von sich. Er blieb ernst. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
    »An mir hat es nicht gelegen«, raunte sie verführerisch. »Ich bin Helen und bemühe mich seit Februar um deine Aufmerksamkeit, Edward. Magst du keine Frauen?«
    Edward hatte sie schon gesehen. Sie war das einzige hübsche Mädchen, das noch in der Stadt geblieben war. Er hatte ihre Annäherungsversuche bemerkt und nicht beachtet. Er hatte sein sexuelles Verlangen vor langer Zeit verloren, seit er am Weihnachtsmorgen mit zwei billigen Huren im Bett aufgewacht war, an deren Namen er sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher