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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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richtete sich auf. Sofie drehte sich sehr langsam um, ihr Gesicht weiß wie ein Laken. Als sie ihn bemerkte, entfuhr ihr ein Schrei. Georges legte ihr beschützend die Hand auf die Schulter.
    In Edward stieg der unbändige Wunsch hoch, ihm die Hand wegzuschlagen und ihn gleichzeitig in den Magen zu treten.
    Sofie war aufgesprungen.
    Edward blieb vor ihr stehen. Er schlug den Franzosen nicht zu Boden. Er lächelte nur kalt. Und er gab sich keine Mühe, seinen Zorn zu verbergen. Er machte auch keinen Versuch, leise und höflich zu sprechen. »Wo, zum Teufel, ist unser Kind, Sofie?« donnerte er, die Fäuste geballt. »Und was, zum Teufel, hast du hier zu suchen?«
    Kapitel 20
    Sofie starte Edward an, ohne zunächst zu begreifen, dass er wahrhaftig vor ihr stand, hier im Zut. Es war wie im Traum. Aber es war kein Traum. Edward war endlich gekommen.
    Sie konnte nicht sprechen.
    »Ich bin kein Geist«, sagte Edward und durchbohrte sie mit kalten Blicken. »Du siehst mich an, als sei ich ein Gespenst. Was ist los, Sofie? Freust du dich nicht, mich zu sehen? Du hast mir doch geschrieben. Oder komme ich etwa ungelegen?«
    Sein spöttischer Tonfall gefiel ihr nicht. Sie bemühte sich verzweifelt, die Fassung zu wahren, die sie in seiner Nähe brauchte wie einen Schutzpanzer. Hatte sie nicht gewusst, dass er kommen würde? Hatte sie nicht gebetet, er möge kommen?
    Aber er war nicht rechtzeitig gekommen. Bilderfetzen jagten ihr durch den Kopf. Die sorgenvollen Gesichter von Rachelle und Paul, während Sofie sich an sie klammerte und vor Schmerz schrie, einem unbeschreiblichen Schmerz, der ihren Leib zu zerreißen drohte. Bitterkeit stieg in ihr hoch. Edward war nicht zur Geburt ihrer Tochter gekommen. Es war eine lange und schwere Geburt gewesen. Sofie hatte vierundzwanzig Stunden in den Wehen gelegen, deren Schmerz sich von Stunde zu Stunde steigerte. Und endlich hatte sie Edana aus sich herausgepresst und dabei beinahe das Bewusstsein verloren. Als sie völlig ausgelaugt und in Schweiß gebadet dalag, vor Erschöpfung kaum die Lider heben konnte, hatte Georges ihre Hand gehalten. Und als sie endlich ihre winzige Tochter in den Armen hielt, waren ihr die Tränen über die Wangen gelaufen, nicht vor Mutterglück, sondern vor Erschöpfung.
    Edward war nicht gekommen, nicht im Juli, nicht im August, nicht im September.
    Sofie ballte die Fäuste, um sich ihren Zorn nicht anmerken zu lassen. »Nein, du kommst nicht ungelegen. Ich bin nur erstaunt, weiter nichts.«
    »Ach, tatsächlich?« Er lächelte, seine Grübchen vertieften sich, aber es war ein kaltes, böses Lächeln. »Ich bin mehr als nur erstaunt, dich in dieser Männerspelunke vorzufinden. Ich wusste gar nicht, dass Frauen hier Zutritt haben.«
    Sofie sah keinen Grund, sich vor ihm zu rechtfertigen, aber sie tat es dennoch. »Paul Durand-Ruel ermöglicht mir eine Einzelausstellung in New York, nicht in Paris, weil dort die Kritiker aufgeschlossener sind. Das ist der Grund, warum wir heute hier feiern, Edward. Meine Freunde haben darauf bestanden.«
    Edward verzog verächtlich die Mundwinkel. »Aha. Deshalb bist du also hier. Du feierst. Mit deinen Freunden.«
    Sofie straffte die Schultern. »Ja.«

    Er maß sie unverschämt und verächtlich. »Wo ist das Kind?« schnarrte er.
    Sofie holte tief Luft. »Bei meiner Freundin Rachelle. Sie fährt Edana spazieren.«
    Er stand reglos da. »Edana?«
    »Ja. Edana Jacqueline O'Neil. «
    Ihre Blicke hefteten sich ineinander. Edwards Gesicht war merkwürdig angespannt.
    »Ich will sie sehen. «
    »Gern«, sagte Sofie. »Sie werden bald zurück sein. Du kannst uns später besuchen.«
    »Wir gehen gemeinsam«, forderte er herrisch.
    Sofie stockte der Atem. Angst stieg in ihr hoch. Es war gefährlich, mit ihm allein zu sein.
    Edward verzog die Mundwinkel, denn er schien ihre Gedanken zu lesen. »Ja«, meinte er leise und gedehnt. »Auch darauf freue ich mich.«
    Sofie wirbelte herum und versuchte zu fliehen.
    Edward packte blitzschnell zu und hielt sie am Arm fest. »O nein«, knirschte er zwischen den Zähnen hervor. »Du läufst nicht vor mir weg. Wir müssen reden.« Seine kräftigen Finger drückten sich schmerzhaft in ihren Ellbogen.
    Sofie scheute sich, eine Szene zu machen. »Einverstanden. Lass mich los, bevor einer meiner Freunde auf die Idee kommt, du wolltest mir Gewalt antun, und mir zu Hilfe kommt.«
    Edward maß sie kalt, ließ jedoch von ihr ab. Sofie verließ das Lokal und trat in den milden Herbstnachmittag hinaus.

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