Jenseits Der Unschuld
Liebesaktes.
Benjamin legte sich auf sie, und Suzanne schlang die Arme um ihn, spreizte die Beine. Sie fieberte, war nass und offen.
Die Zellentür war unverriegelt. Der Wärter grinste lüstern und wissend. Aus den anderen Zellen johlten die Männer und schrien Zoten. Suzanne betrat die Zelle, gefangen von Jakes glühendem, goldenem Blick. Hinter ihr fiel die Tür zu' der Riegel wurde vorgeschoben. Jake stieß sich von der Wand ab, seine Erektion drängte sich deutlich sichtbar an den dünnen Baumwollstoff seiner Hose. Er zog die Mundwinkel hoch und krümmte den Mittelfinger.
Suzanne eilte auf ihn zu. Er drückte sie gegen die Wand, riss ihr die Röcke hoch und pfählte sie, heiß und hart, beinahe schmerzlich.
Suzanne schrie auf. Benjamin bewegte sich in ihr, und sie kam in einem gleißenden Licht und loderndem Feuer.
Kurze Zeit später schlug sie die Augen auf und starrte an die Zimmerdecke. Benjamin küsste sie auf die Wange.
»Danke, Liebes«, murmelte er und rollte sich auf seine Seite des Bettes, den Rücken ihr zugewandt. In den Nächten, in denen er zu ihr kam, blieb er stets bis zum Morgen, was Suzanne nicht weiter störte, denn er schlief tief und rührte sie nicht wieder an.
Suzanne verzehrte sich vor Verlangen. Ihre Vagina pochte immer noch, doch es war mehr als das. Tränen brannten ihr in den Augen, das Herz war ihr schwer. Sie hasste Jake, sie vermisste ihn, sie brauchte ihn. Es verging keine einzige Nacht, in der sie sich nicht nach ihm verzehrte, doch die Nächte, in denen Benjamin zu ihr kam, waren die schlimmsten.
Zwangsläufig verglich sie Benjamin mit dem Mann, der sie einst gehörte. Obschon die Vernunft ihr einhämmerte, wie unglücklich sie damals gewesen und wie zufrieden sie heute war, so erwies sich Vernunft als kalter Bettgenosse und Zufriedenheit nicht minder. Wenn Benjamin neben ihr lag, packte sie eine Sehnsucht, die ebenso hoffnungslos wie heftig war.
Suzanne rollte sich zur anderen Seite und drückte das Kopfkissen an sich. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich ausgemalt hatte, mit Jake zusammen zu sein, während ihr Ehemann sich in ihr erleichterte. Seit jeher war Jake der dritte in ihrem Ehebett. Doch ihre Fantasie hatte nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Das letzten Mal, als sie Jake gesehen hatte, war er im Gefängnis, und die Begegnung war völlig anders verlaufen als in ihrer Fantasie. Er hatte sie zurückgewiesen, hatte nichts mit ihr zu tun haben wollen. Suzanne liefen Tränen über die Wangen.
New York City, 1888
»Folgen Sie mir, Ma'am«, sagte der Wärter.
Suzanne trug ein schwarzes Kostüm, passend zu ihrer düsteren Stimmung; dazu einen schwarzen Hut mit Halbschleier und schwarze Handschuhe. Sie hielt sich ein weißes Spitzentüchlein unter die Nase gegen die üblen Gerüche nach Männerschweiß, Urin und Gefängniskost. Sie folgte dem Wärter hocherhobenen Hauptes und mit arroganter Miene, während sie innerlich kochte. Ihre hohen Hacken klickten laut auf den Steinfliesen. Der Wärter öffnete eine Tür zu einem kleinen Raum mit einem verschrammten Tisch und zwei Stühlen. Jake saß auf einem der Stühle, wirkte abgespannt und übernächtigt. Hinter ihm stand ein zweiter Wärter.
Der erste Wärter ließ Suzanne eintreten. Beide Aufseher trugen schwere, blauschwarz schimmernde Pistolen in Halftern, an ihren Gürteln hingen Schlagstöcke an Ketten befestigt.
Jake empfing Suzanne mit ausdruckslosem Gesicht. Suzanne starrte ihn finster an, dann drehte sie sich zu dem Wärter um, der sie zu ihrem Ehemann gebracht hatte. »Soll das heißen, wir können keine fünf Minuten alleine sein?« fuhr sie ihn an.
Die beiden Aufseher verließen wortlos den Raum. Suzanne wartete, bis die Tür hinter ihnen versperrt war, wusste aber, dass sie durch ein Guckloch in der Wand beobachtet wurden. Sie fuhr zu Jake herum. »Morgen liefern sie dich an England aus. Was soll ich nur tun?« jammerte sie verzweifelt.
Er sah sie gleichmütig an. »Wo ist Sofie?«
Suzanne erbleichte, dann ging sie mit geballten Fäusten auf ihn los. »Sofie! Sofie ist zu Hause, wo ein kleines Mädchen hingehört. Du elender Schurke! «
Er erhob sich und baute sich drohend vor ihr auf. »Ich wollte Sofie sehen, Suzanne, um mich von ihr zu verabschieden. Wieso hast du sie nicht mitgebracht?«
»Und was ist mit mir?!« schrie sie und begann auf ihn einzuschlagen. »Was ist mit mir, du Dreckskerl? Du sitzt im Gefängnis! Aber glaub bloß nicht, dass es für mich leicht ist, frei zu sein. Es ist
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