Jenseits Der Unschuld
schlimmer denn je! Die Leute weichen mir auf der Straße aus, kein Mensch grüßt mich! «
Jake machte keine Anstalten, ihren Schlägen auszuweichen, die ihn im Gesicht, an Schultern und Brust trafen, bis sie endlich keuchend von ihm abließ. »Man bringt dich nach England, und ich bin allein! Fahr zur Hölle, Jake!«
schluchzte Suzanne.
Sein Mund wurde schmal, seine Augen verdunkelten sich, doch er sagte nichts.
Suzanne hatte plötzlich aufgehört zu weinen und sah ihm ins Gesicht. »Kümmert es dich eigentlich, was aus mir wird?«
Ein Muskelstrang in seinen Wangen bewegte sich. Er schwieg immer noch.
»Es war schlimm genug zu Beginn unserer Ehe. Mit deinem geschäftlichen Erfolg wurde das Leben endlich etwas besser. Nicht alle Türen öffneten sich, aber doch einige. Und jetzt sind alle wieder zugeworfen -alle!« Nun flossen ihre Tränen erneut.
»Du wirst es überleben, Suzanne«, sagte er schließlich kühl. »Und zwar nicht schlecht. Darauf verstehst du dich.«
Wieder versiegten ihre Tränen. »So wie ich die ersten erbärmlichen Jahre unserer Ehe in dieser Bruchbude überlebt habe, die du mir als Heim anzubieten gewagt hast?« stieß sie wutentbrannt hervor.
»Ja, so wie damals.« Seine Augen funkelten.
Sie dachte daran, wie sie schwanger und allein ihre Tage in der armseligen Hütte zugebracht hatte, während Jake tagein, tagaus arbeitete, als würde sie gar nicht existieren. Und sie dachte an die wenigen Stunden, die sie jeden Tag gemeinsam verbrachten, in blinder, entfesselter, animalischer Leidenschaft. Sie dachte an ihre erste Affäre, ihre zweite, ihre dritte. »Das war alles nur deine Schuld. Wage nur nicht, mir Vorwürfe zu machen.«
»Das hab' ich schon mal gehört.« Jakes Mund war ein schmaler Strich geworden. »Vielleicht hast du recht. Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass du schwanger wurdest und dass ich dumm genug war, auf unserer Heirat zu bestehen.« Seine Stimme senkte sich. »Und es tut mir leid, dass ich mich weiterhin um dich bemüht habe, als jeder andere Mann es längst aufgegeben hätte.«
Suzanne war verdutzt. Er hatte sich noch nie zuvor entschuldigt. Für nichts. Zum ersten Mal gestand er ihr seine Gefühle - Gefühle, die sie erregten und ihr Hoffnung gaben. »Jake.« Sie trat näher. »Ich kann es nicht ertragen.«
Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Mein Gott, ich kann es nicht ertragen! Vielleicht sperren sie dich dein ganzes Leben lang ein!«
Jake löste ihre Arme von seinen Schultern und schob Suzanne von sich. »Es hat sich nichts geändert«, knurrte er.
Sie sah zu ihm auf. »Aber ich liebe dich! Und ... du liebst mich. Das hast du doch eben gesagt!«
Er lächelte schief. »Wenn du mich liebst, Suzanne, dann hast du eine seltsame Art, es zu zeigen. Sag mir, wer hat dein Bett gestern Nacht gewärmt? Und wer wird es heute Nacht wärmen - und morgen und übermorgen?«
Suzanne straffte die Schultern. »Niemand«, antwortete sie gekränkt. Gestern Nacht hatte sie tatsächlich allein geschlafen, und vermutlich würde sie auch heute Nacht alleine bleiben. Wenn der Schuft aber glaubte, dass sie ihren schönen Körper welken ließ, während er im Gefängnis saß, so hatte er sich geirrt.
Jake lachte bitter. »Willst du mir weismachen, du seist mir jetzt treu, obwohl du mir bisher nie treu warst? Soll ich dir etwa glauben, dass kein Mann deinen fiebernden Körper streichelt, während ich in den nächsten zehn oder fünfzehn Jahren im Gefängnis verrotte, bis ich begnadigt werde wenn überhaupt?« Er war laut geworden.
»Wie kannst du so etwas von mir verlangen?!« kreischte Suzanne. »Du bist doch an allem schuld, von Anfang an!«
So plötzlich sein Zorn hochgekocht war, so plötzlich flaute er wieder ab. Eine dunkle Trauer huschte über Jakes Gesicht. »Genau. Natürlich. Alles ist meine Schuld. Wie immer.« Seine Miene verhärtete sich wieder. »Bring Sofie zu mir, Suzanne. Und zwar sofort«
Suzanne spannte sich an. Wenn Jake nicht morgen auf Schiff gebracht werden würde, hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und ihn stehen gelassen. Wie konnte er in die sein Augenblick Sofie vorziehen! In diesem Augenblick, in dem er nur an sie, seine Ehefrau denken müsste, in dem e sie um Vergebung bitten und ihr seine ewige Liebe schwören müsste. Zur Hölle mit ihm! Aber er wurde außer Landes geschafft, man würde ihn für sein Verbrechen verurteilen und in England ins Gefängnis werfen. Suzanne wusste nicht wie lange es dauern würde, ehe sie ihn besuchen durfte; ob
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