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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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Atem war warm und roch nach Minze. »Du hast keine Sekunde um mich getrauert, du kleines Miststück.«
    Und nun wusste Suzanne wieder, warum sie ihn hasste. »Du lügst! Ich habe jahrelang um dich getrauert! «Sie zitterte vor Wut und Angst. »Wie kannst du es wagen, mir die Schuld zu geben! Es war nur deine Schuld! Ich habe nicht nur um meinetwillen wieder geheiratet, sondern auch wegen Sofie! Du hast uns verlassen!«
    »Ich wurde nach England ausgeliefert, Schätzchen. «
    »Vorher wolltest du dich scheiden lassen!«
    »Ja, das stimmt.« Er sah sie unverwandt an. Ein bitterer Zug hatte sich um seine Mundwinkel gelegt. »Das Gefängnisleben setzt einem Mann ziemlich zu, es vernebelt ihm den Verstand. Er fängt an, über seine Familie nachzudenken, er erinnert sich an die schönen Dinge und versucht, die hässlichen zu vergessen. Er fängt an zu träumen wie ein Pennäler.« Er schob die Hände tief in die Taschen seiner Smokinghose.
    Suzanne wagte nicht zu atmen. »Das wusste ich nicht. Ich wäre dir gefolgt.«
    »Nein, meine Liebe. Du wärst nicht nach Australien gekommen, um an meiner Seite ein Pionierleben zu führen.
    Aber damals war ich vor Einsamkeit viel zu wahnsinnig, um das zu begreifen.«
    Suzanne konnte sich zwar nicht in Kittelschürze beim Wäscheaufhängen hinter einem Blockhaus irgendwo in der Wildnis Australiens vorstellen, aber sie konnte sich durchaus vorstellen, mit ihm die letzten vierzehn Jahre verbracht zu haben als seine Ehefrau, als die Mutter seines Kindes. »Ich wäre gekommen«, beharrte sie, obwohl sie wusste, dass das junge, lebenshungrige Mädchen von damals dieses Ansinnen rundweg abgelehnt hätte.
    Suzanne begann zu weinen. Ihre Tränen waren echt, zugleich wusste sie aber auch, dass der Jake von damals sich mit Tränen erweichen ließ, wenn alle anderen Mittel versagten. Sie weinte heftiger. »Ich will nicht mit dir streiten Du bist am Leben, Jake, und ich bin mit zwei Männern verheiratet! « Sie wagte ihm nicht zu sagen, noch nicht, dass sie in ihrem Herzen seine Ehefrau war, dass sie ihn liebte, dass sie Benjamin auf der Stelle verlassen würde, wenn Jake nur ein Wort sagte und er würde das Wort sagen oder etwa nicht?
    »Warum bin ich nach all den Jahren in diese Stadt zurückgekehrt? Was denkst du? Warum setze ich meine Freiheit aufs Spiel?«
    Suzanne wagte nicht zu atmen. Es gab nur eine mögliche Erklärung. Was er auch sagt, was er auch tun mochte, nichts hatte sich geändert - nicht zwischen ihm und ihr. Auch wenn sie sich vor Jahren bis aufs Blut gezankt hatten und ihre Ehe beinahe in die Brüche gegangen war, die Leidenschaft war nur glühender geworden. Jede ihrer Krisen hatte mit einem Vulkanausbruch der Lust geendet. Und waren die letzten vierzehn Jahre der Trennung nicht die härteste aller Krisen? »Um mich zu sehen«, flüsterte sie entzückt. »Du bist zurückgekommen, um mich zu sehen.
    Du konntest es ohne mich nicht ertragen. Das konntest du nie. «
    Jake verzog keine Miene. »Nein, Suzanne. Ich bin zurückgekommen, weil ich Sofie sehen wollte.«
    Suzanne war wie vor den Kopf gestoßen. »Sofie?«
    »Ja, Sofie. Meine Tochter. Wie geht es ihr?« Seine Stimme klang belegt.
    Der Schmerz, der sie durchbohrte, war so stark, dass sie glaubte, den Verstand zu verlieren. Zugleich sagte sie sich, dass es völlig verständlich war, wenn er Sofie sehen wollte, und dass er log, dass er zu stolz war, um zuzugeben, wie sehr er Suzanne begehrte. »Sofie geht es gut.« Sie wollte nicht über Sofie sprechen, nicht jetzt.

»Wieso ist sie nicht verheiratet?« fragte Jake heiser. »Als ich sie zum letzten Mal sah, war sie siebzehn. Sie sollte längst verheiratet sein.«
    Suzannes Augen weiteten sich. »Du warst schon einmal hier?«
    »Ja.«
    »Wie oft?«
    »Oft. Alle paar Jahre. Zum ersten Mal kam ich 1891 wieder nach New York.«
    Suzanne stürzte sich mit einem Wutschrei auf ihn, schlug mit den Fäusten auf ihn ein, hätte ihn am liebsten umgebracht. Jake bekam ihre Handgelenke zu fassen und hielt sie fest, während sie wie eine Furie um sich schlug, nach ihm trat und ihn verfluchte. »Ich hatte vergessen, wie sehr ich dich hasse! «
    »Merkwürdig. Ich habe. es nicht vergessen.«
    Suzanne ließ von ihm ab, als sei alle Kraft aus ihr gewichen. Erschöpft sackte sie in sich zusammen.
    Jake ließ ihre Handgelenke los. »Warum ist Sofie nicht verheiratet?« fragte er wieder.
    »Sie hat keine Eile«, entgegnete Suzanne kalt. Sie war so wütend, dass sie ihm gar nichts sagen würde. Er

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