Jenseits der Untiefen
Harry, wegzulaufen.
Er stand auf und hielt sich kurz an einem Baum fest, um das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Er war sicher, dass er kein Geräusch gemacht hatte, aber als er zur Hütte schaute, hatte sich der Hund aufgerichtet, die Ohren gespitzt und das Gesicht direkt in Harrys Richtung gedreht. Und er bellte.
Harry presste sich mit dem ganzen Körper flach an den Baumstamm. Er wollte losrennen, aber seine Beine waren eingeschlafen. Sie hingen wie tote Gewichte an ihm und wollten nicht funktionieren, wollten sich nicht bewegen. Er drückte sein Gesicht an die Rinde. Er schloss die Augen und versuchte, unsichtbar zu sein. Vielleicht hatte ihn der Hund nicht bemerkt. Vielleicht bellte er einen Vogel an, einen Hasen oder eine Schlange. Aber dann hörte er ihn wieder bellen, näher diesmal. Harry blickte auf und sah den Welpen auf sich zurennen. Er drehte sich mit einem Ruck zur Seite, aber da war der Kleine schon bei ihm und sprang winselnd an seinen Beinen hoch. Harry hielt fieberhaft nach George Ausschau, aber George war dem Hund nicht gefolgt. Er stand vor seiner Hütte.
Harry spürte das Blut in seinen Beinen wieder zirkulieren. Sie wurden lebendig, und er hätte losrennen können, schaute aber stattdessen zur Holzhütte hinüber und dann auf den Hund, dessen blaue Augen glänzten. Er wedelte mit dem Schwanz und begann an Harrys Jackenärmel zu ziehen.
Harry ließ ihn. Er ließ sich aus dem Schutz der Bäume ziehen und folgte dem Hund Schritt für Schritt über den matschigen Paddock. Schritt für Schritt kamen sie der Hütte näher, denn wo hätte Harry sonst hingehen, was hätte er tun sollen, und schließlich wollte der Hund, dass er blieb.
Als sie sich der Veranda und George näherten, wurde der Hund still. Er setzte sich hin. Harry streichelte ihm über den Kopf, kraulte ihn hinter den Ohren. Er versuchte, George nicht anzusehen.
»Ich mag deinen Hund«, sagte er leise.
George schien das Sprechen Schwierigkeiten zu bereiten, sein Mund war weit offen und hatte ein großes Loch darüber, aber Harry verstand, was er sagte. Er verstand, dass der Hund Jake hieß und sechs Monate alt war.
»Ich heiße Harry«, sagte er, und George nickte. Es sah aus, als würde er lächeln.
George ging zur Tür, und bevor er hineinging, winkte er Harry, ihm zu folgen. Die Holztür fiel hinter ihm zu.
Aus dem Schornstein kam Rauch. Drinnen musste es sehr warm sein. Harry hatte seine Handschuhe vergessen, und seine Ohren waren kalt. Er steckte seine Hand in Jakes braunes Fell, aber der Hund hielt nicht still. Er wollte spielen.
Harry richtete sich auf. Er betrat die kleine Veranda, blieb vor der Tür stehen. Er wünschte sich, hineinsehen zu können, ohne die Tür öffnen zu müssen. Alles Mögliche konnte da drin sein. Lauerte auf ihn. Es konnte eine Falle sein, und niemand wusste, dass er hier war. Er holte Luft und streckte seine Hand nach der Türklinke aus. Die Tür ging quietschend auf.
Harry sah in den dunklen Raum. George stand neben einem Tisch und goss heißes Wasser in eine Teekanne. Jake zwängte sich zwischen Harrys Beinen hindurch und lief hinein, und als Harry die warme Luft auf seinem Gesicht spürte, folgte er ihm.
Er setzte sich auf den Stuhl, den George ihm hinstellte. Er sah auf die Tischplatte, er beobachtete, wie George mit seinen merkwürdig großen Händen Milch und zwei Stück Zucker in jede Tasse füllte, ehe er den Tee eingoss. Der Tee war genau so, wie Harry ihn mochte, mit Milch und zwei Stück Zucker. Er sah auf, sah George ins Gesicht, aber George achtete nicht auf Harry. Er behielt die Tassen im Blick, während er den Tee mit einem Löffel umrührte. Dann schob er Harry eine Tasse hin.
»Danke«, sagte Harry und nahm die Tasse in beide Hände.
George setzte sich.
Von draußen wirkte die Hütte wie die eines Wanderarbeiters, verwittert und grau. Aber drinnen war sie hell, sauber und gepflegt, und Harry dachte, dass es hier schöner war als dort, wo er wohnte, schöner als das braune Haus, obwohl es nur ein Zimmer gab und ein Waschbecken anstelle eines Badezimmers und die Toilette draußen hinter dem Haus sein musste. Es gab sogar frische Blumen in einer Vase. Weiße Blumen. Lilien.
Harry trank seinen Tee schnell, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und war froh, als Jake zu ihm gelaufen kam und den Kopf in seinen Schoß legte. Er tätschelte Jakes Kopf und fing dann einfach an zu reden. Er erzählte George, dass er Hunde richtig
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