Jenseits der Untiefen
schmeckte nach nicht viel mehr als Salz und Öl, aber er aß alles auf, er aß die Pommes und den Kartoffelpuffer. Dad fragte ihn, ob er noch mehr wolle, aber er wollte nicht. Den leeren Teller vor sich auf dem Schoß, sahen sie
Sale of the Century
. Auf keine der Fragen wusste Miles die Antwort, und am Ende gewann eine blonde Frau in einer blauen glänzenden Bluse das Spiel mit dreißig Punkten Vorsprung. Der Preis war ein Kinderklavier. Aber sie lehnte ab. Sie entschied sich dafür, am nächsten Tag weiterzuspielen.
»Der Motor klingt gut. Wir sind startklar für morgen früh«, sagte Dad.
Miles blieb noch eine Weile sitzen, dann stand er auf. Er trug seinen Teller in die Küche und wusch ihn ab. Mit dem Geschirrhandtuch stand er vor der Spüle. Er wollte Dad nach dem Fischereiverband und nach seiner Lizenz fragen. Aber er fragte nicht. Vielleicht war wieder alles in Ordnung, jetzt, wo Harry für ein paar Tage wegblieb. Vielleicht war mit Dad wieder alles in Ordnung. Er trocknete den Teller ab und stellte ihn in den Schrank zurück.
»Dann bis morgen früh«, sagte er und ging in sein Zimmer.
E in Mädchen mit rundem Gesicht und strohigem Haar lehnte an der Wand der rostigen Bushaltestelle neben dem Laden. Harry kannte sie nicht, er hatte sie nie zuvor gesehen, aber das musste nichts heißen. Er kannte fast niemanden. Es war windig, trotzdem waren ihre Beine nackt, die Haut hatte blaurote Flecken, und ihr kurzer Rock war zu eng. Sie rieb sich die Beine mit ihren fleischigen Händen, während sie die ganze Zeit die Straße hinuntersah. Es war nach neun. Vielleicht hatte sie den Bus verpasst. Vielleicht hatte der Bus Verspätung. Es gab nur einen. Wenn man ihn verpasste, kam kein anderer.
»Was starrst du mich so an?«
Harry rührte sich nicht. Er wusste nicht, was er machen sollte, bis Stuart ihn am Ärmel zupfte und in Richtung Laden zog.
»Das ist die Schwester von Robbie Pullman«, sagte Stuart. »Sie ist eine fette Schlampe.«
Das Letzte musste er zu laut gesagt haben, denn seine Mutter drehte sich um und blickte sie tadelnd an. Aber sie sagte nichts. Stuarts Mum redete nicht viel.
Im Laden sahen sich Stuart und Harry die Tafeln mit den vielen Eiscremesorten an. Harry tastete nach den Münzen in seiner Tasche. Ein paar Scheine gab es auch noch. Er konnte für sich und Stuart ein Eis kaufen, wenn Stuarts Mum nichts dagegen hatte. Nach einer Weile gesellte Stuart sich zu seiner Mum, die damit beschäftigt war, einen Drahtkorb mit Dosen und Lebensmitteln zu füllen, die es in den zwei kleinen Gängen gab. Harry blieb, wo er war. Er sah sich weiter die Abbildungen an.
Bubble O’Bill, Eskimo Pie, Splice. Zwei Bubble O’Bills würden nicht viel kosten.
Harry roch die heißen Pommes, die gerade in den stählernen Wärmebehälter geschüttet worden waren. Er drehte sich um, und Mrs Martin sah ihn direkt an. Sie beobachtete ihn. Die Kinder hassten sie alle. Manchmal schloss sie die Tür ab, sodass die Schulkinder, die auf den Bus warteten, nicht hereinkommen konnten. Einige der älteren Jungs nannten sie »Gnom« durch die geschlossenen Fenster, aber sie kannte von allen die Namen, wusste, wer sie waren.
»Das sag ich euren Eltern«, rief sie nach draußen, und die Jungs lachten sie aus und warfen Steine gegen die Scheiben. Da Harry und Miles nie Geld hatten, musste es sie nicht kümmern, ob Mrs Martin den Laden abschloss oder nicht. Wenn Harry den Laden überhaupt betrat, dann nur mit Tante Jean oder mit Stuarts Mum. Aber wahrscheinlich kannte Mrs Martin auch seinen Namen, dachte Harry, und wahrscheinlich kannte sie Dad.
Er ging von der Eistruhe weg und stellte sich hinter ein Regal, um nicht mehr von Mrs Martin beobachtet zu werden. Instantkaffee, Zucker, Kondensmilchdosen und Tee standen dort. Es gab verschiedene Sorten von Teebeuteln in Dosen. Alle möglichen Sorten. Und auf einer glänzenden schwarzen Dose stand in silberner Schrift
English Breakfast
. Es war loser Tee, wie George ihn gernhatte. Harry nahm die Dose in die Hand. Auf dem Preisschild am Boden stand
3,25 Dollar
. Fast so viel Geld, wie er noch besaß.
Stuarts Mum hatte bereits bezahlt und wartete mit Stuart an der Tür. Harry ging hinüber und stellte die Dose auf den Ladentisch, aber Mrs Martin ignorierte ihn und blieb beim Pommes-Behälter.
»Ich möchte das bitte kaufen«, sagte Harry und sah Mrs Martin an, aber sie machte immer noch keine Anstalten.
Stuarts Mum kam herüber.
»Harry, wenn du Tee brauchst für zu Hause,
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