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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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als sie mit Witt zu ihm ins Haus gekommen war, daß alle großen Geheimnisse unter der Erde lagen? Wenn ja, dann war sie in bester Gesellschaft. Drei Männer, die keinen besseren Grund haben konnten, eines dieser Geheimnisse zu sehen und
    möglicherweise eines ans Licht zu bringen. Grillo mit seiner Besessenheit, der Welt die ganze Geschichte zu berichten.
    Hotchkiss, der immer noch von der Erinnerung an seine Tochter gequält wurde, die aufgrund von Ereignissen in dieser Spalte gestorben war. Und Witt, der den Grove der Länge und Breite nach kannte, nicht aber der Tiefe, bekam hier eine fundamentale Vision von der Stadt, die er liebte wie eine Frau.
    Hotchkiss rief wieder etwas herauf, diesmal etwas Willkommenes.
    »Da unten ist ein Sims«, sagte er. »Wir können ein Weilchen ausruhen.« Sie kletterten einer nach dem anderen zu ihm hinunter. Der Sims war feucht und schmal und bot ihnen gerade eben ausreichend Platz. Sie kauerten sich schweigend darauf. Grillo holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und zündete eine an.
    »Ich dachte, du hättest aufgehört«, bemerkte Tesla.
    »Habe ich auch«, sagte er. Er reichte ihr die Zigarette. Sie machte einen Lungenzug und genoß den Geschmack, dann gab sie sie Grillo zurück.
    »Haben wir eine Ahnung, wie weit hinunter wir müssen?«
    fragte Witt.
    Hotchkiss schüttelte den Kopf.
    »Aber irgendwo da unten ist ein Boden.«
    »Nicht einmal das kann ich mit Bestimmtheit sagen.«
    Witt ging auf die Hacken und tastete in der Dunkelheit auf dem Sims umher.
    »Was suchen Sie?« fragte Tesla.
    Er stand wieder auf und präsentierte ihr die Antwort. Ein Felsbrocken so groß wie ein Tennisball, den er in die 669
    Dunkelheit warf. Mehrere Sekunden Stille, dann hörte man, wie er unten auf Fels prallte und zersprang; die Bruchstücke rollten in sämtliche Richtungen davon. Es dauerte lange, bis die Echos verstummten, was es beinahe unmöglich machte, die Entfernung bis hinunter zu schätzen.
    »Guter Versuch«, sagte Grillo. »Im Film klappt das immer.«
    »Seid mal still«, sagte Tesla. »Ich höre Wasser.«
    Im darauffolgenden Schweigen wurde ihre Bemerkung
    bestätigt. In der Nähe floß Wasser.
    »Ist das unter uns oder hinter uns an einer Wand?« sagte Witt. »Ich kann es nicht erkennen.«
    »Könnte beides sein«, sagte Hotchkiss. »Zwei Dinge können verhindern, daß wir ganz hinunterkommen. Ein Hindernis, das den Weg versperrt, und Wasser. Wenn das System geflutet ist, können wir unmöglich weiter.«
    »Seien wir nicht pessimistisch«, sagte Tesla. »Klettern wir einfach weiter.«
    »Wir scheinen schon seit Stunden hier zu sein«, bemerkte Witt.
    »Hier unten vergeht die Zeit anders«, sagte Hotchkiss. »Wir haben nicht die üblichen Signale. Zum Beispiel die Sonne, die sich am Himmel bewegt.«
    »Ich bestimme die Zeit nicht nach der Sonne.«
    »Aber Ihr Körper.«
    Grillo wollte sich eine zweite Zigarette anzünden, aber Hotchkiss sagte: »Keine Zeit«, und ließ sich über den Rand des Simses hinunter. Die Felswand fiel keineswegs mehr senkrecht ab. In diesem Fall wären sie aufgrund ihrer mangelnden Erfahrung und der schlechten Ausrüstung wahrscheinlich nach wenigen Schritten abgestürzt. Aber die Wand war immer noch ziemlich steil und wurde mit jedem Schritt steiler; an manchen Stellen boten Risse und Vorsprünge Halt, andere waren glatt, schlüpfrig und tückisch. An diesen kletterten sie beinahe Zentimeter für Zentimeter hinunter, wobei Hotchkiss Witt die besten 670
    Stellen nannte, dieser sie an Tesla weitergab, und diese schließlich an Grillo. Sie machten diese Bemerkungen so knapp wie möglich: Atmen und Konzentration hatten absoluten Vorrang.
    Sie kamen gerade am Ende einer solchen Strecke an, als Hotchkiss einen Halt befahl.
    »Was ist denn?« sagte Tesla und sah zu ihm hinunter. Die Antwort bestand aus einem einzigen grimmigen Wort:
    »Vance«, sagte er.
    Sie hörte, wie Witt in der Dunkelheit Mein Gott sagte.
    »Dann sind wir unten«, sagte Grillo.
    »Nein«, lautete die Antwort, »nur ein Sims.«
    »Scheiße.«
    »Können wir ihn umgehen?« rief Tesla.
    »Lassen Sie mir Zeit«, fauchte Hotchkiss zurück, und seine Stimme verriet den Schock, den er empfand.
    Scheinbar mehrere Minuten - in Wirklichkeit aber wahrscheinlich weniger als eine - hielten sie sich fest, so gut sie konnten, während Hotchkiss die möglichen Routen sondierte.
    Als er sich für eine entschieden hatte, rief er ihnen zu, den Abstieg fortzusetzen.
    Das schwache Licht der Fackeln war

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