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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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die Reihe struppiger Palmen erkennen konnte, die die Einfahrt säumten. Die grellbunte Fassade von Buddy Vance' Traumhaus war gerade zwischen ihnen zu erkennen. Es war ein schwacher Trost, aber wenigstens das Gebäude selbst stand noch. Sie hatte schon befürchtet, das Loch in der Mitte würde einfach immer größer werden und die Wirklichkeit auflösen, bis es das Haus verzehrt hatte. Sie wagte nicht zu hoffen, daß es sich einfach wieder geschlossen hatte - sie wußte tief im Innersten, daß das nicht so war. Aber solange es stabil blieb, war immerhin etwas gewonnen. Wenn sie rasch genug waren und den Jaff fanden, konnten sie vielleicht eine Möglichkeit finden, den Schaden zu beheben, den er
    angerichtet hatte.
    »Siehst du etwas?« fragte Grillo sie. Er kam mit Hotchkiss um die Ecke; beide waren von ihren Lasten niedergedrückt: Seilschlingen, Fackeln, Batterien, ein Sortiment Pullover.
    »Da unten ist es kalt«, erklärte Hotchkiss, als sie deswegen fragte. »Verdammt kalt. Und wahrscheinlich feucht.«
    »Immerhin haben wir die Wahl«, sagte Grillo mit Galgenhu-mor. »Ertrinken, erfrieren oder abstürzen.«
    »Ich habe gerne die Wahl«, sagte sie und fragte sich, ob das Sterben beim zweiten Mal ebenso widerlich wie beim ersten Mal sein würde. Daran solltest du nicht einmal denken, sagte sie. Eine zweite Wiederauferstehung wird es nicht für dich geben.
    »Wir sind bereit«, sagte Hotchkiss. »Eine bessere
    Gelegenheit kommt nicht mehr. Wo ist Witt?«
    »In der Tierhandlung«, sagte sie. »Ich hole ihn.«
    Sie ging wieder um die Ecke und stellte fest, daß Witt die Tierhandlung verlassen hatte und in ein anderes Schaufenster sah.
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    »Etwas geschehen?« fragte sie.
    »Das sind meine Büros«, sagte er. »Waren es. Ich habe dort gearbeitet.« Er deutete mit einem Finger durchs Glas. »An dem Schreibtisch mit der Pflanze.«
    »Tote Pflanze«, stellte sie fest.
    »Alles ist tot«, antwortete Witt vehement.
    »Seien Sie nicht so defätistisch«, sagte sie zu ihm und eilte mit ihm zum Auto, wo Hotchkiss und Grillo die Ladung bereits verstaut hatten.
    Während der Fahrt teilte Hotchkiss ihnen mit einfachen Worten seine Bedenken mit.
    »Ich habe Grillo schon gesagt«, meinte er, »daß dies für uns alle ein Kamikazeunternehmen ist. Besonders für Sie«, sagte er und betrachtete Tesla im Rückspiegel. Er ging nicht weiter auf diese Bemerkung ein, sondern fuhr mit der nüchternen Aufzählung fort. »Wir haben nicht die erforderliche Ausrüstung. Was wir in den Geschäften gefunden haben, ist für den Hausge-brauch; in einer Krisensituation wird es uns nicht das Leben retten. Und wir sind untrainiert. Alle. Ich bin ein paarmal geklettert, aber das ist schon lange her. Eigentlich bin ich nur Theoretiker. Und dies ist kein einfaches Höhlensystem. Es gibt gute Gründe, warum Vance' Leichnam nicht heraufgeholt wurde. Es sind Menschen da unten gestorben...«
    »Das lag nicht an den Höhlen«, sagte Tesla. »Es war der Jaff.«
    »Aber sie sind nicht wieder runtergegangen«, legte
    Hotchkiss dar. »Weiß Gott, niemand wollte einen Menschen ohne anständiges Begräbnis da unten lassen, aber es reichte einfach.«
    »Sie waren bereit, mich runterzubringen«, erinnerte Grillo ihn. »Das ist erst ein paar Tage her.«
    »Das waren Sie und ich«, sagte Hotchkiss.
    »Soll das heißen, Sie hatten keine Frau dabei«, schaltete sich Tesla ein. »Damit eines völlig klar ist. Ich kann mir auch etwas 665
    Schöneres vorstellen, als in die Erde zu klettern, wenn es aussieht, als würde die halbe Welt einstürzen; aber ich bin bei allem, wozu man keinen Schwanz braucht, so gut wie jeder Mann. Ich bin kein größeres Risiko als Grillo. Tut mir leid, Grillo, aber es ist so. Wir werden sicher hinuntergelangen. Das Problem sind nicht die Höhlen, sondern das, was sich da unten verbirgt. Und ich habe eine bessere Chance, mit dem Jaff fertig zu werden, als ihr. Ich habe Kissoon gesehen; er hat mir dieselben Lügen erzählt wie dem Jaff. Ich habe eine ungefähre Vorstellung, warum er geworden ist, was er geworden ist.
    Wenn wir ihn überzeugen wollen, dann muß ich ihn
    überzeugen.«
    Hotchkiss antwortete nicht darauf. Er hüllte sich in Schweigen, jedenfalls bis sie das Auto geparkt hatten und anfingen, die Ausrüstung auszuladen. Erst dann gab er wieder
    Anweisungen. Diesmal ohne deutliche Seitenhiebe auf Tesla.
    »Ich schlage vor, ich übernehme die Führung«, sagte er.
    »Witt folgt mir. Danach Sie, Miss Bombeck. Grillo bildet den

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