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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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die Atombombe und ihre Funktionsweise zu erklären, sondern eine Anleitung, wie die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sie und ihre Folgen überleben konnten.
    Einerlei. Er brauchte keine Einzelheiten. Er brauchte nur das eine einzige Wort, Trinity - Dreieinigkeit -, in einem anderen Zusammenhang als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Hier war 722
    es.
    Die Drei-in-Einem auf einen einzigen Ort reduziert - sogar ein einziges Ereignis. Das war die Trinität, die alle anderen überragte. In der Fantasie des zwanzigsten Jahrhunderts war die Pilzwolke gewichtiger als Gott.
    Er stand auf, Vorbereitung auf Armageddon in der Hand, und ging durch das Chaos weggeworfener Bücher zum
    Eingang des Ladens. Draußen wartete ein Anblick auf ihn, bei dem er wie vom Schlag getroffen stehenblieb. Dutzende Tiere liefen frei auf dem Parkplatz herum. Welpen tollten, Mäuse liefen, von Kätzchen verfolgt, um ihr Leben; Schlangen wärmten sich auf dem heißen Asphalt. Er sah an den Fassaden der Geschäfte entlang. Ein Papagei kam durch die offene Tür von Ted Elizandos Tierhandlung geflogen. Hotchkiss kannte Ted nicht, wohl aber die Geschichten, die man sich von dem Mann erzählte. Da er selbst ein Thema des Klatschs war, hatte er immer genauestens darauf geachtet, was man sich von anderen berichtete. Elizando hatte den Verstand, seine Frau und das Baby verloren. Jetzt verlor er auch noch seine kleine Arche im Einkaufszentrum, deren Tiere er freiließ.
    Die Aufgabe, die Nachricht von Tnnity zu Tesla zu bringen, war wichtiger als Worte des Trostes oder der Warnung für Elizando, selbst wenn ihm solche Worte eingefallen wären. Der Mann wußte offenbar, in welcher Gefahr er schwebte, andernfalls hätte er sein Inventar nicht freigelassen. Und was den Trost betraf: Was konnten Worte schon ausrichten? Nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte, ging Hotchkiss über den Parkplatz zu seinem Auto, wurde unterwegs aber wieder aufgehalten, diesesmal jedoch nicht von einem Anblick, sondern von einem Laut: dem kurzen, wütenden Schrei eines Menschen. Er kam aus der Tierhandlung.
    Er war innerhalb von zehn Sekunden an der offenen Tür.
    Drinnen wuselten noch mehr Tiere auf dem Boden herum, aber von ihrem Befreier war keine Spur zu sehen. Er rief den 723
    Namen des Mannes.
    »Elizando? Alles O. K.?«
    Er bekam keine Antwort, und Hotchkiss fragte sich, ob der Mann Selbstmord begangen hatte. Die Tiere freigelassen und sich dann die Pulsadern aufgeschlitzt. Er sputete sich, schritt zwischen Schaukästen, den Käfigen und Körben dahin. Als er den Laden halb durchquert hatte, sah er Elizandos Leichnam auf der anderen Seite eines großen Käfigs. Dessen Bewohner, ein kleiner Schwarm Kanarienvögel, waren in Panik, flatterten hin und her und hatten ganz zerrupfte Flügel, weil sie dauernd gegen den Käfig prallten.
    Hotchkiss ließ das Buch fallen und kam Ted zu Hilfe.
    »Was haben Sie getan?« sagte er näherkommend. »Mein
    Gott, Mann, was haben Sie getan?«
    Als er bei dem Leichnam war, wurde ihm sein Irrtum klar.
    Dies war kein Selbstmord. Die Verletzungen des Gesichts - das gegen das Gitter gedrückt war -, hatte dieser Mann sich nicht selbst zugefügt. Sie waren schlimm; ganze Fleischfetzen waren aus Wangen und Hals herausgerissen worden. Blut war durch das Drahtgitter gespritzt und bedeckte den Boden des Vogelkä-
    figs, aber es strömte nicht mehr so heftig. Er war seit ein paar Minuten tot.
    Hotchkiss stand ganz langsam auf. Wenn er nicht Elizandos Schrei gehört hatte, wessen dann? Er machte einen Schritt auf das Buch zu, um es wieder aufzuheben, aber da lenkte ihn eine Bewegung zwischen den Käfigen ab. Dicht hinter Elizandos Leichnam glitt eine Art schwarze Schlange über den Boden.
    Sie bewegte sich rasch und hatte eindeutig die Absicht, zwischen ihn und den Ausgang zu kommen. Hätte er nicht das Buch aufheben müssen, wäre er vielleicht schneller als sie gewesen, aber als er Vorbereitung auf Armageddon wieder in Händen hielt, war sie bei der Tür. Jetzt, wo sie deutlich zu sehen war, wurden mehrere Einzelheiten deutlich. Dies war kein Flüchtling aus dem Laden; kein Haushalt im Grove hätte 724
    ihm ein Heim gegeben. Es hatte ebensoviel Ähnlichkeit mit einer Moräne wie mit einer Schlange, aber selbst dieser Vergleich hinkte; in Wahrheit hatte Hotchkiss etwas Ähnliches noch nie gesehen. Und zuletzt bemerkte er, daß es eine Blutspur auf den Bodenfliesen hinterließ; und daß sein Mund ebenfalls blutverschmiert

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