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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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er.
    »Was?«
    »Trinity ist der Ort, wo sie die erste Atombombe gezündet haben.«
    Sie sah, wie ein Ausdruck des Verstehens über ihr Gesicht 734
    huschte.
    »Verstehst du es?« sagte er.
    »Ja. Mein Gott! Ja!«
    Sie machte sich nicht die Mühe, das Buch aufzuschlagen, das er mitgebracht hatte, sondern sagte ihm nur, er solle wieder zurückgehen, zur Straße. Er hörte zu, so gut es ging, wußte aber, er mußte ihr noch eine Information weitergeben. Etwas, das fast ebenso wichtig war wie Trinity; auch etwas über den Tod. Aber so sehr er sich auch bemühte, es fiel ihm nicht mehr ein.
    »Kehr um«, sagte sie noch einmal zu ihm. »Verschwinde aus diesem Dreck.«
    Er nickte, weil er wußte, er war ihr nicht mehr von Nutzen, und stolperte durch die verschmutzte Luft davon. Mit jedem Schritt, den er sich vom Haus entfernte, wurde der
    Sonnenschein heller, und die Bilder toter Unschuldiger beherrschten sein Denken nicht mehr. Als er um die Ecke der Einfahrt bog und den Hügel sehen konnte, fiel ihm die Information wieder ein, die er nicht weitergegeben hatte.
    Hotchkiss war tot; ermordet; Schädel zertrümmert. Jemand oder etwas hatte diesen Mord begangen und war immer noch auf freiem Fuß im Grove. Er mußte umkehren und es ihr sagen; sie warnen. Er wartete einen Augenblick, um die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, die die Nähe der Iad erzeugt hatte.
    Sie verschwanden nicht völlig, und er wußte, in dem
    Augenblick, wo er zum Haus zurückging, würden sie mit erneuter Heftigkeit über ihn herfallen. Die verpestete Luft, die sie hervorgebracht hatte, breitete sich aus und hatte ihn bereits eingeholt. Bevor sie ihn wieder verwirren konnte, holte er einen Kugelschreiber heraus, den er aus dem Motel
    mitgebracht hatte für den Fall, daß er sich Notizen machen mußte. Er hatte auch Papier vom Empfang mitgebracht, doch die Parade der Scheußlichkeiten bedrängte ihn wieder, und er hatte Angst, den Gedanken zu verlieren, während er nach dem 735
    Block kramte, daher kritzelte er das Wort einfach auf den Handrücken.
    »Hotchk...«, weiter kam er nicht. Dann konnten seine Finger nicht mehr schreiben, und in seinem Denken waren nur noch Trauer um die toten Unschuldigen und das Wissen, daß er Tesla noch einmal sehen mußte. Er drehte sich um und
    stolperte wieder in den Einflußbereich der Iad. Aber als er die Stelle erreichte, wo die Frau, die flüsternd brüllte, gestanden hatte, war diese noch weiter zur Quelle der Grausamkeiten vorgedrungen, und er fürchtete um seine geistige Gesundheit, wenn er ihr weiter folgte.

    Plötzlich begriff Tesla so viel, nicht zuletzt das Gefühl der Vorahnung, das sie immer in der Schleife gespürt hatte, besonders wenn sie durch die Stadt gekommen war. Sie hatte Filme von der Detonation der Bombe und der Vernichtung der Stadt in Dokumentarfilmen über Oppenheimer gesehen. Die Häuser und Geschäfte, die sie gesehen hatte, waren nur erbaut worden, damit sie zu Asche verbrannt wurden und die Erfinder der Bombe den Zorn ihres Babys am lebenden Objekt studieren konnten. Sie selbst hatte versucht, einen Dinosaurierfilm dort anzusiedeln. Ihr dramaturgisches Gespür hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Es war eine Stadt, die auf den Jüngsten Tag wartete. Nur bei dem Monster hatte sie sich geirrt. Gab es einen besseren Platz für Kissoon, die Beweise für seine Verbrechen zu verstecken? Wenn die Bombe hochging,
    würden die Leichen völlig vernichtet werden. Sie konnte sich gut vorstellen, was für ein perverses Vergnügen es ihm bereitet haben mußte, eine derart weitreichende Schöpfung zu
    verwirklichen; denn er wußte, die Wolke, die den Schwarm vernichtete, war eines der beständigsten Symbole des
    zwanzigsten Jahrhunderts.
    Aber er war überlistet worden. Mary Muralles hatte ihn in der Schleife eingesperrt, und bis er einen neuen Körper finden 736
    konnte, um zu entkommen, hielt er den Augenblick der
    Detonation ewig auf Distanz. Er hatte wie ein Mann gelebt, der den Finger auf den Riß eines Damms drückt und weiß, in dem Augenblick, wenn er seine Pflicht vernachlässigt, bricht der Damm und begräbt ihn unter sich. Deshalb hatte ihn das Wort Trinity in solche Panik gestürzt. Es war der Name seines Schreckens.
    Gab es einen Weg, dieses Wissen gegen die Iad einzusetzen?
    Während sie ins Haus zurückging, kam ihr ein bizarrer Einfall, aber dazu brauchte sie die Unterstützung von Jaffe.
    In der Schlammgrube, die aus dem Schisma herausquoll, fiel es schwer, sich an zusammenhängende

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