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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Allerdings liebte er Thorolf natürlich auch nicht, und sie vielleicht schon. Zumindest hatte er das gesagt.
    „Ich lasse Sie wohl besser weiterarbeiten. Werden Sie sich noch mit ein paar Spinnen beschäftigen, die junge Frauen überfallen?“
    „Ich denke nein.“
    „Nicht? Man weiß ja nie.“

Kapitel 48
    Josephs Blick war voller Sorge.
    „Sie sagen, er sei am frühen Nachmittag gegangen und sie hätten ihm eine Droschke besorgt, gnädige Frau“, sagte er und drehte unablässig seine Kappe in den Händen. „Der Herr Leutnant hat mir befohlen, heimzufahren und auf eine Anweisung zu warten. Das waren seine Befehle. Er wusste nicht, wie lange es dauern würde. Deshalb hat er gemeint, dass er vielleicht allein zurückkommt.“
    „Der Herr Leutnant.“ Joseph nannte ihn immer noch so. Der Herr Leutnant hatte angeordnet, und Joseph hatte gehorcht. Die Lybrattes sagten, Asko wäre alleine losgezogen. Das klang alles plausibel, solange man nicht wusste, dass er gar nicht allein nach Hause kommen konnte. Er brauchte jemanden, der ihm in die Droschke half. Er brauchte auch jemanden, der ihm wieder heraushalf. Ganz allein konnte er also nicht losgezogen sein, sofern die Lybrattes oder deren Diener ihm nicht entsprechend geholfen hatten. Vielleicht hatten sie das ja?
    Doch wo blieb er? Charly war außer sich vor Sorge und rang vor dem Diener mühsam um Fassung. Das war gänzlich umsonst, der Mann kannte sie und ihren Gemahl viel zu gut. Sie blickten einander in die Augen, besorgt, nervös, ängstlich – und in Josephs Fall auch noch schuldbewusst. Er war auf Charlys Geheiß zurück zu den Lybrattes gefahren, doch ohne ihren Gatten zurückgekommen.
    Ein gesunder Mann konnte sich immer verspäten. Aber Asko verspätete sich nur, wenn er in seiner Werkstatt die Zeit vergaß, und die Werkstatt war gleich nebenan. Ansonsten war er immer pünktlich. Er war so zuverlässig, sein Verhalten von absoluter Regelmäßigkeit.
    Doch er war bis jetzt nicht nach Hause gekommen, und inzwischen war es Abend. Er hatte auch keine Nachricht gesandt.
    Er war verschwunden.
    „Ich weiß. Doch wo kann er nur sein? Hat er denn gar nichts angedeutet?“
    „Nein, gnädige Frau, er hat nur gesagt, ich solle heimfahren und auf seine Nachricht warten …“
    „Aber wo kann er sein? Er würde nirgendwo hingehen, ohne mir Bescheid zu geben, und er hatte keinen weiteren Termin. Er war noch nie zu spät fürs Abendessen. Er hält das für unhöflich.“
    Der Diener sah sie frustriert an. Er war um einiges älter als sie und versuchte, sie zu beruhigen.
    „Ich weiß. Vielleicht hat er einen alten Freund getroffen, und sie sind ins Gespräch gekommen.“
    War das möglich? Konnte er einen Freund getroffen und die Zeit vergessen haben? Es sah ihm nicht ähnlich. Er war so gewissenhaft, immer bemüht, all seine Aufgaben ohne Aufschub zu erledigen. Manchmal wünschte sich Charly, er wäre in seiner Einstellung gelegentlich weniger streng, doch er hielt sich an seine Regeln als wären sie in Stein gemeißelt. Sie bildeten ein zweites Paar Krücken.
    Er würde nie einfach ausbleiben, ohne Nachricht zu schicken.
    Sophie kam die Treppe herunter, zum Diner gekleidet. Sie war am Nachmittag heimgekommen und sofort in ihrem Zimmer verschwunden. Sie hatte lediglich dem Mädchen Bescheid gesagt, ihrer Gastgeberin auszurichten, dass sie sich ein wenig niederlegen würde, weil sie Kopfschmerzen hatte.
    Ihre geschwollenen Augen verrieten, dass es mehr als nur Kopfweh gewesen war.
    Charly streckte ihr die Hände entgegen, und Sophie nahm sie, ohne ihr in die Augen zu sehen.
    „Sophie. Asko ist verschwunden. Er ist zu den Lybrattes gefahren und nicht wiedergekommen. Ich habe Joseph hingeschickt, doch er ist schon am Nachmittag dort fort. Wir wissen nicht, wo er ist.“
    Der Ausdruck der Witwe wandelte sich von eisiger Fassung zu Mitgefühl.
    „Tut er denn nie etwas allein, ohne es dir zu sagen?“
    „Nein. Er braucht Joseph, um voranzukommen, und sagt mir immer, wohin er geht. Ich weiß schlichtweg nicht, wo er abgeblieben sein kann.“
    „Wie lange wird er schon vermisst?“
    „Mindestens vier Stunden.“
    „Das ist keine sehr lange Zeit für einen erwachsenen Mann.“
    „Aber für jemanden, der allein hilflos ist.“
    Sophie drückte ihr die Hände.
    „Er kann gehen, Charlotte, und er kann für jene Manöver, die seine Möglichkeiten überschreiten, sicher Hilfe finden. Du unterschätzt ihn. Du machst dir viel zu viele Sorgen.“
    Das klang tröstlich und

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