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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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geschoben hatten wie Wurst in einem plattgedrückten Pausenbrot. Viel zu nah und viel zu intim war diese Umarmung, fast schon ein wenig unanständig. Von hinten spürte er einen muskulösen Männerkörper an sich, während er vorne in einer Menge weichen Fleisches versank, an die er gar nicht erst einen Gedanken verschwenden wollte. Fräulein Flenckmann war nicht eben zierlich.
    Er hörte, wie Sutton vor sich hin fluchte, während die Frau in einem hohen Gesang jammerte. Eine Träne lief über die Apfelbäckchen. Die beiden hatten ihn jeder Möglichkeit einer Bewegung beraubt. Er konnte nicht loslaufen, um Catty zu befreien oder die Entführer zu stellen. Er konnte den Weißhaarigen nicht dahin treten, wohin er ihn gerne getreten hätte. Er konnte gar nichts tun.
    Ein Paar unendlich grüner, schöner Augen blickte – beinahe nur – in seine Richtung, der Blick schweifte dann irritiert ab, wirkte fast kurzsichtig einen Augenblick lang, dann sah die Dame auf das Gebäude und begann strahlend zu lächeln.
    Die Welt schlug zu wie eine Tür, und die Energielinien verebbten. Kätzchen, Dame und weißhaariger Herr waren verschwunden.
    Es war der Peitschenknall des Kutschers, der sie auseinanderfahren ließ. Das schwere Gefährt polterte mit einem Ruck los, als die Gäule wieder anzogen. Ian blickte von Sutton zu Fräulein Flenckmann. Beide bewegten sich auf ganz eigentümliche Weise, wanden sich, fassten mit den Händen in ihre Kleidung, zogen Silberketten hervor. Was immer daran gehangen haben mochte, war Asche und flog im Wind davon. Erst jetzt sah Ian Brandflecken auf der Kleidung beider.
    „Jesus, Maria und alle vierzehn Nothelfer!“, rief die Frau jammernd. „Das war …“
    „Sie! Sie haben unsere Auren abgeschirmt!“, rief Bruder Sutton und blickte ebenso fassungslos wie entsetzt drein. „Sie haben Magie gewirkt!“
    „Aber Herr Professor … nein!“ Sie schien fast ein wenig zu schrumpfen, während sie dies beteuerte. „Ich doch nicht. Sie wissen doch, dass Frauen keine Magie wirken können. Ich hatte nur dieses Amulett. Von meinem Vater geerbt. Wer hätte gedacht, dass ich es einmal brauchen könnte? Aber keine Magie! Ganz gewiss nicht. Da irren Sie sich. Da können Sie jeden Magier fragen – nicht dass ich glaube, Magier würden überhaupt existieren … Ich glaube überhaupt nicht an arkane Dinge. Nicht ein bisschen abergläubisch. Aber fragen Sie nur einen Magier, der wird Ihnen sagen, dass Frauen keine Magie wirken können. Das geht gar nicht. Es ist grundsätzlich nicht möglich.“
    Die Pflegerin sprach so schnell, dass ihre Worte sich fast überschlugen, und so schien auch der Sinn sich erst mit der Zeit zu erschließen.
    „Sie haben Zauber gewirkt“, wiederholte Sutton. „Versuchen Sie mich nicht zu täuschen! Ich merke so etwas, und bei Ihnen habe ich es gemerkt. Sie haben mir geholfen, den Jungen zu verbergen!“
    „Aber keineswegs, Herr Professor …“
    „Nun geben Sie es schon zu!“
    „Weshalb haben Sie mich verborgen?“, unterbrach Ian. „Warum haben wir nicht geholfen? Warum haben Sie mich aufgehalten?“
    „Weil diese beiden Kreaturen Sie zum Nachtisch verspeist hätten!“, grummelte Sutton giftig, der inzwischen völlig seine Fassung zu verlieren drohte. „Weil Fräulein Flenckmann und ich dazu den Hauptgang abgegeben hätten. Herr im Himmel! Haben Sie die Ausstrahlung gespürt? So was habe ich noch nie in meinem Leben gefühlt!“
    Die Pflegerin nickte. Dann hörte sie auf zu nicken, errötete und versuchte, ihr Nicken in ein Kopfschütteln umzuwandeln, das andeuten sollte, dass sie so gar nicht verstand, wovon hier die Rede war.
    „Also wirklich, dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß ja nicht einmal, wovon Sie sprechen.“
    „Fräulein Flenckmann! Halten Sie mich für blind und einfältig?“
    Ian unterbrach: „Ist das wichtig? Ich meine, ist das genau jetzt wichtig? Sie haben Catty. Ich gehe davon aus, dass der Mann – die männliche Kreatur – Lord Edmond gewesen ist. Ich habe Ihnen doch erzählt, dass er hinter dem Mädchen her war. Wer die Frau war, weiß ich nicht, aber ich kann es mir immerhin vorstellen. Wo können Sie Catty hingebracht haben?“
    „Ich verstehe nicht!“, beschwerte sich Bruder Sutton. „Frauen haben kein arkanes Talent. Es ist ihnen schlichtweg nicht gegeben. Jeder weiß das.“
    „Ah ja?“ Ian wurde spöttisch. „Genauso wie Dampflokomotiven unmöglich sind, weil Menschen bei einer Geschwindigkeit, die die eines Pferdes übertrifft,

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