Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Körper als Stütze zur Verfügung – wie eine Stuhllehne. Sowohl Asko von Orven als auch die Kreatur wussten, dass er an diesem Ort nicht mehr lange überleben konnte. Bevor er starb, würde sein derzeitiger Gefährte ihm das Blut aussaugen, um die eigenen Überlebenschancen zu steigern. Es war ein grauenhafter Gedanke.
    Schon einmal, vor rund eineinhalb Jahren, hatte er die Zähne des anderen in seinem Fleisch gespürt. Er wusste, wie es war, Beute zu sein, Futter, allzu intimes Diner. Er hatte das Grauen und die Scham darüber nie vergessen können. Auch nicht die wirren Gefühle, die es auslöste, und die Schuld darüber, dass es Gefühle waren, die keinerlei Recht hatten, sich als seine eigenen zu entpuppen. Damals war er vor Ekel und Schmerz ohnmächtig geworden. Bald würden diese Zähne nun wieder nach einem Zugang zu seinem Lebensblut suchen. Es war eine schmutzige Art und Weise zu sterben.
    Asko spürte den Atem des anderen Mannes auf seiner Wange. Er roch nach Pfefferminz, nicht nach Blut und Mord. Ein Trick wie von einem Betrüger. Der warme Körper stellte dennoch einen Trost dar in einer Atmosphäre, in der die Kälte nahenden Todes und abscheulicher Macht den Menschen seiner eigenen Körperwärme beraubt hatte.
    Es war verteufelt kalt. Bis ins Mark war ihm die Kälte gedrungen.
    „Was werden Sie Charlotte sagen, wenn Sie hier herauskommen?“, fragte er außer Atem und erschöpft. Er sollte schweigen und seine Kräfte schonen, doch seine Gedanken schienen um so vieles lebendiger als sein Körper, und sie fanden immer wieder zu seiner Frau zurück.
    Graf Arpad antwortete nicht sofort. Als er es schließlich tat, gab er nicht einmal vor zu glauben, dass sie diesen Ort gemeinsam verlassen würden. Fast war Asko dafür dankbar. Keine Vorspiegelung falscher Tatsachen.
    „Ich werde ihr sagen, was sie wissen muss.“
    „Dass ich friedlich in Ihren Armen gestorben bin?“
    „Dass ich versucht habe, Sie zu retten, und gescheitert bin.“
    „Ich weiß, dass Sie mich töten werden.“
    „Diesmal werden Sie keinen Schmerz spüren. Das verspreche ich Ihnen.“
    „Versprechen Sie mir lieber, dass Sie mich nicht zu Ihrem Spielzeug machen. Ich weiß, wie Sie mit Ihren Opfern umgehen.“
    „Ich mache sie glücklich. Ich gebe ihnen Befriedigung.“
    „Sie reduzieren sie zu Objekten liederlichster Triebe.“
    „Es ist absolut nichts gegen ein paar liederliche Triebe einzuwenden. Sie hätten es ruhig einmal versuchen sollen, solange Sie noch die Gelegenheit hatten.“
    „Ich will nichts davon wissen!“
    „Das stimmt. Sie wollen wirklich nichts davon wissen.“
    „Verflucht! Ich …“
    „Keine Sorge. Wenn es so weit ist, dass mir keine Wahl mehr bleibt, als Sie zu töten, werde ich es mit sittlicher Reinheit tun. Um Charlys willen – nicht Ihretwegen!“
    Asko schloss die Augen und versuchte, nicht das Bild seiner Frau vor sich zu sehen. Das Wissen, dass sie diesem Mann, der sein Mörder sein würde, vertraute, schmerzte ihn. Er sah ihr bedrücktes Gesicht vor sich und den Mut, mit dem sie durch alle Unwägbarkeiten lächelte, wie sie es immer tat. Sie hatte so wundschöne Lippen. Er hätte sie küssen sollen. Er vermisste sie so.
    Der Vampir bewegte sich ein wenig. Vielleicht bekamen die Fey ja auch steife Knochen, wenn sie zu lang in ein und derselben Position hockten.
    „Können Sie …“ Dies war schwierig, und Asko verschluckte sich fast an den Worten. Er wollte keine Vertraulichkeiten zwischen ihm und dem Dunklen. Er traute ihm nicht. Doch es war sonst keiner da. „Können Sie ihr bitte sagen, dass ich …“ Er verstummte.
    „Dass Sie was?“
    „Dass ich …“ Er hatte es nicht geschafft, Charly selbst zu sagen, wie sehr er sie liebte. Einem Überbringer dies anzuvertrauen war ihm nun auch nicht möglich. „Bitte tun Sie ihr nicht weh.“
    „Ich werde ihr nie wehtun. Sie hat einst ihr Leben in meine Hände gegeben. Dort wird es immer sicher sein.“
    Von Orven nickte, rang nach Luft. Bald würde er nicht mehr sprechen können.
    „Ich liebe sie“, flüsterte er. Nun war es mit einem Mal nicht mehr schwierig.
    Eine verhasste Hand strich ihm in einer intimen Geste, die er verabscheute, durchs Haar.
    „Ich weiß“, sagte der Vampir beinahe sanft. „Ich werde es ihr ausrichten.“
    Starke Arme verlagerten Askos Gewicht, und er fand sich in den Armen des Vampirs liegend wieder wie eine Frau, die von ihrem Liebhaber gehalten wurde. Das viel zu schöne Gesicht des Feyons schwebte dicht über

Weitere Kostenlose Bücher