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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Cornelius und Jonathan fiel auf, wie gelöst Marlee wirkte. Sie war bei den Menschen, die sie liebte, und sie hatte eine Freundin zum Spielen gefunden.
    »Machst du ein Ballspiel mit mir und Michaela, Onkel Cornelius?«, fragte Marlee, als sie ihren Kuchen aufgegessen hatte.
    »Na schön«, antwortete Cornelius und stand auf. »Aber ihr Mädchen seid hoffentlich gnädig zu einem alten Mann wie mir.«
    Marlee kicherte, sie war mit seiner Art Humor vertraut.
    »Soll ich Gula für dich halten, Marlee?«, fragte Erin.
    Marlee nickte und reichte ihr den arg mitgenommenen Teddybären.
    »Den Bären legt sie wohl nie weg, was?«, fragte Carol-Ann.
    »Nein. Gula ist ihr wertvollster Besitz«, erklärte Jonathan. »Sie vertraut ihn nur mir oder Erin an, sonst keinem. Sie hat ihn immer schon heiß und innig geliebt, und seit dem Tod ihrer Eltern hängt sie noch viel mehr an ihm.«
    »Gula müsste mal gewaschen werden und genäht. Er verliertseine Füllung, weil hier am Hals eine Naht aufgeplatzt ist.« Erin versuchte, die herausquellende Füllung wieder in den Teddyhals zurückzustopfen.
    »Ich hole meinen Nähkasten, wenn Sie mögen. Und wenn er genäht ist, kann ich ihn schnell waschen, solange Marlee spielt«, schlug Carol-Ann vor. »In der Sonne trocknet er rasch, und danach sieht er wieder wie neu aus.«
    »Da scheint etwas Hartes drin zu stecken«, sagte Erin, als sie ihren Finger wieder aus der geplatzten Naht zog.
    »Was ist es denn?«, fragte Jonathan.
    »Ich weiß nicht«, meinte Erin verwirrt. »Sehen Sie mal nach.« Sie drückte ihm den Teddy in die Hand.
    Jonathan tastete. »Da ist tatsächlich irgendwas drin«, kommentierte er stirnrunzelnd. »Es fühlt sich an wie … wie ein Stein.« Er zog immer mehr von der Füllung aus der Halsnaht, dabei behielt er ein Auge auf Marlee. Sie hatte einen Lachanfall, weil Cornelius mit dem Ball Späße machte. Je mehr Füllung Jonathan aus dem Teddybären herauszog, desto sichtbarer wurde der Inhalt. Als er begriff, was in dem Teddy steckte, hielt er die Luft an, und seine Augen weiteten sich.
    »Was ist denn los, Jonathan?«, fragte Erin.
    Er bog den Kopf des Teddys nach hinten und zog langsam heraus, was drinnen war. Dabei blieb ihm der Mund offen stehen. Er starrte den Gegenstand an, hielt ihn in der Hand und schaute zu Erin.
    »Ist es das, was ich denke?«, fragte sie.
    »Was ist das?«, fragte Carol-Ann. »Ein Opal?«
    »Nicht bloß irgendein Opal«, flüsterte Jonathan heiser, während er den Stein begutachtete. Er war gerade so groß, dass er eingebettet in die Füllung in den Teddy passte.
    »Das ist der … Olympic Australis, ja?«, fragte Erin. Es schien unmöglich, aber solch einen Opal hatte sie noch nie gesehen.
    »Das … muss er wohl sein.« Voller Ehrfurcht prüfte Jonathan den Opal. Er versuchte, sich an Andros Beschreibung des Steinszu erinnern. »Wochenlang hat Marlee ihn mit sich herumgetragen, und wir hatten keine Ahnung davon. Ist euch klar, dass der unglaublich wertvoll ist?« Er war wie vor den Kopf gestoßen. Nur davon, dass er ihn hielt, zitterten ihm die Hände. Jonathan stand auf und ging mit dem Opal in der Hand auf und ab. »Die ganze Zeit war er hier bei uns«, keuchte er. »Die ganze Zeit!«
    »Also hatte Bojan Ratko recht«, sagte Erin enttäuscht. »Andro hat ihm den Opal tatsächlich gestohlen.«
    Jonathan verspürte das Bedürfnis, Andro zu verteidigen. »Er hätte ihnen beiden gehören sollen. Schließlich waren sie Partner in der Mine. Aber Bojan hat Andro nicht erzählt, dass er den Stein gefunden hat. Andro fand das heraus, als Bojan einmal sehr betrunken war und zu jemandem im Hotel davon sprach, da war die Geschichte dann raus. Ich nehme an, Andro hat den Stein vor lauter Wut gestohlen. Ich bin sicher, er dachte an Marlee und daran, was der Stein einmal für sie bedeuten könnte.« Er reichte den Opal Erin, damit sie ihn genauer inspizieren konnte.
    »Was werden Sie damit machen?«, fragte Erin.
    Er wusste, woran sie dachte. Für den Opal würde Bojan über Leichen gehen. Jonathan stand unter Schock, versuchte dennoch, rational zu denken. »Das war ziemlich schlau von Andro, ihn in Marlees Teddy zu verstecken. Er wusste, darauf würde Bojan nie kommen. Also fürs Erste stecke ich ihn wieder zurück, bis ich weiß, was ich machen werde.« Er machte sich daran, Stein und Füllung wieder in den Teddy zu stopfen.
    »Moment, Jonathan«, bat Erin. »Könnte Onkel Cornelius mal einen Blick darauf werfen? Einen derart außergewöhnlichen

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