Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
habe ich seine Aufmerksamkeit darauf gelenkt, als er sein Ehegelöbnis sprach. Seine Reaktion gab mir Gewissheit. Ich hatte gehofft undgebetet, ich möge mich irren, er möge nicht darauf reagieren, doch das schlechte Gewissen stand ihm im Gesicht geschrieben. Er hat sogar in Erica Knights Richtung gesehen. Ich fasse es nicht, dass Andy sie an der Rezeption im Highlander Hotel als seine Verlobte ausgegeben hat. Ich glaube, das zu verkraften, wird das Schmerzlichste sein.«
»Das ist unverzeihlich«, stimmte Cornelius Erin zu.
»Ich habe im Hotel angerufen. Ich wollte sagen, dass da wohl ein Irrtum vorliege. Die Empfangsdame erzählte mir, eine der Putzfrauen habe die Uhr auf dem Fußboden unter dem Bett gefunden.« Ihre Unterlippe zitterte jetzt wieder.
Cornelius legte ihr den Arm um die Schulter. »Hattest du zu dem Zeitpunkt schon einen Anhaltspunkt, wem die Uhr gehören könnte?«
»Nein, aber auf der Rückseite waren Initialen eingraviert. So habe ich herausgefunden, wer es ist.«
»Da hätte sich Andy doch bestimmt nicht rausreden können, wenn du ihn zur Rede gestellt hättest«, brummelte Cornelius.
»Mir fiel ein, dass vielleicht Andys Onkel Luke im Highlander Hotel war und Andys Namen benutzt hat. So was hat er offenbar schon mal gemacht.« Das hatte Andy jedenfalls behauptet. Sicher konnte sie sich dessen nun nicht mehr sein.
»War sein Onkel heute da?«, fragte Cornelius.
»Ja«, antwortete Erin. »Hätte ich Andy die Uhr gezeigt, hätte er womöglich seinen Onkel als Ausrede benutzt. Er hätte sogar seinen Onkel bitten können, ihn zu decken. Zu lügen wäre wohl keine allzu große Herausforderung für Luke Stanford gewesen. Also habe ich mir überlegt, es anders anzugehen.«
»Was für ein schlaues Mädchen du bist, Erin«, sagte Cornelius bewundernd. »Und als was für ein Mistkerl hat sich Andy doch entpuppt!«
Wie alle, die Andy kannten, hatte auch er um Erins willen glauben wollen, dass Andy reif genug für die Ehe und die Verantwortung für eine Familie war. Doch wenn er ehrlich war, hattetief in ihm immer ein leiser Zweifel genagt. Andy sah gut aus, was die Frauen anzog. Sein Reichtum machte ihn nur noch attraktiver. Die Versuchung war also groß. Er hatte gehofft, Andy empfände Liebe genug zu Erin und hätte auch die Charakterstärke, um der Versuchung zu widerstehen.
»Sollte von Andy noch etwas übrig sein, wenn dein Vater und dein Bruder mit ihm fertig sind, würde ich ihm gern den Hals umdrehen«, fügte Cornelius hinzu.
»Die Demütigung, die er heute einstecken musste, reicht mir. Mehr Genugtuung brauche ich nicht. Und er wird noch lange zu leiden haben. Warte nur, bis der Herald die Geschichte druckt. Der Skandal wird noch wochenlang die Gerüchteküche anfeuern. Eine ganze Weile wird er sein Gesicht nicht so gern in der Öffentlichkeit zeigen.«
»Auch wenn du das Opfer bist, wird die Presse dich genauso jagen. Ich verstehe schon, dass du am liebsten wegwillst«, sagte Cornelius mitfühlend. »Das Problem ist nur, dass ich schon morgen reise, und außerdem …«
»Das hält mich nicht ab«, erwiderte Erin. »Ich habe einen gültigen Pass. Ich brauche mir also nur noch ein Flugticket zu kaufen, dann können wir los.«
»… und außerdem solltest du wirklich nicht nach Australien, Erin«, erwiderte Cornelius.
Erin war völlig überrascht. »Wieso denn nicht?«
»Coober Pedy ist kein Ort für eine Frau wie dich, das habe ich dir doch letztens schon erklärt. Ich denke nicht im Traum daran, dich mitzunehmen.«
Erin war am Boden zerstört. »Aber Onkel Cornelius, ich will mit dir gehen.«
»Ich verstehe voll und ganz, dass du aus London weg möchtest, Erin. Spanien oder die griechischen Inseln wären zum Beispiel was. Du solltest irgendwo in einem Liegestuhl sitzen, Margaritas trinken und aufs Meer schauen. Coober Pedy ist der letzte Ort auf der Welt, an dem du Trost fändest.«
»Ich suche nicht nur Trost. Ich will etwas Sinnvolles tun, etwas Aufregendes, etwas anderes. Mutter hat mir ein bisschen Geld hinterlassen. Ich könnte mich an deinem Geschäft beteiligen und Opale kaufen.«
»Das ist aber ein ganz spontaner Einfall, oder, Erin? Das leugnest du wohl nicht. Heute Vormittag solltest du noch Mrs. Andrew Stanford werden.«
»Daran musst du mich nicht erst erinnern«, sagte Erin, und wieder kamen ihr die Tränen.
»Ich will dir nicht wehtun, Erin. Ich wollte nur … Du hast das Ganze offenbar nicht so richtig durchdacht. Und auch wenn es kein spontaner Einfall
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