Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
ähnlich muskulös und ziemlich einschüchternd. Die beiden Männer scheinen einen Hass aufeinander zu haben. Sie trinken beide reichlich Alkohol. Seit ich hier bin, sind sie schon zweimal heftig aneinandergeraten. Ich glaube, sie streiten über einen Opalfund, genau weiß ich das nicht, da ich ihre Sprache natürlich nicht verstehe. Andro ist mit einer Aborigine namens Gedda verheiratet, das ist hier nichts Ungewöhnliches, wie ich festgestellt habe. Die weiße Frau, die mit dem Leben hier klarkommt, die möchte ich sehen.
    Die Prostituierten, die Jonathan mit den Männern gesehen hatte, erwähnte er nicht. Dass sie Prostituierte waren, hatte er erst gemerkt, als er sie mit immer anderen Männern gesehen hatte. Es gab fünf Frauen, die dauerhaft bei den Minen lebten. Eine war Mitte zwanzig und sah wie eine Mischung aus einer Aborigine und einer Afghanin aus. Die anderen vier waren, so vermutete er, Europäerinnen. Eine ungefähr in seinem Alter, zwei sahen sich so ähnlich, dass sie Schwestern sein mussten, die Letzte, eine Schottin, war mittleren Alters – sie schien die Jüngeren zu bemuttern. Die Frauen lächelten, wenn sie mit den Männern flirteten, doch in ihrem Blick lag Traurigkeit, und, so nahm Jonathan an, sie hatten alle eine tragische Geschichte. Wieso sonst sollten sie sich zu einem derart erniedrigenden Leben entschlossen haben?
    Gedda ist viel jünger als Andro und eine nette, gutmütige Frau. Ich habe keine Ahnung, wie sie die Ehe mit Andro erträgt. Vielleicht liebt er sie ja und verhält sich ihr gegenüber anders. Sie haben eine Tochter namens Marlee. Sie ist schüchtern, aber kein Kind ist so lieb wie sie. Marlee ist klein und zierlich wie ihre Mutter. Wenn Andro nicht in der Nähe ist, unterhält sich Gedda mit mir in gebrochenem Englisch. Manchmal ist Marlee neugierig und kommt zu meinem Lager. Ist ihr Vater in der Nähe, befiehlt er ihr lautstark zurückzukommen, d och wenn er nicht hersieht, lächle ich und winke, und dann kichert sie. Neulich habe ich ein hübsches geflecktes Vogelei gefunden, als ich in der Nähe des Friedhofs nach Feuerholz suchte, das habe ich Marlee geschenkt, als Andro unten in seiner Mine war. Sie strahlte, so begeistert war sie. Es tat mir gut, sie so fröhlich zu sehen. Als Andro an dem Abend in den Pub ging, gab mir Gedda eine Portion Fleisch, das sie gekocht hatte. Ich weiß nicht, was es war, ich vermute, es war eins der Tiere, die hier in der Wildnis herumlaufen, aber es schmeckte verdammt gut.
    Ich vermisse Dich so sehr, meine liebste Liza. Ich hatte mir vorgenommen, ein Jahr zu bleiben, manchmal denke ich jedoch, ich komme früher zurück. Ich habe nicht das richtige Werkzeug und auch nicht die richtige Arbeitsmethode, um einen großen Fund zu machen. Wenn mir doch nur einer zeigen würde, wie ich es besser machen könnte! Leider hat bisher keiner auch nur das geringste Interesse an einer Freundschaft mit mir gezeigt. Das macht mich ganz mutlos. Alle sind so geheimniskrämerisch und argwöhnisch und bewachen ihre Minen mit wahrem Ingrimm. Aber ich gebe nicht auf. Ich habe Dir mein Wort gegeben. Ich komme zurück mit so viel Geld, dass wir heiraten können, und ich halte mein Versprechen. Ich brauche nur an Dich und an unsere baldige Hochzeit zu denken, mehr Motivation zum Durchhalten ist nicht nötig.
    Pass gut auf Dich auf, mein Liebling, und grüß Deine Eltern herzlich von mir. In Liebe, Jonathan , endete er .
    Jonathan wurde auf zwei Fremde aufmerksam, die sich ihren Weg über das Feld bahnten, was im Dunkeln wegen der vielen offenen Minenschächte, die von großen Gesteinshaufen umgeben waren, nicht ungefährlich war. Wenigstens hatten sie eine Taschenlampe dabei. Sie hielten sich jeweils eine Weile bei einem Lagerfeuer auf, ehe sie zum nächsten weitergingen. Das machte Jonathan allmählich neugierig. Was machten die zwei? Bald schon sprachen sie Andro an, der nicht weit von ihm entfernt lagerte. Jetzt hörte er auch schon ihre Stimmen in der Abendstille.
    »Guten Abend, Sir«, sagte der Mann zu dem Kroaten. »Ich bin Cornelius Wilder, Edelsteinhändler, und das ist mein Assistent.«
    Jonathan fiel auf, dass dieser kein Wort sagte. Er trug einenHut, der sein Gesicht verbarg, das Einzige, was man erkennen konnte, war, dass er deutlich jünger als besagter Mr. Wilder zu sein schien.
    Andro gab keine Antwort. Gedda und das kleine Mädchen saßen da und hörten ruhig zu. Ihre Augen schimmerten im Schein des Feuers. Sie waren sicher zu ängstlich, um etwas

Weitere Kostenlose Bücher