Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
bereitwillig. »Ich bin nur nicht sicher, ob ich groß was erklären könnte, ich habe ja selbst ziemliche Wissenslücken. Und was eine Opalader angeht … Ich bezweifle, dass ich überhaupt eine erkennen würde.«
»Verstehe«, sagte Cornelius. »Dann wollen wir mal wieder. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Mr. Maxwell.«
»Ich heiße Jonathan, und danke noch mal. Es war sehr schön, jemanden aus London zu treffen.«
»Das finde ich auch«, sagte Cornelius. »Guten Abend.«
»Guten Abend.« Am liebsten hätte Jonathan noch hinzugefügt, wie schön es war, überhaupt einmal mit jemandem zu reden, aber die beiden sollten nicht denken, dass er jammerte. »Passen Sie auf, wo Sie hintreten«, warnte er sie. »Sie wollen doch nicht in einen Minenschacht fallen.«
»Mr. Maxwell muss wohl einsam sein«, sagte Erin, als sie außer Hörweite waren.
»Das glaube ich auch«, stimmte Cornelius zu. »Ich kann mir schon vorstellen, dass die anderen Minenarbeiter nicht allzu freundlich zu ihm sind. So sind die nun mal.« Cornelius blieb stehen. »Vielleicht sollten wir ihn zu einem Abendessen einladen, wenn wir uns häuslich eingerichtet haben«, schlug er vor.
»Das ist eine gute Idee, Onkel Cornelius«, sagte Erin. »Er hat wohl wenig Geld, sonst hätte er sich was gekocht wie die anderen.«
Cornelius empfand auf einmal großes Mitleid mit dem jungen Engländer. »Wir werden uns ein bisschen um ihn kümmern«, sagte er.
Jonathan schlief schon einige Stunden, als er davon geweckt wurde, dass jemand gegen seinen Stiefel trat. Erschrocken fuhr er hoch. »Was ist?«, rief er und wollte die Augen öffnen, aber er war zu müde. Bestimmt träume ich, dachte er, bis er erneut einen Tritt verspürte, fester dieses Mal. Er stöhnte, öffnete die Augen jetzt doch und blinzelte. Ein mächtiger dunkler Schatten ragte über ihm auf. »Was ist denn los?«, fragte er ängstlich. »Wenn Sie mich ausrauben wollen … ich habe nur ein schmutziges Hemd am Leib, Ehrenwort.«
»Meine Frau ist krank. Ich muss sie zum Arzt bringen«, zischte Andro.
Jonathan wurde augenblicklich hellwach. Sein Nachbar trug Gedda auf seinen kräftigen Armen, als sei sie eine Stoffpuppe. Sie schien bewusstlos zu sein. Er rappelte sich auf.
»Passen Sie auf Marlee auf, ja? Aber wecken Sie sie nicht.« Das kam eher wie ein Befehl, nicht wie eine Bitte.
»Ich kümmere mich um sie«, sagte Jonathan. »Was ist denn mit Gedda?«
»Passen Sie auf, dass Marlee nichts passiert«, polterte Andro nur, ohne auf Jonathans Frage einzugehen.
»Ja … ja, sicher«, stammelte Jonathan. Ihm war klar, dass der letzte Satz als Warnung gemeint war.
»Und stehlen Sie nichts. Ich merke das«, setzte Andro hinzu.
»Nie im Leben würde ich etwas stehlen«, erwiderte Jonathan gekränkt.
Der Kroate verschwand in der Dunkelheit.
Jonathan ging auf Andros Zelt zu und schaute nach Marlee. Sie schlief tief und fest. Er setzte sich ans Feuer und legte Holz nach, damit ihm nicht kalt wurde. Ein Feldkessel hing über dem Feuer, also ging er seinen Blechbecher von seinem Schlafplatz holen. Dann goss er sich aus Andros Kochgeschirr eine starke Tasse Tee ein. Als er sie halb ausgetrunken hatte, überlegte er, ob Andro den Tee wohl als gestohlen betrachten würde. Besorgt kippte er den Rest Tee weg und brachte die Tasse zu seinem Platz zurück. Eine Stunde später kam der Hüne mit Gedda wieder. Sie war bei Bewusstsein, stöhnte jedoch.
Jonathan stand auf, als Andro Gedda ins Zelt brachte. »Kommt alles in Ordnung mit Ihrer Frau?«, fragte er besorgt. Sie hörte sich nicht gut an.
Andro deckte Gedda mit einer Decke zu. »Sie können jetzt gehen«, sagte er ungeduldig zu Jonathan.
»Marlee ist nicht wach geworden«, murmelte Jonathan.
Andro beachtete ihn nicht, aber Jonathan begriff, dass er sich Sorgen um seine Frau machte, also ging er zurück zu seinem Platz und kroch unter seine Decke. Einschlafen konnte er lange nicht.
Am nächsten Morgen machte sich Andro wie üblich an seine Arbeit, ging allerdings nicht in die Mine hinunter. Also konnte Jonathan auch nicht nachsehen, ob es Gedda gut ging. Ein paarmal schaute er hinüber, doch Andro vermied den Augenkontakt, und Jonathan war klar, dass er ihn lieber nicht noch einmal nach Gedda fragen sollte.
Später, als Jonathan von seiner Mine zurückkam, sah er Andromit gesenktem Kopf am Lagerfeuer sitzen. Marlee saß weinend neben ihm. Besorgt ging er auf den Hünen und das Kind zu.
»Ist … ist alles in Ordnung mit Ihrer Frau?«,
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