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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Siedlungen. Und wenn es neue Edelsteinhändler irgendwo gibt, suche ich sie auf, also kenne ich all die Geschichten.«
    »An einen wie Bojan Ratko werde ich mich nie gewöhnen«, sagte Erin, »und ich glaube, auch meinem Onkel wird das nicht gelingen.«
    »Tut mir leid, Miss Forsyth. Wenn ich etwas tun könnte, würde ich natürlich helfen.«
    »Sie könnten wenigstens mal ein ernstes Wort mit ihm reden und ihn verwarnen. Mit solch einem beängstigenden, asozialen Verhalten sollten wir uns nicht abfinden müssen.«
    »Das kann ich tun, dass es jedoch viel bewirken wird, kann ich Ihnen nicht versprechen.«
    »Vielleicht sind Sie nicht streng genug. Drohen Sie ihm doch an, dass Sie ihn einsperren werden. Dann überlegt er sich das Ganze bestimmt noch mal«, bemerkte Erin erzürnt. Dann wischte sie ihre Tränen weg. »Ich glaube, ich brauche jetzt einen starken Tee.«
    »Trinken Sie eine Tasse Tee mit uns, Constable«, schlug Cornelius vor.
    »Ich hab noch viel Papierkram zu erledigen«, antwortete er, »aber mit einer so attraktive Frau Tee zu trinken … Da sag ich nicht Nein.«
    Wenn Jonathan Erin in der Stadt sah, unterhielten sie sich eine Weile, und sie drückte stets ihre Verblüffung darüber aus, wie gut er mit Marlee zurechtkam. Erin hatte ihm gesagt, sie habe noch nie einen Mann gekannt, der so einfühlsam mit einem Kind umgegangen sei. Auch wenn sie ein gutes Verhältnis zu ihremeigenen Vater gehabt habe, als sie klein gewesen sei, habe sie ihn als streng und autoritär empfunden. Erst als Erwachsene habe sich ihre Beziehung verändert, und sie seien sich nähergekommen.
    »Wie laufen die Geschäfte?«, fragte Jonathan Erin eines Nachmittags, als er sie wieder einmal traf.
    »Wir bekommen mit jedem Tag mehr Kunden«, erwiderte sie. »Mein Onkel ist also zufrieden. Aber vor ein paar Tagen hatten wir ein erschreckendes Erlebnis mit einem Mann namens Bojan Ratko. Er kam ins Geschäft und drohte meinem Onkel, er werde ihn umbringen.«
    Jonathan war empört. »Wollte er Sie und Ihren Onkel ausrauben?«
    »Das hätte er womöglich getan, hätten wir einen Opal gehabt, der als Olympic Australis bekannt ist. Er wollte wissen, ob Marlees Vater meinem Onkel den Opal verkauft hat. Er ist ein sehr aggressiver Mensch und wirklich furchteinflößend. Der Constable meint, dieser Ratko wende sich immer wieder an die Edelsteinhändler in der Stadt, und er habe eine Art, die jeden erschrecke.«
    »Ich habe ihn mit Andro streiten sehen. Ich kann mir also vorstellen, wie viel Angst Sie hatten. Ein wirklich furchterregender Typ. Ich bin bloß froh, dass er in letzter Zeit nicht mehr ins Camp gekommen ist. Und ich hoffe sehr, dass das so bleibt«, sagte Jonathan.
    Bojan Ratkos Besuch würde Marlee ängstigen, und er fürchtete nichts mehr als das.
    Jonathan genoss die Spaziergänge mit Marlee. Nicht nur sie lernte eine Menge dabei, auch er profitierte davon. Eines Tages kamen sie an ein, wie er meinte, ausgetrocknetes Bachbett, aber Marlee zeigte ihm eine Stelle mit Sickerwasser, das unter dem heißen Sand verborgen war und das er allein nie entdeckt hätte. Sie erzählte ihm, dass Kängurus zwischen Sand und Steinen nach der kostbaren Flüssigkeit, die ihr Überleben sicherte, scharrten. Marlee wusste auch, dass durstige Vögel von den Bäumen aus dieKängurus beobachteten und dann hinunterschossen und mit ihnen gemeinsam tranken.
    Als sie an diesem Tag vom Feuerholzsammeln zum Lagerplatz zurückgingen, blieb sie plötzlich bei einem Baum stehen und horchte. »Hörst du das, Jonathan?«, fragte sie.
    Alles, was Jonathan hörte, war ein Minenarbeiter, der in der Ferne mit seinem Werkzeug hantierte. Sonst nichts als Stille.
    »Was denn, Marlee?«, fragte er.
    »Horch doch«, sagte sie und drückte ihr Ohr an den Baum.
    Auch Jonathan presste sein Ohr an den Stamm. Zu seiner Verblüffung hörte er ein leises Piepsen. »Was ist das?«, flüsterte er.
    »Babykakadus«, antwortete Marlee lächelnd. »Die sind in dem Baumstamm.«
    Jonathan schaute hoch in die Krone des Gummibaums und sah einen ausgewachsenen Galah, wie man die Papageienart in Australien auch nannte. Er schaute von einem Ast auf sie hinunter.
    Marlee lächelte Jonathan an. Sie konnte ihre Freude kaum verbergen, wenn sie wieder einmal etwas gewusst hatte, wovon er keine Ahnung hatte. »Die Galaheier schmecken echt lecker«, sagte sie und rieb sich den Bauch.
    Jonathan verzog das Gesicht. »Findest du?«, fragte er und schüttelte den Kopf. »Ich mag sie nicht, überhaupt

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