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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dem Pub geholt, der Mann hatte nicht zu Unrecht befürchtet, dass Bojan und Andro einander umbringen würden. Einige der Gäste waren dem jungen Constable hinaus zum Eight Mile Field gefolgt. Will erhob keine Einwände, da er damit rechnete, dass er Unterstützung brauchen würde. Für den Fall, dass die Situation tatsächlich außer Kontrolle geriet, hatte er eine geladene Waffe dabei. Als er zu Andros Lagerplatz kam, konnte er den Kroaten nirgends entdecken. Er fragte jemanden aus der Menschenmenge, was passiert sei, und man erzählte ihm, Andro sei im Verlauf des Kampfes in seine eigene Mine gestürzt.
    Constable Spender war klar, dass er eine Untersuchung des Vorfalls durchführen musste, doch zuerst musste man sich um Andro kümmern. »Wir werden eine Schlaufe binden, um die Leiche nach oben zu holen«, sagte er und drängte sich durch die Menge, um an den Rand des Minenschachts zu gelangen. Seit er ein Jahr zuvor seinen Dienst in Coober Pedy aufgenommen hatte, waren drei Leute in einen offenen Schacht gestürzt und hatten sich das Rückgrat gebrochen.
    »Er lebt«, erzählte ihm einer der Minenarbeiter. »Andro hat den Sturz überlebt.« Der Kroate war zum Held des Tages geworden.
    Will war verblüfft. »Er lebt, sagen Sie!« Er wusste, das grenzte an ein Wunder. Ungläubig schaute er in den Schacht hinunter und sah Jonathan, der sich über Andro beugte. »Dann gehen Sie schnell Dr. Jones holen«, rief er dem Minenarbeiter zu. »Er wird nach Andros Verletzungen sehen und uns dann raten, wie wir ihn am besten nach oben holen.«
    Andros Gesicht war voller Blut, die Haut abgeschürft. Auf der Stirn hatte er eine Platzwunde. Ein Auge war fast zugeschwollen, ein Vorderzahn herausgebrochen. Das überraschte Jonathan nicht, aber als er bemerkte, dass seinem Partner aus Mundwinkel, Naseund Ohren Blut lief, erschrak er. Instinktiv wusste er, dass dies nichts Gutes bedeutete. Er musste innere Verletzungen haben.
    »Das kommt schon alles wieder in Ordnung, Andro«, sagte er beruhigend. »Ich hol dich hier raus«, versprach er. »Ich muss jetzt Hilfe holen.«
    Jonathan wollte aufstehen, doch Andro klammerte sich sichtlich verzweifelt an seinen Arm.
    »Was ist denn, Andro?«, fragte Jonathan.
    »Es bleibt … bleibt nicht viel Zeit«, stieß Andro mit rauer Stimme aus. Er bekam kaum Luft.
    »Du solltest nicht reden, Andro«, sagte Jonathan, voller Angst, dass sein Partner es nicht schaffen würde. »Sei sparsam mit deinen Kräften. Ich denke, deine Rippen sind gebrochen.«
    »Es ist … keine Zeit mehr«, flüsterte Andro und bedeutete Jonathan mit einer Geste näher zu kommen. »Versprich mir … dass du dich um Marlee kümmerst«, keuchte er. »Du bist … der einzige Mensch, dem ich vertraue.«
    »Natürlich. Aber das wirst du selbst tun können, wenn du dich erst mal erholt hast, Andro.«
    Andro schüttelte den Kopf. »Bitte, Jonathan, ich … ich flehe dich an«, stammelte er, würgte und spuckte Blut. »Gib mir … gib mir dein Wort … dass du dich um mein kleines Mädchen kümmerst, wenn ich nicht mehr da bin.«
    Jonathan erkannte, wie ernst es Andro war. Er war schwer verletzt und rechnete mit dem Schlimmsten. Er brauchte jetzt seinen Seelenfrieden. Brauchte Zuversicht. »Du hast mein Wort, Andro. Mach dir keine Sorgen, du erholst dich schon wieder. Keine Menschenseele auf dieser Welt ist stärker als du.«
    Sie hörten Stimmen oben am Schachtrand, dann wurde eine Schlinge in den Schacht hinuntergelassen.
    »Hör zu«, flüsterte Andro drängend. »Meine Opale sind in einer Dose unter Marlees Feldbett vergraben.« Er stöhnte, als ihn ein quälender Schmerz durchzuckte. »Grab alles aus«, drängte er Jonathan und hustete. Keuchend versuchte er, Luft zu holen. »Verkauf alles … ehe die Aasgeier kommen. Nimm das Geld … und … kümmere dich damit um Marlee. Versprich mir das, Jonathan.« Tränen rannen ihm aus den Augen.
    »Na schön«, sagte Jonathan. Es schmerzte ihn, einen so starken, stolzen Mann wie Andro in Tränen zu sehen. »Ich kümmere mich um sie, du hast mein Wort. Halte durch, Andro. Ich gehe jetzt Hilfe holen.« Wieder wollte er aufstehen.
    Andro verstärkte den Griff um seinen Arm erneut. »Dazu ist es zu spät«, flüsterte er.
    »Nein, Andro. Ist es nicht. Ich weiß, du hast Schmerzen, doch du wirst wieder gesund.«
    »Nein! Pass auf. Was ich dir jetzt sage, ist … ist wichtig.«
    Jemand stieg die Leiter zu ihnen herunter.
    »Achte drauf, dass Marlee nie ihren Teddy verliert«,

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