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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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entgegennahm. »Ich kann nur kurz reden. Ich werde versuchen, dich mittags zu treffen, im Dorchester.« Es entstand eine Pause, dann sagte sie: »Ich hab dich auch vermisst.«
    Bradley war überzeugt davon, dass Lauren nicht mit einem Verwandten oder einer Freundin sprach. Sie kicherte wie ein Schulmädchen. Er war von Anfang an argwöhnisch gewesen, doch jetzt bezweifelte er nicht mehr, dass sie seinen Vater zum Narren hielt, und das ließ erneut Zorn in ihm aufsteigen.
    Sein Vater, der in seinem Büro saß, rief nach Lauren.
    »Ich muss Schluss machen«, flüsterte sie panisch. »Bis später.« Dann legte sie auf, kam aus der Küche und lief ins Arbeitszimmer.
    »Da bist du ja, Lauren«, sagte Gareth. »Wo hast du denn gesteckt?«
    »Ich hab die Haushälterin gesucht. Ich wollte sie bitten, uns eine Kanne Kaffee zu machen«, sagte Lauren. »Ich dachte, du kümmerst dich um deinen Papierkram.«
    »Ich bin ein paar Papiere durchgegangen, ja. Ich suche Katalognummern für einen Kunden, dessen Werke wir vor einigen Monaten in einer Ausstellung hatten. Normalerweise bewahren wir so was in der Galerie auf. Jane muss die Unterlagen aus irgendeinem Grund mit nach Hause genommen haben, aber ich finde sie nicht. Erin weiß, wo ihre Mutter diese Dinge aufbewahrt hat, ich habeleider keine Ahnung, wann sie zurückkommt, und Bradley weiß das auch nicht.«
    »Machst du dir immer noch Sorgen um sie?«
    »Bradley hat mir versichert, dass es ihr gut geht, ich wünschte, sie würde mir auch schreiben.« Gareth seufzte. Er musste sich hörbar anstrengen, wieder heiterer zu wirken. »Ich habe mir überlegt, heute zum Mittagessen auszugehen«, sagte er. »Ich habe im Dorchester reserviert.«
    »Heute!« Lauren wurde hektisch. »Machst du denn heute die Galerie nicht auf?«
    »Doch, am Nachmittag für einige Stunden, das wird reichen.«
    »Tut mir leid, Liebling, aber ich kann heute nicht mit dir essen gehen. Ich treffe mich mit einem alten Bekannten. Ich würde ja absagen, wir haben uns jedoch schon eine Ewigkeit nicht gesehen.«
    Bradley fiel auf, dass Lauren geflissentlich verschwieg, dass ihr »Bekannter« ein Mann war, mit dem sie offenbar mehr als nur eine Bekanntschaft verband.
    »Ach, wie schade«, sagte Gareth bedauernd.
    »Ich weiß, aber er ist dummerweise nur diesen einen Tag in London. Das verstehst du doch, oder?«
    »Natürlich. Ich bin trotzdem enttäuscht.«
    »Lass uns stattdessen heute Abend zum Essen ausgehen«, schlug Lauren vor. »Wir könnten dieses neue französische Restaurant in Whitechapel ausprobieren. Das Guillotine.«
    Bradley verdrehte die Augen. Das Guillotine hatte sich schon nach kurzer Zeit den Ruf als eines der teuersten und exklusivsten Restaurants Londons erworben.
    »Mhm. Ich bin nicht sicher, ob wir so kurzfristig noch einen Tisch bekommen. Ich habe gehört, das Restaurant ist sehr beliebt«, gab Gareth zu bedenken.
    »Du schaffst das bestimmt, Liebling«, schnurrte Lauren. »Du bist doch schließlich einer der angesehensten Kunsthändler Londons.«
    Gareth grinste jungenhaft. »Ich tue mein Bestes, nur für dich«, antwortete er.
    Bradley schäumte vor Wut. Auch seine Mutter hatte die französische Küche geliebt. Lauren brauchte nur dem Ego seines Vaters zu schmeicheln, schon war er leichter zu bearbeiten als ein Stück Knetgummi.
    »Sollen wir ins Corner Café gehen, Lauren?«, fragte Gareth. »Wir könnten dort unseren Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen. Du magst den köstlichen Kuchen dort doch so gern.«
    »Tut mir leid. Ich muss mich jetzt wirklich beeilen«, hörte Bradley Lauren sagen.
    »Wieso?«
    »Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch einen Termin beim Friseur haben«, antwortete sie und schaute auf die Uhr. »Ruf im Guillotine an und frag, ob wir noch einen Tisch bekommen können, ja? Und vergiss nicht, den Tisch im Dorchester abzusagen.«
    »Ich kümmere mich gleich drum«, versprach Gareth. »Ich ruf dich dann später an.«
    Bradley vernahm Schritte, die sich entfernten. Kaum war die Haustür zugeschlagen worden, ging Bradley zum Arbeitszimmer seines Vaters. Er würde ihm erzählen, was er mit angehört hatte. Er rechnete zwar fest damit, dass sein Vater das Ganze wieder als bedeutungslos abtun würde, trotzdem hoffte er, zumindest Zweifel zu säen. Gareth durfte einfach nicht mehr alles für bare Münze nehmen, was Lauren sagte.
    Sein Vater telefonierte, als er eintrat. Ah, er bestellt einen Tisch im Guillotine, dachte Bradley, merkte aber bald, dass das nicht der Fall

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