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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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richtig ausführte. Nach etlichen Versuchen hatte ich es einigermaßen raus, trotzdem bezweifelte ich, dass ich gegen einen zu allem entschlossenen Gefallenen auch nur den Hauch einer Chance haben würde.
    Rafe schien zu demselben Schluss gelangt zu sein.
    »Michael, du wirst dich im Zweikampf gegen die Gefallenen wacker schlagen. Ellspeth …« Er hielt inne, als überlege er, ob er aussprechen sollte, was sowieso allen klar war. »Was dich angeht, habe ich ernsthafte Bedenken. Um deinetwillen werde ich euch beide noch im Gebrauch einer weiteren Waffe unterweisen, auch wenn es mir widerstrebt. Diese Waffe dürft ihr nur dann gebrauchen, wenn ihr absolut keinen anderen Ausweg mehr wisst, denn sie herbeizurufen kostet enorme Kraft. Wenn ihr sie benutzt und euer Ziel verfehlt, werdet ihr danach so schwach sein, dass es den Gefallenen ein Leichtes sein wird, euch zu überwältigen. Und verwendet sie niemals allein, sondern nur dann, wenn der andere in der Nähe ist. Denn sollte einer von euch versagen, muss der andere da sein, um ihm beizustehen.«
    »Was ist denn das für eine Waffe?«, fragte Michael eifrig wie immer, wenn es ums Kämpfen ging.
    Rafe entfernte sich etwa dreißig Meter von uns. Er reckte den rechten Arm in die Luft, streckte die Finger aus und schloss die Augen. Kurz darauf kam ein leuchtender Strahl aus seinen Fingerspitzen, der ein bisschen so aussah wie die Lichtbögen, die uns beim Fliegen anstelle von Flügeln aus dem Rücken strömten. Das Licht war hell wie ein Laser und begann langsam, Gestalt anzunehmen. Bald konnte man eine Klinge erkennen. Sie hatte Ähnlichkeit mit den Flammenschwertern, die Engel auf Renaissancegemälden manchmal trugen.
    »Dies ist das Schwert aus Feuer, die reinste aller Waffen. Es ist eine Waffe des Geistes, nicht des Körpers. Ihr müsst euch mit eurem ganzen Sein darauf konzentrieren, sie herbeizurufen.«
    Rafe stellte uns nebeneinander auf. Statt uns wie zuvor nacheinander antreten zu lassen, sollten wir es diesmal gleichzeitig versuchen. Wahrscheinlich hatte er erkannt, dass Michaels Können mich einschüchterte.
    »Schließt die Augen. Stellt euch das Schwert in eurem Geiste vor. Ruft es zu euch«, flüsterte Rafe.
    Zuerst kam ich mir ziemlich albern vor. Ich sollte ein nicht existierendes Schwert rufen? Im Ernst. Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich, so fest ich konnte. Nichts geschah.
    Als ich die Augen wieder aufmachte, sah Rafe mich mit belustigter Miene an.
    »Ellspeth, es braucht ein bisschen mehr als nur ein Stirnrunzeln, um das Schwert aus Feuer herbeizurufen. Du musst an dich selbst glauben. Du musst glauben, dass Gott dich zu Seiner Auserwählten gemacht hat. Du musst glauben, dass du in dir die göttliche Kraft hast, die es dir ermöglicht, deine Bestimmung zu erfüllen. Du musst glauben, dass du diese innere Kraft bündeln und zu einer Waffe aus Licht und Stärke formen kannst. Vergegenwärtige dir diese Wahrheiten, während du dich konzentrierst. Versuch es noch einmal«, befahl er und sah zu Michael hinüber. »Beide.«
    Ich kam mir immer noch blöd vor, tat ihm aber den Gefallen. Brav wiederholte ich im Geiste besagte »Wahrheiten«, auch wenn sie mir bei weitem nicht so einleuchtend erschienen wie Rafe. Ich sagte mir, dass ich von ihm – wer auch immer er genau war – für diese Aufgabe ausgewählt worden war, und dass ich die Macht hatte, eine Waffe aus Licht heraufzubeschwören. Wieder und wieder sagte ich stumm diese Worte auf.
    Bald darauf spürte ich eine Wärme tief in meinem Körper. Sie floss hinauf bis in meinen Arm, wo sie fast unerträglich stark wurde. Die Hitze schien sich zu entzünden und dann aus meinen Fingerspitzen zu explodieren. Ich öffnete die Augen und sah, dass ich ein perfektes Schwert aus Feuer in der Hand hielt. Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich es tatsächlich geschafft hatte.
    »Ausgezeichnet, Ellspeth.« Rafe strahlte mich an, als wäre ich seine Musterschülerin. Wurde ja auch höchste Zeit.
    Stolz und glücklich sah ich mich zu Michael um. Endlich hatte auch ich unseren Widersachern etwas entgegenzusetzen. Bestimmt würde ihm ein Stein vom Herzen fallen, weil er jetzt im Kampf gegen die Gefallenen auf meine Hilfe würde zählen können.
    Ich dachte wirklich, er würde sich freuen.
    Stattdessen stand er nur da, während ihm ein schwaches bläuliches Licht aus den Fingerspitzen tröpfelte, und sah mich wie erstarrt an. Dann schwang er sich wortlos hinauf in die Wolken.
    Ich ließ Rafe stehen und

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