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Jenseits des Protokolls

Jenseits des Protokolls

Titel: Jenseits des Protokolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Wulff , Nicole Maibaum
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öffneten und Christian da als »konservativen Spießer« verstauten. Beide nahmen die Situation an und respektierten meine Entscheidung.
    Und auch Andreas tat dies. Er und ich sind ein Beispiel dafür, dass Männer und Frauen tatsächlich Freunde sein können. Andreas ist Anwalt, jetzt 48, lebt in Hannover und ich kenne ihn mittlerweile seit 15 Jahren. Wir hatten dieselben Lieblingscafés, dieselben Lieblingsbars und sind uns so immer wieder über den Weg gelaufen. Anfangs fand ich ihn unsympathisch – zu glatt, zu aufgesetzt, zu oberflächlich und scheinbar viel zu sehr von sich eingenommen. Doch irgendwann vor sieben Jahren standen wir zufälligerweise bei einem Spiel von Hannover 96 nebeneinander auf der Zuschauertribüne und stellten fest, dass wir beide große Fans dieses Fußballvereins sind. Daraus entwickelte sich dann eine ganz unkomplizierte Freundschaft. Inzwischen treffen wir uns etwa einmal im Monat zum Lunch bei unserem Stammitaliener, reden über den Job, über Fußball, über Politik und auch über Beziehungen. Andreas ist da recht pragmatisch und ich finde es immer wieder amüsant und durchaus bereichernd, seine Meinung über Frauen zu hören. Dass es halt eben doch viel um Status und Äußerlichkeiten geht, dass es in einer Partnerschaft bloß nicht zu anstrengend werden darf, man(n) sonst lieber die Segel streicht. Zugegeben: Manchmal erschreckt es mich, wie rational Männer teilweise ticken. Aber das ist eine andere Geschichte …
    Andreas ist übrigens auch unser Trauzeuge. Als Christian und ich im Sommer 2006 auf Mallorca Urlaub machten, waren er und seine Freundin auch dort. Wir verbrachten zu viert einen fantastischen Tag und als wir in einem ruhigen Moment dann abends in einem Beachclub saßen, mit grandiosem Blick über das Meer, sagte Christian plötzlich einfach zu mir: »Dich möchte ich heiraten!« Ich war total gerührt und natürlich habe ich »Ja« gesagt. Als Andreas dann später dazukam, fragte ich ihn spontan, ob er nicht unser Trauzeuge sein möchte. Natürlich habe ich auch an Josefine oder Stephanie gedacht. Doch eine von ihnen als meine Trauzeugin auszusuchen, wäre mir unheimlich schwergefallen. In dem Moment, in dem ich mich für eine von den beiden entschieden hätte, hätte ich die andere vor den Kopf gestoßen. Andreas aber lief quasi außer Konkurrenz und war eben auch noch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Weder Josefine noch Stephanie haben mir diese Entscheidung übel genommen.
    Aber wie ist das, wenn aus der Freundin plötzlich eine Frau des öffentlichen Lebens wird? Wenn die Freundin auf einmal in der Presse steht und man in den Nachrichten über sie hört? Als Christian zum Bundespräsidenten gewählt wurde, freuten sich Josefine und Stephanie, doch hatten sie auch große Bedenken, dass ich als Freundin aus ihrem Leben verschwinden würde. Selbstverständlich beteuerte ich, dass dies nicht geschehen würde, doch merkte ich ja schnell, wie wenig Zeit mir tatsächlich für Privatleben blieb. Umso erleichterter und glücklicher war ich, dass meine Freundinnen und Freunde mich häufig in Berlin besuchten, und ich war immer sehr froh, wie selbstverständlich und offen sie die ganze Situation annahmen. Die Präsenz der Polizei vor unserem Haus, die schwarzen Limousinen, die vorfuhren, um uns für einen Termin abzuholen, diese Herrschaftlichkeit, die die Villa in der Pücklerstraße ausstrahlt – statt staunend mit offenem Mund dazustehen, kam von denen eher ein belustigter Spruch über die Sicherheitsbeamten, die sie scherzhaft unsere »Men in Black« nannten. Diese Lockerheit war für mich eine Wohltat. Denn ich merkte es ja bei mir selbst: Ein Teil von mir gewöhnte sich an diesen Anblick und das ganze Geschehen drum herum, aber einem anderen Teil von mir blieb es die gesamte Zeit über fremd und irreal.
    Auch war es immer wieder erfrischend, mit meinen Freundinnen nach einer Auslandsreise oder einem Staatsbesuch zu telefonieren. Stephanie etwa fragte mich nie nach den ganzen offiziellen Terminen, nach den Begegnungen mit mehr oder weniger prominenten Leuten, sondern sie wollte einfach wissen, wie es mir geht, und dann keine Floskeln hören. Es gab mir eine gewisse Bodenhaftung und das beruhigende Gefühl, dass das Leben fernab meines Lebens ganz normal weitergeht und ich auch weiter daran teilnehme.
    Meine Freunde sagen mir auch unangenehme Dinge ins Gesicht. Als ich noch die Frau des Bundespräsidenten war zum Beispiel, wenn ich in einer Klamotte »echt

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