Jenseits des Spiegels
verrückt. Als wenn sich hier jemand wegen mir in die Wolle kriegen würde.
„Dann heiße ich euch vorerst als meine Gäste willkommen, muss aber leider darum bitten, Talita einen Moment unter vier Augen sprechen zu können.“
Pal kniff die Augen zusammen.
„Warum?“, kam es von Kovu. Auch Julica schien damit nicht einverstanden zu sein.
Was war denn jetzt los?
„Ich möchte nicht unhöflich sein, aber das geht nur sie und mich etwas an.“
„Ist schon gut“, sagte ich schnell, bevor das hier in einer handfesten Diskussion ausarten konnte. „Geht doch schon mal zu Tyge, ich komme dann gleich nach.“
Keiner bewegte sich.
Seufz.
„Bitte.“ Ich flehte mit den Augen geradezu darum, dass sie jetzt keinen Fehler begingen, der alles kaputt machen könnte. Sie in dieses Haus zu bekommen, war wichtig, deswegen wäre es nicht sonderlich klug, einen Aufstand zu machen, der sie alle auf die Straße brachte.
„Lass uns nicht zu lange warten, sonst kommen wir dich holen“, grinste Kovu, und war der erste, der sich in Bewegung setzte. Auf dem Weg nach draußen strich er mir sehr auffällig über den Arm. Auch Julica tat das, bevor sie ihm nach draußen folgte, und ich stand mit einem großen Fragezeichen im Gesicht da. Was war das denn jetzt bitte schon wieder?
Pal dagegen legte mir die Hand auf die Schulter, drückte sie leicht, und fixierte Erion mit einem Blick, der ihn wohl das fürchten lehren sollte – also ehrlich, bei Veith wäre das sicher besser gekommen –, und ging dann ohne ein Wort hinaus. Und ich? Ich stand da, und wusste nicht was ich davon halten sollte.
Erion sah den Wölfen nachdenklich hinterher. „Ich hoffe du weißt auf was du dich da eingelassen hast.“
„Bitte?“
„Die Lykaner.“ Er wandte sich mir zu. „Ich weiß nicht warum, aber sie scheinen dich vor etwas schützen zu wollen.“
„Quatsch.“ Ich winkte ab. „Die wollen sich nur kostenlos durchfuttern, und dazu brauchen sie mich.“
Der Zweifel in Erion war nicht zu verkennen, dennoch sagte er. „Ich hoffe du hast damit Recht, denn wer mit den Wölfen spielen will, muss die Regeln kennen.“
Oh wie wahr. „Ich bekomme das schon hin, sie sind eigentlich ganz handzahm.“ Na hoffentlich bekommt keiner von ihnen raus, dass ich das gesagt hatte.
Erion schien ähnlich zu denken, denn er grinste belustigt. „Das hoffe ich für dich, und doch solltest du ein wenig Acht auf dich geben. Durch Kaj habe ich ein wenig Einsicht in das Verhaltens eines Lykaners bekommen, und sie sind nicht wie du und ich, sie sind im Herzen Tiere, rau und wild, und sie sehen viele Dinger anders. Manchmal ist es nicht ganz einfach, ihr Verhalten zu verstehen, und noch schwieriger es zu akzeptieren.“
„Wem sagst du das.“ Denn vom persönlichen Bereich hatten die definitiv noch nie etwas gehört. „Aber auch wenn ich noch nicht viel von ihnen weiß, ich bin lernfähig, und so manches ist auch bei mir schon angekommen.“ Zum Beispiel den Kopf einzuziehen, wenn sie ihn einem abreißen wollen.
„Woran du immer denken solltest, wenn du mit ihnen zutun hast, dass du ihnen die Stirn bieten musst“, empfahl er mir, „sonst überrennen sie dich einfach. Zeig ihnen, dass du keine Beute bist, sondern ein Jäger, der ihnen gleichgestellt ist.“
O-kay, das war dann wohl genau das Gegenteil von dem was ich gerade gedacht hatte. Ich sollte ihnen die Stirn bieten? Ich war doch nicht lebensmüde!
„Wenn du ihnen die Möglichkeit lässt, werden sie auf die herumtrampeln.“
Danke, das hatten sie schon zu genüge, mehr brauchte ich nun wirklich nicht.
„Das darfst du ihnen nicht durchgehen lassen.“
Als wenn ich da eine große Wahl hätte. „Weißt du das alles wegen Kaj?“
„Natürlich. Was glaubst du was ich am Anfang für Schwierigkeiten mit ihr hatte. Ich musste ihr mehr als einmal ziemlich deutlich zeigen, dass ich hier das Sagen habe. Lykaner brauchen sowas, eine strikte Ordnung, an die sie dich halten können, so fühlen sie sich am wohlsten, so wissen sie genau wo ihr Platz ist, und was ihre Aufgaben sind.“
„Wie ein Alphatier“, überlegte ich laut.
Nickend stimmte er mir zu. „Kaj wurde von Ihresgleichen verbannt, ist mental aber nicht in der Lage lange als Einzelgänger zu leben, dafür ist sie einfach nicht geschaffen. Sie ist zu devot, sie braucht die Führung, ohne sie würde sie zu Grunde gehen, und ich habe ihr diese Möglichkeit geboten.“
Wo wir schon mal beim Thema waren, da gab es eine Frage, die mir schon
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