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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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blitzte es, und ich bekam das Gefühl, als würde ihn mein Verhalten amüsieren. Das war so völlig neu und unerwartet, das mein Herz wieder diesen komischen Hüpfer machte, und es in meinem Bauch kribbelte, als seien dort ganz viele Krabbelkäfer unterwegs.
    Erst als Pal seinen Kopf auf meine Taille legte, und meine Hand in Veiths Fell bemerkte, ließ dieses komische Bauchgefühl nach. Ich grinste zu dem roten Wolf hinauf, der mir die ganze Nacht den Rücken gewärmt hatte. „Na, gut geschlafen?“
    Er schob seinen Kopf unter meinen Arm, so dass meine Hand auf dem riesigen Schädel zu liegen kam. „Wie im Märchen“, witzelte er.
    Das ließ mich nur noch breiter grinsen. „Na solange du nicht einen auf Dornröschen machst, geht das klar.“ Ich ließ meine Finger durch das kurze, flauschige Kopfhaar wandern.
    „Wer ist Dornröschen?“, fragte er.
    „Eine Märchengestallt aus meiner Welt.“ Das waren wohl die falschen Worte gewesen, denn sofort trat etwas Trauriges in seine Augen. In dem Moment ging uns wohl beiden das Gespräch von gestern Abend durch den Kopf. Ich gehörte hier nicht hin, mein Platz war ganz woanders.
    „Oh, gibt´s hier Streicheleinheiten?“ Kovu kletterte über seinen großen Bruder herüber, und störte sich auch nicht daran, dass Veith ihn anknurrte, da er dabei nicht sonderlich vorsichtig vorging, und seinen großen Bruder einen schmerzhaften Tritt versetzte. Der Kleine versuchte Pal seinen Platz unter meiner Hand streitig zu machen, was zur Folge hatte, dass ich plötzlich unter knurrenden und schnappenden Wölfen lag. Keine sehr angenehme Aussicht.
    „Ähm, Jungs, könnt ihr das vielleicht woanders machen?“
    Konnten sie nicht, und das machte mich langsam nervös. Ein Glück für mich, dass Veith sich einschaltete – ihm wurde das wahrscheinlich auch zu bunt. Er packte Kovu mit den Zähnen im Nacken, und zog ihn mit einem Ruck weg. Schade nur, dass der Kleine Pal dabei nicht losgelassen hatte. Dem ging dadurch nämlich ein Stück Fell flöten, was er wohl zum Anlass nahm, den beiden hinterher zusetzen. Gleich darauf balgten sich die drei Rüden spielerisch auf dem Boden, schnappten, knurrten und kratzen sich, schmissen sich gegenseitig um, und warfen sich auf die anderen drauf. Das war wohl das erste Mal, dass ich Veith so ausgelassen sah. Bei Pal hielt er sich immer noch ein wenig zurück, war distanzierter, aber das bekam man nur mit, wenn man die drei kannte, und genau hinsah.
    Ich richtete mich auf, strich mir die verfilzen Haare aus dem Gesicht, und wich ein wenig zurück, um die drei nicht zu behindern. Auch Julica war nun endgültig wach. Sie stand auf, streckte sich, gähnte einmal herzhaft, dass ihre vielen, scharfen Zähne nur so zur Geltung kamen, und setzte sich dann an meine Seite. In ihren Augen blitzte es, als wollte sie am liebsten auch am Spiel teilnehmen.
    „Ich hab ihn schon lange nicht mehr so übermütig gesehen.“
    „Bitte?“
    „Veith“, sagte sie. „Seit gestern ist er irgendwie … anders.“
    „Anders?“ Also heute schien ich nicht gerade ein Hirnakrobat zu sein.
    Julica schmunzelte belustigt. „Ja. Seit er sich entschlossen hat ein … ähm … schon vor einer ganzen Weile hat er angefangen, sich vom Rudel zurückzuziehen, als wolle er sich schon vorbereiten, damit es nicht noch schwerer wird.“
    „Vorbereiten?“
    Sie sah mich mit einem undefinierbaren Blick an, und stand dann auf, ohne auf meine Frage einzugehen. „Wir sollten uns langsam fertig machen, damit wir nicht zu spät kommen.“
    Ach ja, das Rudeltreffen. Darauf war ich schon gespannt. Neugierig, und auch nervös. Wie würde es sein? Wie würden die anderen Lykaner auf mich reagieren? Hoffentlich nicht so abweisend, wie das Wolfsbaumrudel bei unserer ersten Begegnung.
    Tyge tauchte zwischen den Bäumen auf, einen grimmigen Ausdruck im Gesicht – und immer noch unbekleidet. In seiner Hand hielt er dass Vox so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervorstachen.
    „Was ist passiert?“, traute ich mich zu fragen.
    Die drei Streithähne hielten in ihrem Spiel inne, und wandten sich in wachsamer Erwartung an den Ältesten unter uns.
    „Das war Prisca“, sagte Tyge sofort, ohne lange Vorreden zu halten. „Sie hat sich bei den anderen Rudeln erkundigt.“
    Julica stellte die Ohren aus. „Und? Was hat sie gesagt?“
    „Nicht alle Rudel haben ihr eine Auskunft gegeben, aber deutlich die Mehrheit. Bei keinem von ihnen fehlt ein Lykaner, niemand ist verschwunden. Beim

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