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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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da müsste mir wirklich was fehlen – von den ganzen Haaren auf der Zunge einmal abgesehen.
    Ich war zu der jagt nicht eingeladen gewesen – wen wundert’s? – hatte mich in ihrer Abwesenheit auf einen Baum verzogen, wo ich mich an meinem mitgebrachten Essen genüsslich getan hatte. Weniger Blut und Knochen, und viel mehr Zucker.
    Es war schon sehr spät, der Himmel bereits dunkel. Der Mond wurde von dem Blätterdach ausgesperrt, doch das störte mich nicht. Seit Gaare die Magie in mir geweckt hatte, sah ich nachts viel besser, was mir jetzt sehr gelegen kam.
    Schläfrig kuschelte ich mich in meine Laubkuhle, und dachte über den Tag nach. Die Akten hatten nicht viel ergeben, und von Prisca hatten wir auch noch keine Rückmeldung bekommen. Blieb nur zu hoffen, dass das Rudeltreffen morgen etwas ergiebiger sein würde.
    Doch was  mich wirklich beschäftigte, war eine ganz andere Sache, die damit gar nichts zu tun hatte. Ich bekam es immer noch nicht richtig zu fassen, dass ich vielleicht endlich die Antwort meiner Herkunft gefunden hatte. Zwar wusste ich noch lange nicht, wie ich wieder zurückkommen sollte, aber es war ein Anfang, eine Richtung in die ich mich wenden konnte, sobald ich zurück in Sternheim war. Vielleicht hatte ich endlich das gefunden, wonach ich die letzten Wochen so verzweifelt gesucht hatte.
    Ein Spiegel, ein magisches Portal. Erst nach und nach war mir die Bedeutung dessen bewusst geworden: ich befand mich in einer anderen Welt. Das war so absurd, dass ich mich an den Gedanken erst gewöhnen musste. Bisher hatte ich immer angenommen, dass ich … was weiß ich, in einem anderen Land, oder einer Insel gelandet war, aber eine andere Welt? Vor dieser Idee hatte ich mich immer verschlossen, weil es noch unglaubwürdiger war, als das, was um mich herum sowieso schon vor sich ging.
    Eine andere Welt. Eine Welt voller Magie, mit Lebewesen, die so unglaublich waren, dass sie der Phantasie entsprungen sein könnten. So ergab das jedenfalls einen Sinn, auch wenn mir noch nicht ganz klar war, wie ich an ein solches Portal gekommen sein könnte. Naja, war ja auch kein Wunder, wo meine Erinnerungen noch immer der Meinung waren, sich im Dunkeln herumdrücken zu müssen.
    Pal erhob sich schwerfällig von seinem Platz, trottete zu mir herüber, und legte sich zu mir in die Kuhle. Seine Zunge glitt einmal quer über den Pelz in meinem Gesicht – Irgs. „Wo bist du mit deinen Gedanken?“, fragte er leise, und grummelte befriedigt, als ich mit den Fingern – Pfoten? – durch sein Fell fuhr. Mit den Ballen fühlte es sich anders an, als mit einer menschlichen Hand.  
    „Bei dem Märchen, das Gaare mir gegeben hat.“ Ich kuschelte mich an seinen warmen Körper, und schlang die Arme um seinen Hals. „Vielleicht ist das wirklich die Lösung. Es würde auch erklären, wie ich auf den Dachboden von deinem Vater gekommen bin. Ich bin durch den Spiegel direkt hineingefallen.“
    Pal legte seinen großen Schädel, auf seine Vorderpfoten. Sein Kopf war direkt neben  meinem Gesicht, aber er beachtete mich gar nicht.
    „Was hast du?“
    „Nichts.“
    Ja, klar doch. „Und jetzt versuchen wir es noch einmal mit der Wahrheit, okay?“
    Er seufzte übertrieben, drehte den Kopf aber so, dass er mich ansehen konnte. „Du willst zurück nach Hause.“ Eine Feststellung.
    „Natürlich.“
    „Aber ich will nicht dass du gehst.“ Er sagte es so leise, dass ich selbst mit meinem verbesserten Gehör Probleme hatte es zu verstehen. Doch als die Nachricht dann doch zu mir durchdrang, englitten mir ein paar Gesichtsmuskeln.
    Mist, was sollte ich dazu jetzt sagen? Bei all meinen Überlegungen hatte ich überhaupt nicht daran gedacht, dass es hier jemand geben könnte, der mich vermissen würde. Die meisten waren immer so abwesend, ja sogar feindselig zu mir, und wollten nichts lieber, als mich schnellst möglich wieder loszuwerden.
    Ich vergrub mein Gesicht in seinem roten Fell, sog den vertrauten Geruch ein, und drückte ihn fester an mich. „Aber dort gehöre ich hin.“ Das musste ihm einfach klar werden. Nicht hier war mein Platz, sondern dort wo ich geboren war, in einer Welt ohne Magie, in der die Technik vorherrschte. An einem Ort wo ich keine Angst haben musste, in einem Wald von einem Monster angegriffen zu werden. „Dort ist mein Zuhause.“ Auch wenn ich es nicht mehr kannte.
    „Nicht wenn du dich dagegen entscheidest.“ Als ich nicht reagierte, rieb er mit seinem Kopf über meinen, streifte meine Wange,

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