Jenseits des Spiegels
hatte, nein, alles war jetzt für die Katz`. Ein Lykaner war der Täter? Was war mit Anwar? Das ganze Treffen hatte mehr neue Fragen aufgewirbelt, als alte zu beantworten.
Wir hatten noch zwei weitere verschwundene Wölfe, von denen die Wächter noch nichts wussten, unser Täter war entlastet, weil es da plötzlich einen anderen gab – und das obwohl bisher alles auf Anwar hingedeutet hatte. Das Passte nicht, Wölfe rochen nicht nach Katze, das ergab absolut keinen Sinn! Ich war mir so sicher gewesen. Wie hatte meine Theorie durch die Aussage eines jungen Mädchens alles über den Haufen werfen können?
„Hey“, Pal rempelte mich mit seiner roten, pelzigen Schulter an, aber mir war gerade überhaupt nicht nach spielen, also fauchte ich ihn warnend an. Das überging er einfach. „Hör auf so viel zu grübeln.“
Ich schnaubte. „Anwar muss damit zu tun haben“, sprach ich meine Gedanken aus. „Es ist so, ich weiß es, egal was dieses Mädchen sagt.“
„Aber vielleicht …“
„Nein!“, fuhr ich ihn an. „Keine Ahnung wie die Katze da in das Ganze hineinpasst, aber vielleicht hat sie das Knurren auch einfach nur falsch interpretiert. Ich kann auch knurren, weißt du, nur hört es sich nicht wie bei euch an, aber ich kann es. Vielleicht war Hija so in Panik, dass sie es nicht richtig gehört hat.“
Pal zuckte mit den Schultern. „Möglich ist es, aber genauso möglich ist es auch, dass du dich da ganz schön in etwas verrennst.“
Ich kniff die Lippen zusammen. Natürlich war es möglich, dass er Recht hatte, und dass ich das alles gründlich missverstanden hatte, aber ich glaubte es nicht. Ich war mir so sicher, dass es Anwar war, aber Hija war sich auch mit dem Wolf sicher. Mir kam eine Idee. „Und wenn es mehr als einer ist?“
Pal stellte die Ohren auf. „Was meinst du damit.“
„Wenn Anwar nicht alleine abreitet? Vielleicht hat er ja einen Partner der ihm hilft. Ich weiß dass er Freunde hat, mit denen er auf die Jagd gehen kann. Vielleicht hilft ihm einer davon ja, und sie machen irgendetwas magisches, was diesen Katzengeruch auslöst. Das Knurren hätte auch von einem Tonband stammen können, und …“ Ich verstummte. Meine Überlegungen wurden immer phantastischer, nur damit ich mir einreden konnte, Recht zu haben. Nachher kam ich noch auf die Idee, dass die verschwundenen Wölfe einfach von der Erde absorbiert wurden.
Ich rieb mir übers Gesicht, und stolperte nur nicht über die Wurzel vor mit, weil Pal mich rechtzeitig abdrängte.
„Wir brauchen eine Pause“, sagte Veith, und ließ sich neben mich zurückfallen. Bisher war er mit den anderen Wölfen vor mir gelaufen. „Du brauchst eine Pause.“
„Ich bin nicht müde, ich kann noch laufen.“
„Das habe ich nicht gemeint.“ Er Umrundete mich, und versperrte mir den Weg. Damit ich nicht über ihn rüber fiel, und mal wieder im Dreck landete, musste ich stehen bleiben. „Dein Kopf brauch eine Ablenkung. Hör auf nachzudenken.“
„Ach, und wie soll das bitte gehen?“, fragte ich schnippisch. „Meine Gedanken lassen sich nicht einfach so abstellen.“ Auch wenn das im Augenblick gar nicht so schlecht klang. Eine Pause von alledem würde mir sicher gut tun.
„
Jagd
“, rief Kovu von vorne. „Lasst uns
Jagd
spielen.“
Auch die anderen Wölfe blieben stehen, und stellten neugierig die Ohren auf.
„Was soll das sein?“ Klar, ich wusste was eine Jagd war, aber daraus ein Spiel zu machen, hörte sich in meinen Ohren zu sehr nach … Anwar an. Da war es wieder, so viel zum Thema Ablenkung. Tiere zum Spaß töten war sein Hobby. Ich mochte das nicht mal wenn ich hungrig war, da würde ich doch keine arme Seele jagen, nur um auf andere Gedanken zu kommen.
„Das ist ganz einfach.“ Aufgeregt trappte Kovu näher, ja er wedelte sogar mit der Rute – das sah echt süß aus, wie ein großer, verspielter Hund. „Jeder gegen jeden, wer als erster alle anderen erwischt hat, der hat gewonnen.“
„Du meinst“, – ich zeigte von einem auf den anderen – „wir jagen uns gegenseitig?“
„Das ist ein Spiel für kleine Kinder“, warf Julica ein.
„Das sagst du doch nur, weil du immer verlierst“, schoss Kovu zurück, und sah dann erwartungsvoll zu seinem Vater. „Lasst uns
Jagd
spielen. Da kommen wir auf andere Gedanken, und können uns ein wenig austoben.“
Ja, weil wir im Moment ja auch zu wenig Bewegung hatten.
Doch entgegen meiner Erwartungen neigte Tyge seinen Kopf zu einem stummen Ja. Das war der
Weitere Kostenlose Bücher