Jenseits des Spiegels
mitten in der Nach klammheimlich aus dem Haus schleichen, und eine Geheimtür um Garten benutzen, um das Gelände zu verlassen? Ich musste näher ran, so viel stand fest.
Vielleicht übertrieb ich etwas, und interpretierte in ihr Verhalten zu viel hinein, aber sollte dem nicht so sein, und ich diese Chance verstreichen ließe, würde ich mir das ewig vorwerfen.
Welche Chance worauf?
Da war ich mir selber noch nicht so ganz sicher. Aber sie hatte eindeutig etwas vor, da stand schon einmal fest.
Im Schatten meines Baumes huschte ich zum nächsten Moob am Straßenrand, und duckte mich dahinter. So leise wie möglich schlich ich so näher an sie heran, bis sie direkt vor mir war. Ich müsste jetzt nur noch um das Moob herumspähen, und dann könnte ich sehen, was sie da machte. Okay, ruhig Blut, jetzt bloß keinen Fehler machen. Ich schloss kurz die Augen, atmete noch einmal tief durch, und dann späte ich um die Ecke …
„Glaubst du wirklich, ich wäre so dumm, dass ich nicht gemerkt hätte, wie du hinter mir herschleichst?“
Scheiße! Direkt vor mir stand Kaj. Die Hände in den Hüften, und einen sehr herablassenden Ausdruck im Gesicht. Mist, Mist, Mist. „Ich wollte nur …“
„Mir hinterher spionieren.“
Naja, das schon, aber das würde ich sicher nicht zugeben. Ich war vielleicht so blöd mich erwischen zu lassen, aber nicht so blöd ihre Annahme dann auch noch zu bekräftigen. Da mir in dieser Haltung die Beine einzuschlafen drohten, erhob ich mich, sodass Kaj und ich auf einer Augenhöhe waren. „Und wenn es so wäre?“ Gut, das waren vielleicht nicht die gescheitesten Worte des Tages, aber so bekam ich vielleicht heraus, was sie hier draußen tat – ganz vielleicht.
Kaj schnaubte nur abfällig. „Was Erion an dir findet, werde ich wohl nie verstehen. Dass er dich nicht gleich wieder vor die Tür gesetzt hat, war einfach nur ein großer Fehler gewesen.“
„Tja, im Gegensatz zu dir, ist Erion ein netter Zeitgenosse“, gab ich etwas schnippisch zurück. Mich von ihr beleidigen zu lassen, kam ja mal gar nicht in die Tüte.
„Du kennst ihn nicht mal halb so gut wie du glaubst.“
„Ach, du aber schon?“ Hallo? Wie waren wir den bitte jetzt auf dieses Thema gekommen? Was interessierte mich im Augenblick Erion? Ich wollte wissen was Kaj hier draußen trieb!
„Besser als mir manchmal lieb ist“, murmelte sie, und bemerkte dann meinen neugierigen Blick an ihr vorbei in den Kofferraum. „Oh nein, das lässt du.“ Sie machte einen Schritt auf mich zu, und noch ehe ich reagieren konnte, hatte sie mich am Arm berührt, nur ganz leicht, nicht mehr als ein Streicheln. Ein Blitzschlag zog durch mich hindurch, von den Zehen, bis in die Fingerspitzen, und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Scheiße, was war denn jetzt los? Ich versuchte einen Arm zu heben, ein Bein, meinen Mund zu bewegen, aber das war nicht möglich. Ich konnte vor Schreck nicht mal die Augen aufreißen, ich war eingefroren!
„Du hättest nicht so neugierig sein sollen“, sagte sie, und fixierte einen Punkt hinter mir. Im nächsten Moment traf mich etwas Hartes am Kopf, und ich sackte einfach in mich zusammen.
Black out.
````´´´´
Tag 75
Irgendwer beackerte mein Kopf mit einem Presslufthammer. Ich stöhnte vor Schmerz.
„Beweg dich nicht. Die haben dir eine ganz schön üble Kopfwunde verpasst.“
Wie … was … „Kovu?“ Vorsichtig setzte ich mich auf, und wurde dafür mit Übelkeit belohnt, die mir die Galle in die Kehle trieb. Ich stöhnte.
„Ich hab doch gesagt, dass du dich nicht bewegen sollst“, tadelte er mich, reichte mir aber gleichzeitig eine Schüssel mit Wasser. Das Gesöff roch abgestanden, und die Schüssel war vieles, aber ganz sicher nicht sauber. Für Keime war es das reinste Paradies. Trotzdem führte ich sie mit Kovus Hilfe an die Lippen, und trank gierig um meine trockene Kehle zu befeuchten, und das Brennen zu ersticken. Das Wasser schmeckte genauso ranzig wie es aussah, und doch konnte ich nicht aufhören es in mich hineinzuschütten. Dabei kleckerte ich so viel, das mein Oberteil völlig durchnässte.
„Besser?“, fragte Kovu, als ich die Schüssel vom Mund nahm, und mir mit den Handrücken die ranzigen Reste aus dem Gesicht wischte.
„Ja. Danke.“ Ich stellte die Schüssel auf den Steinboden unter mir, und begann dann damit, meine Umgebung wahrzunehmen. Ich saß in einer Zelle! Drei Wände aus Holz. Alle Vier Seiten mit Gitterstäben versehen, um jeglichen Ausbruchsversuch im
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