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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Gebäckstück zurück auf den Teller.
Obwohl es wahrscheinlich niemand mehr essen wird,
dachte ich bitter. Schließlich hatte ich es in der Hand gehalten, und ich konnte ja ansteckende Krankheiten haben. Und dann kreuzte sich mein Blick wieder mit dem von Veith. Ich konnte die Befriedigung in seinen Augen sehen. Es gefiel ihm, dass man mich auf meinen Platz verwiesen hatte.
    Das Brennen in meinen Augen kam wenig überraschend. Beim Tanz hatte ich noch glauben können, ich gehörte irgendwie dazu, aber dem war nicht so. Ich war ein Außenseiter, ein Eindringling, ein Niemand, und sie alle wollten nur eines von mir: Ich sollte verschwinden, und das möglichst schnell.
    Eilig wandte ich mich ab. Okay, er hatte gewonnen, aber ich würde ihn nicht meine Tränen sehen lassen. Diesen Triumph gönnte ich ihm nicht. Sie wollten mich hier nicht? Bitte, dann würde ich mich eben ein Weilchen verzeihen.
    Ich bekam kaum mit, wie ich am Rand des Festplatzes eilig entlanglief. Ich wollte nicht länger hier sein, wollte nicht noch länger ihre Abneigung spüren, brauchte ein stilles Plätzchen, wo ich ganz für mich allen sein konnte. Niemand nahm wirklich Notiz von mir. Eins zwei Leutchen guckten zwar, aber keiner hielt mich auf, als ich die Freifläche verließ, und hinter dem Schein der Lampions in die Schatten abtauchte.
    Eine Träne fand ihrem weg aus meinem Auge, und lief mir über die Wange. Ich hatte es nicht verdient wie eine Aussätzige behandelt zu werden. Nicht ich war hier das Monster, nicht ich verhielt mich falsch. Ich tat alles, was sie sagen, benahm mich, verstieß nicht gegen ihre Regeln, und hatte niemanden etwas getan, also warum wurde ich dann so geschnitten? Das war ungerecht, das war …
    Als ich plötzlich am Arm gepackt wurde, strauchelte ich, und fiel fast auf die Nase. Nur mit Mühe und Not hielt ich mich auf den Beinen.
    „Kannst du mir mal sagen, wo du hin willst?“, fragte Domina angesäuert. „Nur weil du hier ein paar Freiheiten hast, heißt das noch lange nicht, dass du dich allein auf die Socken machen kannst.“
    Scheiße, sie gönnten es mir nicht mal, mich irgendwo zu verkriechen, um mich in meinem eigenen Leid suhlen zu können. Hatte ich denn gar keine Freiheiten? Vielleicht war es ja doch ganz gut, das Prisca mich wegschickte. Ein Schluchzen entrang sich mir, und ich konnte nichts dagegen tun.
    „Heulst du etwa?“
    Ich sah sie nicht an, ließ meinen Kopf abgewandt. Das waren meine Tränen, die gingen sie nichts an.
    „Hallo?“ Sie schüttelte mich leicht. „Kannst du mir mal antworten?“
    „Ja verdammt!“, fuhr ich sie an, und wirbelte herum. War doch egal, ob sie es sah. „Ich heule, oder ist mir das etwa auch verboten?!“
    Einen Moment schien sie wegen meines kleinen Ausbruchs ziemlich perplex, dann seufzte sie. „Du kannst aber trotzdem nicht einfach abhauen.“ Da war nichts Weiches in ihrer Stimme. Sie befolgte nur die Anweisungen, die sie von Prisca bekommen hatte. „Du kannst dich auf dem Fest bewegen, wo wir dich im Auge haben, aber allein durchs Lager streifen geht nicht.“
    „Nein, natürlich nicht. Und wenn ich auf dieser Party stehe, und einen Wasserfall prodoziere, euch ist es gleich. Euch interessiert nur, dass ich euch ein Dorn im Auge bin. Wie es ist nicht mal mehr zu wissen wie die eigene Haarfarbe ist, ohne in den Spiegel zu gucken, ist euch gleich.“ Ich riss meinen Arm los, und schlang sie um mich. „Ich hasse das.“ Und dann liefen die Tränen richtig. Ich kam gar nicht dagegen an. Die taten hier alle so, als wäre ich das Böse in Person, aber wie es mir dabei ging, war ihnen völlig egal. Konnten die sich überhaupt vorstellen, was das für ein Gefühl war nicht zu wissen, wer man war? Wahrscheinlich nicht. Und da ich keine von ihnen war, sahen sie auch keinen Grund dazu, sich mal in meine Lage zu versetzen. 
    „Domina!“, kam von irgendwoher eine männliche Stimme. „Kommst du jetzt, oder was?“
    Domina kratze sich am Kopf, sah zu mir, und dann zum Fest. „Kannst du mal Pal hohlen?“
    „Geht klar“, kam es zurück.
    „Ich will … ihn nicht … nicht sehen“, schluchzte ich. Das hätte mir gerade noch gefehlt, dass der einzige den ich hier mochte, mich in diesem aufgelösten Zustand sah.
    „Ist mir egal“, sagte Domina. „Ich will zurück zur Feier, aber du offensichtlich nicht.“
    Nein, wirklich? Wie sie nur auf diesen glorreichen Gedanken kam?
    „Pal wird es nicht stören, mit dir abzuziehen.“
    Und wieder wurde ignoriert, was ich

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