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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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alten Jungen nur. Und vielleicht würde sie bald schon von neuem geweckt werden.
    Salvat seufzte wie unter schwerer Bürde. Er würde sich dem Knaben noch in ganz besonderer Weise widmen müssen, um den Geheimnissen, die sich mit seiner Unschuld tarnen mochten, auf den Grund zu gehen.
    Zuvor jedoch mußte er die Ordnung im Kloster wiederherstellen, dafür Sorge tragen, daß Ruhe einkehrte in die Bruderschaft. Er hatte den Ordensmännern, nahezu samt und sonders Kämpfer von außer-gewöhnlichem Talent, befohlen, ihm nicht hinab zum Tor zu folgen. Etwas wie ein Instinkt hatte ihm verraten, daß er der Aufgabe, das Tor zu hüten, dieses Mal allein nachkommen mußte. So war er ohne jede Begleitung in die Innere Halle hinuntergegangen - und hatte niemandem sein ganz eigenes Geheimnis, das seine Herkunft und sein Wesen umgab, offenbaren müssen.
    Es noch zu früh dafür. Ein anderes Mal - womöglich beim nächsten Mal - mochte die Zeit dafür gekommen sein .
    Salvat führte den Jungen durch geheime Gänge, die selten eines Menschen Fuß betreten hatte, fort von der Inneren Halle, vorüber an dunklen Schlünden und uralten Türen immer tiefer in das felsige Gedärm des Berges hinein. Bis sie vor jener Kammer anlangten, in der Salvat vor kurzem erst die Zwölf aus lebenslangem Schlaf geweckt hatte, auf daß sie sich dem entgegenstellten, was von jenseits des Tores kam, und es auffingen. Sie hatten es getan und den Preis gezahlt für ihr bis dahin friedvolles Dasein. Der Preis war der Tod gewesen, und die Zwölf selbst hatten im Tod das Tor von neuem versiegelt.
    Der Großmeister öffnete die niedrige Bohlentür. Als er sie vorhin erst geschlossen hatte, hatte er noch geglaubt, sie nie mehr öffnen zu müssen. Doch selbst einem von seiner Art waren Irrtümer nicht fremd .
    Die Kammer hinter der Tür lag in vagem Dunkel. Nur das von draußen einfallende Licht der Fackeln schuf diffuse Helligkeit, die sich schon wenige Schritte jenseits der Schwelle verlor. Sie genügte gerade, um ein paar der steinernen Liegestätten erkennen zu lassen, die sich im Kreis um eine andere reihten.
    Zu jener in der Mitte führte Salvat das Kind und hob es darauf. Sanft legte er ihm die Hand auf die schmale Brust und drückte es zurück, so daß es längs auf dem Steinpodest lag. Dann senkte er seinen Blick in den des Knaben, füllte die Leere darin mit seinem Willen. Und schließlich schloß er die Lider des Kindes mit seinen Fingern, wie man es bei Toten tat.
    Als Salvat das schlafende Kind zurückließ und aus der Kammer trat, ertappte er sich bei dem sündigen Wunsch, der Junge möge tot sein.
    Die Welt - und nicht zuletzt er selbst - wäre um ein Problem ärmer gewesen .
    * Das Dorf, das Haus, das Zimmer!
    Der Adler rauschte mitten hinein in das stille Gebet einer knienden Frau! Glas zersplitterte unter der brachialen Wucht, mit der er gegen die Scheibe des Fensters prallte, sie nicht nur eindrückte, sondern regelrecht nach innen explodieren ließ.
    Der Scherbenregen traf die Frau vor ihrem Hausaltar. Sie fuhr zusammen und richtete sich händeringend auf.
    Die Frau war nicht schön, aber jung, und sie in ihren angstgeweiteten, vor Entsetzen starren Augen waberte bereits das Wissen, daß sie sterben würde - so sonderbar und unerwartet der Tod auch in ihr Heim eingebrochen sein mochte!
    Sie öffnete den Mund und wollte schreien, aber mehr als ein kurzes Japsen, Fuchteln und Treten ließ Hidden Moon nicht zu.
    Er entledigte sich seiner lädierten Schwingen und wuchs vor seinem Opfer als der auf, der er im Purpurglanz des Lilienkelchs geworden war: ein unersättlicher, in diesem ihm geschenkten zweiten Leben nie mehr zur Ruhe findender Vampir!
    »Nein, bitte ... nicht ...!« bettelte die Frau in der schlichten Tracht.
    Hidden Moon riß mit einem einzigen Biß eine Wunde in den Hals der Frau und genoß die sprudelnde Labsal, die aus ihrer Schlagader pulste.
    Dabei schien er sich selbst dabei zuzusehen, als stünde er neben einem Ungeheuer mit zufällig gleichen Zügen.
    Aber was hier geschah, war kein Zufall. Es war die logische Folge dessen, was im Herz von Monte Cargano geschehen war. Mit Lilith und mit ihm. Die Folge des Verlusts und dessen, was er wider Willen für Liliths Nähe eingetauscht hatte.
    Es war etwas so unbändig Hungriges und Gnadenloses, daß ihm schwindelte, während er seinen neuen und doch so alten Gelüsten frönte, die er nie wirklich besiegt, sondern immer nur klein gehalten hatte - bis von jenseits des Molochs die

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