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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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war spürbar mehr als nur der Atem eines Wesens, gleich, von welcher Art es auch sein mochte.
    Dinge wehten darin mit. Weder körperlich noch von sonst einer Substanz, sondern gestaltlos, aber doch - lebend . Oder zumindest von etwas erfüllt, das ihnen wie Leben sein mochte . Und sie zogen nicht stumm an ihr vorüber, obgleich sie weder Stimme noch Mund haben konnten. Ihr Kommen und Dahinschwinden ging einher mit einem unablässig an- und abschwellenden Chor mißtönenden Heulens und Kreischens .
    So, ging Lilith ein absurder Gedanke durch den trüb gewordenen Sinn, mußten Verdammte schreien, die meinten, damit ihrem ewigen Joch entfliehen zu können ...
    Wieder und wieder spürte die Halbvampirin ihre nicht physischen Berührungen; es war, als streiften Zusammenballungen eisiger Kälte nicht ihre Haut, sondern ihr Fleisch und ihre Knochen selbst. Und jede dieser Berührungen biß sich ihr ins Fleisch und umkrustete ihre Knochen wie mit dünnem, aber ungeheuer schmerzenden Frost!
    Obwohl jene Gegenströmung in der sturmkochenden Finsternis stetig und für sich gewaltig war, konnte sie den Sog darin weder ausgleichen noch übertreffen. Immer tiefer fühlte Lilith sich in die Schwärze hinabgezerrt, als lauerte am Grund dieses wütenden Ozeans ein greulicher Moloch, der alles in sich zu schlürfen trachtete - jeden Tropfen dieses schwarzen Blutes, und alles, was darin trieb.
    Und womöglich, durchfuhr es Lilith, war es ja auch so!
    Oder noch viel schlimmer .
    Um sich von dem verzweifelten Wunsch zu atmen - und wenn es nur die Schwärze war, mit der sie ihre längst brennenden Lungen füllte - und von dem wahnsinnweckenden Sturm um sie her abzulenken, dachte Lilith daran, wie es begonnen hatte.
    Es konnten, wenn Zeit im herkömmlichen Sinn noch galt, nur Minuten vergangen sein, doch ihr schien es, als läge der Anfang dieser grauenhaften »Reise« in einem anderen Leben, das ihr so fern und fremd vorkam, als wäre es nicht einmal ihr eigenes .
    Auf der Suche nach einem geheimnisvollen Mann, der ihr wieder-holt in Visionen erschienen und wie ein Mönch oder Ordensbruder gekleidet war, war Lilith mit ihrem indianischen Gefährten Hidden Moon zu einem Bergkloster gelangt. Den Weg dorthin hatten sie auf rätselhafte Weise zurückgelegt, so daß sie nicht einmal zu sagen wußte, wo dieses Kloster genau lag. Sie waren eingedrungen und hatten erfahren müssen, daß Landru, der einstige Hüter des Lilienkelchs und Liliths Todfeind, vor ihnen dort angekommen war.
    Die Mönche fürchteten offenbar, daß der Vampir etwas Ungeheuerliches zu tun im Begriff war und wollten ihn daran hindern. Doch Hidden Moon und Lilith waren den Brüdern vorausgeeilt in ein Labyrinth, das sich unterhalb des Klosters in den Berg hinein erstreckte, und schließlich in einem gewaltigen Felsendom angelangt.
    Landru hatten sie dort nicht gefunden, dafür aber ein haushohes Tor, dessen mächtige Flügel weit offen standen und das in lichtlose Schwärze führte. Ein mörderischer Sog, dem Lilith sich nicht widersetzen konnte, hatte sie gepackt und durch das Tor gerissen. Ob Hidden Moon ihr gefolgt war, wußte sie nicht zu sagen. Ihr letzter Blick auf ihn hatte ihr jedoch gezeigt, daß er dem Sturm aus dem Tor widerstanden hatte .. . 3
    Und nun war sie Gefangene einer fremden Macht, auf scheinbar endlosem Weg in unauslotbare Tiefen. Die Distanz zum Tor, dem Ausweg, mußte längst unermeßlich sein, so lange währte Liliths rasender »Flug« schon.
    Und so war sie fast entsetzt, als die Schwärze plötzlich wich. Als sie mit grausamer Wucht aufschlug und doch beinahe weich landete. Als sie den Blick hob und hinter staubigen Nebeln - - das Tor sah!
    *
    ... und sie werden gequält werden
    Tag und Nacht,
    von Ewigkeit zu Ewigkeit.
    Offenbarung, Kap 20, Vers 10 Finster, wie von einer lichtfressenden Aura umgeben, ragte das Tor vor Lilith empor. An seiner gewaltigen Größe änderte sich auch dann nichts, als sie sich erst auf Hände und Knie stützte und schließlich langsam, als hätte sie mit jeder Bewegung gegen zähen Widerstand anzukämpfen, aufstand.
    Das Portal schien bis in den Himmel hinaufzureichen, um mit dessen Lichtlosigkeit eins zu werden.
    Himmel ...?
    Lilith sah sich um, nur die Augen, nicht aber den Kopf bewegend, als wollte sie das Tor, ihren Rückweg, nicht für einen einzigen Moment aus dem Blick lassen. Was sich da über ihr spannte, war kein Firmament, wie sie es kannte. Dort oben war nichts als brodelnde Schwärze, doch diese Schwärze

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