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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Finsternis, in ihn gefahren war.
    Hidden Moon steigerte sich in einen wahren Rausch.
    Und als die Tür aufsprang und offenbar wurde, daß die Frau in seinen Fängen nicht die einzige Bewohnerin dieses Hauses war, freute er sich wie ein kleiner böser Junge .
    *
    Den Leib können sie töten;
    die Seele nicht.
    Letzte Worte Ulrich Zwinglis,
    als er 1531 fiel Lilith Eden hätte in ihrem Leben schon unzählige Gründe gehabt, sich den Tod zu wünschen. Nie hatte sie es getan; nicht wirklich und in völligem Ernst zumindest .
    Heute jedoch - jetzt! - tat sie es!
    Aus ganzem Herzen wollte sie sterben, auf der Stelle! Damit dieses elende Leiden ein Ende fand - und sie nicht erleben mußte, wohin es sie führte. Denn Lilith wußte mit quälender Gewißheit: Das Grauen, in dem sie gefangen war, würde unausweichlich in noch ärgeres münden. Sie konnte es bereits spüren und glaubte, schon jetzt daran zu zerbrechen, obwohl es erst ein bloßer Vorgeschmack war, kaum mehr als eine Ahnung.
    Lilith trieb in etwas wie einem schwarzen Ozean, den ein Sturm peitschte, wie er über keinem der Weltmeere je wirklich getobt hatte. Denn das Wüten dieses Orkans war von einer Gewalt, zu der die Natur nie und nimmer imstande sein konnte. Die Macht des Sturmes war nicht von dieser Welt .
    . .. nicht von dieser Welt!
    Lilith öffnete die Lippen wie zu einem verächtlichen Laut ob des lächerlichen Gedankens. Augenblicklich flutete Schwärze in ihren Mund, zäh und erstickend. Die Halbvampirin würgte reflexartig, wollte nach Atem ringen, doch es war längst nichts mehr Atembares um sie her.
    Nur Schwärze, wie dicker Brei.
    Lilith wußte, daß dieser Vergleich, den sie im Chaos ihrer Gedanken zog, nicht gänzlich zutraf. Weil sie ebenso wußte, daß es einen treffenderen gegeben hätte. Einen, den sie sich zu ziehen verbieten wollte. Und doch hatte sie es längst getan.
    Die kochende Finsternis, in der sie mitgerissen wurde, seit sie über die Schwelle jenes Tores unter dem Kloster gezerrt worden war, erinnerte an nichts anderes als an Blut.
    Schwarzes Blut, wie es durch vampirische Adern kroch. Aus denen Lilith es ein ums andere Mal getrunken hatte, widerlich gierig und zutiefst angewidert zugleich. Weil es ihr Elixier geworden war und den Durst nach rotem, menschlichem Blut ersetzt hatte - und weil Gott sie dazu verdammt hatte, sich davon zu nähren.
    Doch vielleicht würde Lilith diesem unseligen Zwiespalt nie mehr ausgeliefert sein .
    Wenn doch nur ihr Wunsch nach Tod in Erfüllung ginge! Er schien ihr schon nahe. Und wenn er es war, dann roch und schmeckte er süß und faulig in einem. Aber beides mochte ebensogut von diesem reißenden Strom aus dunklem Blut herrühren, in dem Lilith hilflos und ohne Halt trieb.
    Sie hätte ums Haar bitter aufgelacht, doch sie wollte die Schwärze sich nicht von neuem in ihren Rachen ergießen lassen.
    Oder ...?
    Es wäre so einfach gewesen .
    So leicht, das Sterben zu beginnen .
    Lilith tat es nicht, weil sie fürchtete, tausendfach Schlimmeres als der Tod könnte über sie kommen, wenn sie zuließ, daß die Schwärze sie ertränkte.
    Dennoch konnte sie ihr nicht gelachtes Lachen hören, als dumpfen Laut inmitten des Tosens ihres eigenen Blutes und im Wirbeln ihrer Gedanken.
    Es lag grausame Ironie in der Tatsache, daß schwarzes Blut ihr mit einemmal zum Verhängnis werden sollte, nachdem sie in der jüngsten Vergangenheit keine Anstrengung hatte scheuen dürfen, um daran zu gelangen - und wenn es auch nur ein einziger, aber doch von unendlich schmerzendem Durst erlösender Schluck gewesen war. Und nun badete sie darin, wollte eine fremde Macht sie regelrecht in dem verdammten Elixier ersäufen wie eine räudige Katze!
    Lilith wußte nicht, wie lange sie den finsteren Gewalten schon ausgeliefert war. Nur die stetig wachsende Atemnot bewies ihr, daß Zeit nicht völlig bedeutungslos geworden sein konnte.
    Rote Schlieren, wie blutige Wunden ins Dunkel geschlagen, zogen an ihr vorüber. Sie war nicht sicher, ob sie Realität oder nur Folgen des Sauerstoffmangels waren, der auch einer Halbvampirin zu schaffen machte. Indes - es zählte nicht. Nicht in dem Maße jedenfalls, in dem es wichtig gewesen wäre, hätte Lilith noch an ihrem Leben gehangen .
    Schon seitdem sie in diesen lichtlosen Mahlstrom geraten war, glaubte Lilith zu spüren, daß etwas in der Gegenrichtung an ihr vorüberwehte. Etwas wie ein jenseitiger Atem, einem Maul entweichend, das von schier unvorstellbarer Größe sein mußte. Aber es

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