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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sich auf den Rücken.
    Der Schmerz war ein Phantom, das sich in dem Moment verabschiedete, als Landru begriff, daß seine Brust unverletzt war. Kein mächtiges Artefakt hatte unheilbare Wunden hineingeschlagen! Er hatte alles nur .
    »Geträumt?« höhnte eine Stimme, die einfach da war, direkt neben, hinter, über ihm!
    Ruckartig richtete er sich auf. Und sah sie.
    Ihr Gesicht, ihre charismatische, unverwechselbare Physiognomie, die sich aus der schwarzen Wand hinter dem Rand der Steine hervordrückte. Schwarz wie die Seele, die sich mit Schönheit und Liebreiz maskiert hatte, um jeden, der ihr begegnete, zu täuschen!
    Landru zuckte zurück.
    Wenn sie ihn vorhin gar nicht mißhandelt und getötet hatte, konnte sie dann überhaupt wirklich und aus Fleisch und Blut sein?
    Es nützte nichts. Gleichgültig, ob real oder nur Alptraum, er litt unter ihrer Nähe! Dieses Gesicht, diese Augen saugten die Kraft aus seinem Körper und verheerten seinen Verstand. Wenn er ihnen noch lange ausgesetzt war .
    Landru Finger schienen ein Eigenleben zu entwickeln. Plötzlich hielten sie eine Handvoll Steine umklammert und schleuderten sie der bei aller Schönheit abscheulichen Fratze entgegen!
    Staunend verfolgte Landru, wie die Steine, kaum daß sie in die Wand aus Dunkelheit tauchten, einen kometenähnlichen, weißen Schweif hinter sich herzogen und dort, wo sie zu Boden gingen, in der Schwärze sichtbar blieben. Als helle Flecke inmitten einer sonst lichtlosen Wüste .
    Mit verkniffenem Mund starrte er zu der Stelle, wo die Steine seiner Mutter Gesicht berührt - und ausradiert hatten.
    Im Moment der Berührung war es erloschen, und dort, wo die Steine herabgefallen waren, funkelte es nun ähnlich wirklich wie hier bei dem Tor .
    Landru überlegte nicht lange. Der Mangel an Alternativen erleichterte ihm die Entscheidung. Er raffte soviel Steine zusammen, wie er in der Armbeuge tragen konnte, und tauchte mit seiner Last hinein in die künstliche Nacht - hinein in die nebelhafte Schwärze, die ihn wie totes, geronnenes Licht empfing.
    Wieder hörte er Stimmen. Nicht aus seiner Mutter Mund, sondern das böse Flüstern von Seelen, die er einst auf den Grund des Lilienkelchs gebannt hatte. Kinderseelen, die unter seiner Hand gestorben waren.
    Der Bodensatz des dunklen Grals, der auf ewig verloren war .
    Überall waren Augen und Zungen, die ihn anstarrten und ihn an seine Taten erinnerten - selbst nach Jahrhunderten.
    Selbst nach Jahrtausenden.
    Seine ersten Opfer hatte er im Zweistromland gefunden, zwischen Euphrat und Tigris. Im Licht einer Sonne, die selbst als Gott verehrt wurde. Wie die Vampire, die als falsche Götzen in Uruks Weißem Tempel gelebt und geherrscht hatten .
    Aaaah!
    Im Lande Niemalswieder!
    Aaah...!
    Landru stolperte weiter.
    Irgendwo mußte es etwas anderes geben als diese wabernde Finsternis und die Schatten der Erinnerung!
    Von Zeit zu Zeit ließ er einen Stein fallen, und wenn er zurückblickte, konnte er zwar das Tor nicht mehr sehen, wohl aber eine Kette von Punkten, hellen, gleißenden Steinen, die sich weit in die Ferne zogen und mit deren Hilfe er den Weg zurück zu seinem Ausgangspunkt, zum Tor, wiederfinden würde.
    Falls dieser Vorstoß keine neuen Erkenntnisse über das wahre Wesen seiner Umgebung, über ihre Beschaffenheit brachte!
    Noch immer federte der Boden unter seinen Füßen, als bestünde er aus dem, was er kurz gesehen hatte.
    Landru versuchte es zu verdrängen, aber als er wieder einmal einen Stein fallen ließ, bückte er sich und untersuchte die Stelle, wo er lag.
    Die Korona des Steins löste die sonst allgegenwärtige Schwärze auf. Und zeigte wieder weißgraues Gewebe.
    Hirnmasse .
    Landru richtete sich auf und ging weiter. Als ihm noch sieben kieselgroße Steine verblieben waren und immer noch kein Ende der Schwärze in Sicht kam, änderte er seine Taktik spontan. Er nahm alle sieben Steine und legte einen Kreis aus. Einen Kreis von etwa zwei Metern Durchmesser, den er nicht betrat, sondern von außerhalb betrachtete.
    Er wußte nicht, was er erwartete. Er wußte nicht, ob überhaupt etwas geschehen würde.
    Aber dann passierte es.
    Nach einer Weile floh die Finsternis aus dem Kreis - wie Wasser, das bei Ebbe von den Gezeitenkräften fortgezogen wurde. Vor Landru entstand eine helle »Lichtung«, die wiederum einen Ausschnitt von dem enthüllte, dessen Wirklichkeit den Steinen erfolgreich trotzte.
    Aber nicht der wie die Hemisphäre eines Gehirns beschaffene Boden schockierte Landru,

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