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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihm, mit ihm sein ...
    Gewaltig peitschten die Flügel des Adlers die klamme, modrige Luft im Gewirr der Gänge.
    Ein Irrgarten, der endlos schien. Ein System voller Fallen, magische und mechanische, denen Hidden Moon schon auf dem Weg ins Herz des Labyrinths wie durch ein Wunder hatte ausweichen können.
    Aber nun trug er in sich, worauf die Sicherungen ansprachen.
    Vermutlich entging er dem sicheren Tod nur durch seine Gestalt und die Geschwindigkeit. Mehr als einmal spürte er, wie an der Stelle des Korridors, die er gerade passierte, eine der Fallen ausgelöst wurde - und zuschnappte, als er bereits Meter davon entfernt war. Nur der Widerhall der magischen Schläge, die ihn zerschmettert hätten, wäre er auch nur um einen Flügelschlag langsamer gewesen, durchtobte seinen Tierkörper und fügte ihm Verletzungen - keine physischen, sondern geistige - zu.
    Von Schmerzen durchtobt und angeschlagen torkelte Hidden Moon durch den Verlauf des Stollens, näherte sich Treppen und fühlte schon das nächste Verhängnis, das auch ihn erspürte - - - Ungebremst und wie von Sinnen trieb er seinen Körper weiter. Er strauchelte mehr als einmal, wurde ständig attackiert, aber irgendwie ging er aus jedem Angriff hervor, ohne daß die Mechanismen, die besondere Menschen seit uralter Zeit hier installiert und gepflegt hatten, ihn wirklich aufhalten, stoppen und vernichten konnten!
    Hidden Moons Verstand setzte aus und erwachte erst wieder, als er unter sich bereits die Mauern des Klosters sah. Er entfernte sich davon in einem lädierten, aber unbesiegten Körper, und noch während er mit dem Wind davontrieb, während Monte Cargano mit seinen wildzerklüfteten Hängen von ihm wegrückte, wurde ihm klar, daß er das, was ihm gelungen war, aus ureigener Kraft niemals hätte schaffen können.
    Etwas hatte ihm geholfen, den Fallen zu entkommen - obwohl es zugleich den Anschein hatte, als hätten diese Sicherungen genau auf dieses Etwas erst angesprochen.
    Hidden Moon wollte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.
    Er wollte nur .
    Jaaaa! Widme dich deiner Gier! Öffne dich deinen Begehren ...!
    Einen Moment stockte der Flügelschlag, der seit Erreichen der Freiheit wieder an Sicherheit gewonnen hatte. Aber dann peitschten die Schwingen den gefiederten Körper wieder um so entschlossener auf jenen fernen Punkt zu, den ein Menschenauge noch nicht als Dorf erkannt hätte, das Auge dieses Jägers aber sehr wohl .
    *
    Im Kloster Monte Cargano
    Der Große Plan war erfüllt.
    Aber es war noch nicht vorüber.
    Weil der Große Plan nur Anweisungen, Rituale und Worte der Macht beinhaltet hatte für den Fall, daß das Tor tief im Bergmassiv unterhalb des Klosters geöffnet würde. Was zu geschehen hatte, wenn nach dem neuerlichen Schließen und Versiegeln des Portals die Gefahren nicht vollends ausgemerzt waren, darüber verriet der Große Plan nichts.
    Und so handelte Salvat, seines Zeichens Großmeister des geheimen Ordens, der in Monte Cargano residierte, nach eigenem Ermessen.
    Stille füllte die Gänge und Stollen, die den Fels als endloses Labyrinth durchzogen, wie etwas Greifbares aus. Salvat glaubte bei jedem Schritt, dagegen angehen zu müssen.
    Der Eindruck mochte aber auch daher rühren, daß diese Ruhe in totalem Kontrast stand zu dem, was eben erst beinahe geschehen wäre - wenn er, Salvat, es nicht verhindert hätte.
    Im Grunde nichts Geringeres als das Ende der Welt. Oder wenigstens ihren Niedergang.
    Salvat wußte, in welcher Art die Menschen und ihre Welt sich verändert hätten, wenn die Mächte jenseits des Tores ins Diesseits entwichen wären. Die Saat des Übels wäre aufgegangen, und was ihr entwachsen wäre, hätte den Globus umrankt und verdorben mit seinem schleichenden Gift.
    Wie es in ferner Vergangenheit schon mehr als einmal beinahe geschehen wäre.
    Dieses Mal hatte die Personifizierung der Unschuld schlechthin den Weg für das Verderben bereiten sollen. Ein Kind mit engelsgleichen Zügen hatte das Tor öffnen sollen.
    Ein Knabe, den Salvat nun bei der Hand führte. Gehorsam, fast schon teilnahmslos folgte ihm der Junge. Nun, da er das Tor kraft seiner Macht kurz geöffnet hatte, schien diese Macht ihn verlassen zu haben - oder zumindest versiegt zu sein.
    Der Großmeister mutmaßte, daß die Konditionierung des Kindes nicht weiter reichte als bis zu dem Punkt, da sich das Portal aufgetan hatte. Sicher konnte er sich dessen jedoch nicht sein. Womöglich schlummerte die Kraft in dem etwa zwölf oder dreizehn Jahre

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