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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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der Paddington Street war Codd in die Ereignisse, die bis heute nicht geendet hatten, hineingezogen worden. Er war von seinem Dasein als Dienerkreatur erlöst worden, hatte wieder Mensch werden dürfen - aber nur, um Lilith zu dienen. Und dieses Privileg wiederum hatte er mit dem Leben bezahlt - um mit ewigem Sterben entlohnt zu werden, hier, in dieser Welt .
    Auch den Schmerz, den seine Existenz unter Liliths Fluch ihm beschert hatte, empfing die Halbvampirin, und auch er wurde zu ihrem eigenen. Es war, als hätte sie diese fremden Leben tatsächlich gelebt. Dabei war ihr eigenes schon Fluch genug, um einen Normalsterblichen daran zerbrechen zu lassen.
    Lilith hatte längst nicht mehr die Kraft zu schreien. Sie wand sich nur noch im Staub dieser Welt, in der nichts gedieh außer Schrecken und Leid. Die Erinnerungen Duncan Luthers und Virgil Codds beanspruchten ihr Sehen für sich. Von ihrer wahren Umgebung empfing Lilith nurmehr Momentaufnahmen. Doch sie genügten, um ihr zu zeigen, welches Ausmaß an Leid ihr noch bevorstand.
    Überall um sie her brach der Boden auf, und finstere Krater spien immer weitere der grauenhaft entstellten Kreaturen aus - jede einzelne von ihnen einst die Seele eines Menschen, den sie gekannt hatte.
    Und sie alle hatten nur eines im Sinn: ihren Schmerz abzuladen auf Lilith Eden.
    Sie krochen unaufhaltsam näher. Geifernde, hechelnde, heulende Dinge, die sich mit verrenkten Gliedmaßen durch den Staub schleppten. Lilith erkannte jeden von ihnen. Fand an jedem der Wesen eine Auffälligkeit, die ihr verriet, um wen es sich handelte.
    Hora, der Führer der Sydney-Sippe.
    Feyn, der mit lebenden Tattoos gezeichnete Vampir.
    Guillaume, das einstige Oberhaupt der Blutsauger von New Orleans.
    Jeff Warner, der Police-Detective aus Sydney.
    Pater Greorgius, der eine koptische Mission in Kairo geleitet hatte.
    Marsha, die ihr Leben in Liliths Geburtshaus hatte zubringen müssen.
    Und selbst ihr leiblicher Vater war unter den Kreaturen!
    Der Anblick Sean Lancasters war der grausamste von allen. Denn auch er zeigte nichts anderes als Haß - auf seine eigene Tochter!
    Gläserne Perlen fielen in den Staub vor Liliths Gesicht, schlugen winzige Vertiefungen. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, daß es Tränen waren, die da zu Boden tropften, ohne zu versickern. Tränen, die brennend über ihre Wangen rollten und doch nicht das geringste Quentchen von all dem Schmerz aus ihr wuschen.
    Erste Klauen, verkrüppelt und stinkend, streckten sich nach ihr aus, berührten sie. Lilith registrierte, wie die unförmigen Krallen in ihre Haut drangen und dann ihre Substanz verloren, damit sie tiefer und wirklich in sie fahren konnten.
    »Gott, warum haßt du mich so? Was habe ich getan?« brüllte Lilith hinauf in die Schwärze, selbst erstaunt darüber, daß sie es noch vermochte.
    Ein machtvolles Beben erschütterte das Staubmeer. Es durchlief den Staub, sammelte sich an einem Punkt.
    Und dann jagte eine Fontäne aus Staub empor, so hoch, daß sie bis in die Schwärze hinaufreichte. Grelle Funken knisterten dort, wurden zu haarfeinen Blitzen, die sich über dem Brodeln verästelten und schließlich erloschen.
    Über Lilith schloß sich auch die allerletzte Lücke mit dem stinkenden Leib einer Seelenkreatur. Daß dem eben entstandenen Krater ein weiteres Wesen entstieg, bekam sie nicht mehr mit. Ebenso wenig, daß es mit schier verzweifelter Anstrengung auf das Tor und damit auf sie selbst zulief.
    Denn Lilith Eden starb tausend Tode.
    Von denen nicht ein einziger ihr eigener war.
    *
    Monte Cargano
    Salvat empfand die Berührung der Finger wie Samt auf Stirn und Schläfen. Sie weckte Gefühle und Verlangen in ihm, denen er nicht mehr nachgegeben hatte, seit er sich ein einziges Mal in Liebe mit einer Frau verbunden hatte. Eine Verbindung, die nicht ohne Folgen geblieben war. Ein Sohn war ihr entsprossen, den Salvat später nach Monte Cargano geholt hatte. Raphael Baldacci hatte nie erfahren, daß Salvat sein Vater war. Selbst gestorben war er ohne dieses Wis-sen .
    Salvat erschauerte und hielt mit Mühe ein Stöhnen zurück. Vielleicht würde er den Verlust des Sohnes nie verwinden. Es schien ihm die Buße dafür zu sein, daß er selbst Raphael letztlich in den Tod geschickt hatte .
    »Was ist mit dir?«
    Der Großmeister schlug die Augen auf und sah in ein Gesicht, in dem dunkle, schwarz umrandete Augen alles beherrschend waren. Obwohl auch der Rest von fast überirdischem Reiz war.
    »Nichts, schon gut«,

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