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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ich nicht gesagt, Hoyer! Mir scheint vielmehr, als suchtet ihr etwas, woran ihr euch entzünden könnt, allein aus Wut über unsere Not.«
    »Und was ist mit dem Ungewetter, das grad dort droben war?« warf nun wieder Gottlieb Müller ein, der mit seiner Sicht der Dinge eher auf Hoyers Seite stand.
    »Das vermag ich nicht zu beurteilen«, gestand der Bürgermeister.
    »Aber die Launen des Wetters sind oft nicht nachzuvollziehen. Solche Schauspiele der Natur mag es allerorten schon gegeben haben.«
    »Du bringst mich nicht ab von meiner Meinung«, erklärte Konrad Hoyer kategorisch. »Das Pack dort buhlt mit dem Gott-sei-bei-uns, und wir können nichts Klügeres tun, als es fortzujagen.«
    »Braten solltet ihr es auf dem Scheiterhaufen! Oder ans Rad flechten!«
    Augenblicklich verstummten alle in der Stube. Dem Schweigen, das sie ergriff, wohnte tiefes Entsetzen inne.
    Ein kalter Wind fuhr herein, als die Tür aufgerissen wurde und ein Kerl von undefinierbarem Alter, aber in einstmals gewiß edler Kleidung eintrat. Sein Gesicht war schmal und von ungesunder Blässe.
    Doch das war es nicht, was die Gäste im Wirtshaus verstummen ließ und Schrecken in ihnen wachrief. Wie gebannt starrten sie alle auf das, was der Fremde auf den Armen trug.
    Einen leblosen Körper. So bleich, als wäre kein Tropfen Blut mehr in ihm .
    Konrad Hoyer war der erste, der sich rührte. Er sprang auf, lief hin zu dem Fremden und fiel vor ihm in die Knie. Seine Hände krallten sich in die Kleidung des toten Jungen, den der andere hereingebracht hatte.
    »Adam!«
    »Herr im Himmel, es ist sein Sohn«, flüsterte einer kaum hörbar.
    *
    Johann Kleyla trat vor. Er hatte Mühe, seine Stimme zu beherrschen.
    »Was ...«, begann er zögernd und aller Mühe zum Trotz zitternd, »... was hat das zu bedeuten? Wer seid Ihr? Und was ist mit dem jungen Hoyer geschehen?«
    Zunächst ohne zu antworten, trat der Fremde vollends ein und legte seine schaurige Last auf einen der grob gezimmerten Tische nieder. Erst dann wandte er sich an den jungen Bürgermeister.
    »Ich bin nicht mehr als ein Wandersmann. Den Jungen habe ich dort oben an eurem Berg gefunden - seines Blutes beraubt und den Hals gebrochen. Müßt ihr raten, wer's ihm angetan hat?«
    »Ich hab's euch gesagt!« schrie Hoyer auf. »Aber ihr wolltet nicht hören! Mein Sohn mußte eure Zweifel mit dem Leben büßen! Jetzt hält mich keiner mehr auf, ich schwör's bei Gott, unserem Herrn!«
    Der riesenhafte Mann wollte schon zur Tür hinaus, als Kleyla einen Wink in die Runde tat. Eilends erhoben sich ein paar der Männer und stürzten Hoyer nach. Doch sie vermochten ihn kaum zu bändigen. Sechs von ihnen waren nötig, um ihn wenigstens zu halten. Beruhigen konnten sie ihn nicht.
    Derweil bat Johann Kleyla den Fremden, sich zu setzen. Den dargebotenen Krug Bier lehnte der andere ab.
    »Habt ihr denn gesehen, daß das fahrende Volk den Jungen ...?« fragte Kleyla dann, mit Blick auf den Toten, dessen Kopf in unmöglichem Winkel zum Hals stand.
    »Freilich«, nickte der Fremde. »Ich suchte ein Lager für die Nacht und sah das Feuer, das dort droben brannte. So wollte ich fragen, ob das Volk dort mir einen Platz in ihrer Mitte gewähren würde. Doch ehe ich ganz dort war, sah ich, was sie trieben. Schauerliche Tänze führten sie auf, und was sie dem armen Jungen zuleide taten, war ganz und gar abscheulich.«
    Miroc schaffte es, ein Schaudern auf seine Haut zu zwingen. Der Gedanke an das wenig wohlschmeckende Blut aus dem mageren Leib des jungen Burschen half ihm, es überzeugend zu tun.
    »Achtlos warfen sie ihn hernach aus ihrem Lager, so daß ich ihn nehmen und zu euch bringen konnte. Ihr solltet erfahren, welches Übel in Eurer Nähe haust!«
    Inzwischen hatten die Männer den Hoyer wieder hereingeschleift, und sein Toben war zusammengeschmolzen zu einem Häuflein Trauer, der er sich heulend ergab. Der Anblick des so starken Man-nes, der in diesen Augenblicken doch der schwächste von ihnen allen war, schnitt einem jeden tief ins Herz.
    Nur in eines Mannes Auge saß noch Mißtrauen.
    Kleyla sah den Fremden scharf an, und er erhob kaum die Stimme, als er ihn ansprach: »Wer sagt mir, daß ich Euch trauen kann und die Geschichte sich genauso zugetragen hat, wie Ihr sie erzählt? Immerhin - Ihr seid ein Fremder, Eurem Reden nach nicht einmal aus diesem unseren Lande. Vielleicht glaubt Ihr, Grund zu haben, das Volk dort oben auf dem Kirchberg anzuschwärzen?«
    »Es ist, wie ich's Euch sage. Weil ich es

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