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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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wo es um die Wolkenschlieren herum schwefelfarben entstand.
    Währenddessen gewann der Chor drüben an Stimmgewalt. Bebend und noch immer in gleicher Monotonie schien er selbst aufzu-steigen zu dem Wolkentosen hoch über den Köpfen.
    Hoch über den Köpfen?
    Miroc korrigierte sich. Die Wolken schienen herabgesunken zu sein, und als er sich umsah, stellte er fest, daß er sich nicht täuschte. Die Wipfel der höchsten Bäume verschwanden schon in der kochenden Schwärze, die von gelblichen Blitzen durchzogen wurden.
    Ein Donnerschlag ließ den Hügel erbeben!
    Gleißendes Licht machte die Nacht für die Dauer eines Augenblicks zum Tag. Eine der Baumkronen, die in den Wolken verschwunden waren, war schier explodiert. Nun stand sie in blendend hellen Flammen. Bei anderen wiederholte sich das Spektakel, und die Donner verschmolzen zu einem einzigen, unirdisch machtvollen Dröhnen.
    Der Vampir erwartete jeden Moment, daß der Boden unter seinen Füßen öffnen würde, weil die Hölle selbst sich auftat.
    Doch das Ungeheuerliche kam nicht von unten, sondern von oben herab.
    Der Himmel selbst brach auf und entließ feurigen Regen!
    Ehe das Feuer jedoch den Boden berührte, sammelte es sich über dem Kreis der Teuflischen drüben im Lager, geformt wie ein riesiger, umgestülpter Trichter. Heraus schoß ein Netz aus rotglühenden Blitzen, die inmitten des Kreises einschlugen mit dröhnender Macht.
    Miroc sah noch, daß die Menschen zu Boden geschleudert wurden und die Gesichter ins Erdreich preßten, weil sie um ihr Augenlicht fürchteten.
    Der Vampir hielt dem Gleißen noch einen Lidschlag länger stand. Das Blitzgewitter umtoste den Körper des Mädchens, das nun ohne fremden Halt kniete. Und es schien Miroc - anders. Für einen winzigen Moment nur .
    Es näher zu ergründen, schaffte er nicht. Denn auch der Vampir schloß die Lider, um nicht zu erblinden unter dem tobenden Licht.
    Und so sah niemand, was wirklich mit Kathalena geschah ...
    *
    Irgendwann schloß sich die Wunde im Wolkenleib. Die Blitze erloschen, das Donnern verebbte. Nur die brennenden Baumwipfel ringsum zeugten noch davon, daß etwas Gewaltiges geschehen war an diesem Ort - oder etwas Ungeheuerliches seine Gewalt demonstriert hatte. Einen Bruchteil davon wenigstens.
    Stille senkte sich hernieder; nur das Knistern des Geästs im Feuer lag noch über den Hügel. Niemand rührte sich, weil sie alle noch etwas wie den Nachhall der finsteren Macht auf sich lasten spürten, und das Gewicht erstickte jede Bewegung.
    Nur quälend langsam wich der Druck. Adelheid war die erste, die sich die Gewalt über den eigenen Körper zurückholte. Weil sie am drängendsten den Wunsch verspürte, die Folgen des Rituals mit eigenen Augen zu schauen. Weil sie wissen wollte, was mit ihrer Tochter geschehen war, ob alle Anstrengungen letztlich zu ihrem Wohl gereicht hatten.
    Mühsam und ächzend erhob Adelheid sich auf Hände und Knie. Als trüge sie zentnerschwere Steine auf dem Rücken, wandte sie sich in dieser Haltung um und kroch hin zu der Stelle, wo sie Katha-lena niedergesetzt hatten. Das Feuer war erloschen, und so sah Adelheid nur einen dunklen Schatten dort liegen. Reglos - wie tot ...
    Erst als sie unmittelbar neben ihrer nackten Tochter kauerte, sah sie deren Gesicht. Es war nach wie vor von der Krankheit gezeichnet - und andere Spuren hatten sich tiefer hineingegraben.
    Die des Todes .
    »Nein!« Adelheids Schrei fuhr wie ein Sturmheulen über den Hügel und verwehte in der Nacht. Doch er weckte auch die anderen aus ihrer Starre. Ebenso mühevoll kriechend wie sie kamen sie heran.
    »Was ist?« fragte einer.
    »Hat unser Herr ...?« begann ein anderer.
    »Sie ist tot«, sagte Moritz. Seine Stimme klang scheinbar teilnahmslos, nur darunter schwang etwas wie Trauer mit.
    Der junge Mann kniete neben dem Mädchen und erwiderte ihren starren Blick. Etwas darin zeugte davon, daß sie in den letzten Sekunden ihres Lebens Dinge geschaut hatte, die alle Pestqualen übertreffen mußten.
    Moritz wandte sich ab und gesellte sich zu den anderen, die sich um Adelheid geschart hatten.
    »Womöglich ist die Pest eine Geißel unseres Herrn, so daß er sie nicht von Befallenen nimmt«, übte sich einer im Versuch einer Erklärung. Moritz erkannte die Stimme im Dunkeln als die von Lorenz.
    »Vielleicht wäre Lena gar nicht als Lebende aus dem Ritual hervorgegangen. Vielleicht hätten wir sie zu einer wandelnden Toten gemacht«, meinte ein anderer.
    »Ihr Narren!« zischte Adelheid

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