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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Luftschiffes machten, das am nächsten Morgen ablegen sollte, um sie zurück auf den Kontinent Lyn zu bringen.

Vier
    Ein Ärgernis
    D ie Erschütterung, die Jahams Faustschlag auf dem kleinen Spieltisch verursachte, ließ die Hälfte aller Figuren umfallen. Einige Spielkarten segelten zu Boden.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst besser aufpassen?«, bellte Jaham. Im Sessel vor dem Kamin zuckte Annah unmerklich zusammen.
    »Ich habe eben einen Fehler gemacht, na und?« Jonneth lehnte sich im Stuhl zurück. Er verstand nicht, weshalb sich Jaham wegen einer Partie Kelotti so aufregte. Es war nur ein dummes Spiel, das nicht einmal Spaß machte.
    »Du passt nicht richtig auf! Ich habe dir tausend Mal gesagt, du musst vorausschauender werden. Wo soll das noch mit dir hinführen?« Jahams Augen funkelten zornig, an seiner Schläfe pochte eine Ader.
    »Vater, ich habe keine Lust, mich auf dein dämliches Spiel zu konzentrieren.«
    Jaham erhob sich von seinem Schemel, beugte sich vor und holte mit der flachen Hand zum Schlag aus, doch Jonneth wich zurück. Jaham ließ sich zurück auf den Hocker sinken und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Du wirst bald König sein, wenn du erst Elane Durvin geheiratet hast. Keine Lust darf es dann nicht mehr geben. Du musst dich auch auf die Dinge konzentrieren, die dir unangenehm sind.« Jaham verbrannte ihn mit einem bitterbösen Blick. »Du denkst immer nur an dein Vergnügen, du treibst dich mit Weibern herum und vernachlässigst deine Studien. Wie viele Bastarde willst du zeugen, wenn du erst auf dem Thron sitzt? Ich dachte, die Ausbildung beim Militär hätte dir gutgetan.« Jaham warf die Hände in die Luft, stieß ein verärgertes Knurren aus und schüttelte den Kopf. »Weshalb bin ich mit einem so unfähigen Sohn bestraft worden? Du bietest unserer Familie die einzige Möglichkeit, doch noch auf den Thron zu gelangen. Vielleicht hätte ich Elane besser selbst heiraten sollen.«
    Annahs Stricknadeln, die bis dahin unentwegt geklappert hatten, pausierten für die Dauer eines Augenblicks. Seine Mutter hob den Kopf. »Zu schade, dass du mit mir vorliebnehmen musstest. Du solltest dich reden hören«, sagte sie. In dem großen Ohrensessel mit den goldenen Quasten an den Lehnen wirkte sie klein und verloren, doch ihre Stimme klang fest.
    »Und du solltest die Klappe halten«, raunzte Jaham sie an, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Du weißt, was für uns auf dem Spiel steht. Es geht um nicht weniger als ein Königreich .«
    Annah senkte den Kopf und widmete sich wieder ihrer Strickarbeit. Jonneth empfand kein Mitleid. Sie war eine Frau, und es gab keinen Grund für sie, sich zu beschweren. Sie hatte einen wohlhabenden Edelmann geheiratet. Was erlaubte sie sich, die natürliche Autorität ihres Mannes zu untergraben, indem sie ihre lästigen Kommentare abgab?
    »Ich kann mich hoffentlich auf dich verlassen«, sagte Jaham an Jonneth gewandt. »Ich habe hart kämpfen müssen, um für dich diese Verbindung zu organisieren. Ich wünschte nur, du hättest ein wenig mehr Verständnis für Politik.«
    »Und ich wünschte, du würdest mich nicht unentwegt behandeln wie ein unmündiges Kind.« Jonneth hasste es, wenn sein Vater an ihm zweifelte. Immerzu nörgelte er an ihm herum, er konnte ihm nichts recht machen. Von Kindesbeinen an hatte es für Jaham nur das eine Thema gegeben: »Wie kommen wir an die Krone?« Selbst der Drill auf der Militärakademie war ein Kinderspiel gegen die ständigen Anfeindungen seines Vaters. Eines Tages würde er dafür büßen müssen. Immerhin war er es, der die Krone tragen würde, und nicht Jaham. Jonneth wusste, wie sehr es seinen Vater wurmte. Und allein deshalb würde sich die Hochzeit mit der mädchenhaften Göre lohnen. Ein verstohlenes Lächeln huschte über Jonneth’ Züge.
    »Weshalb grinst du so dämlich?«, fuhr Jaham ihn an.
    »Ich denke an das, was mich erwartet, wenn ich einmal König bin«, sagte Jonneth, und es war noch nicht einmal eine Lüge.
    »Bleibt zu hoffen, dass du ein besserer König sein wirst als Adoran. Ein Glück, dass seine Nichte so ein dummes Weibsbild ist, das von Politik noch weniger Ahnung hat als du. Sie wird uns keine Schwierigkeiten bereiten.« Jaham beugte sich hinunter und hob die Spielfiguren vom Boden auf. »Ich gehe davon aus, dass du mit härterer Hand durchgreifen wirst als Mr. Drückeberger Adoran Durvin?« Er bedachte Jonneth mit einem strengen Blick.
    »Jaham«, rief Annah. Der Schein des Kaminfeuers ließ sie

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