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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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haben.«
    »Wird das Schiff bald ablegen? Und wohin wird es fahren? Nach Norden?«
    Jemand rempelte Elane von hinten an. Verärgert drehte sie sich um, aber in dem Getümmel konnte sie den Übeltäter nicht ausmachen. Es waren zumeist Firunen, die für Unruhe sorgten. Sie wandte sich wieder dem Soldaten zu.
    »Lady, ich kann Ihnen absolut nicht sagen, wann das Schiff ablegen wird. Ich kann nur hoffen, dass es nicht mehr lange dauert. Ich bin es leid, den Pöbel davon fernzuhalten.«
    Elane sah ihm mit festem Blick in die Augen. »Wir würden gern an Bord gehen, mein Begleiter und ich.« Sie deutete auf Leroy, der sich ein gequältes Lächeln abrang. Sie zog ihren kleinen Brustbeutel hervor und zeigte dem Soldaten ihren Fahrschein, der vom jahrelangen Tragen ganz zerknittert war. »Ich habe einen Freifahrtschein. Der berechtigt mich, jederzeit ein Luftschiff zu benutzen. Ich möchte nach West-Fenn.«
    Der Soldat stieß einen Laut aus, halb Lachen, halb Husten. Er rieb sich mit der Hand über den kahl geschorenen Kopf. »Lady, Sie machen wohl Scherze! Ich darf niemanden an Bord lassen, egal, welchen Wisch er oder sie mir unter die Nase hält. Das Schiff darf nur auf Befehl des Königs höchstpersönlich ablegen. Suchen Sie sich eine andere Möglichkeit, ein paar nette Urlaubstage zu verbringen.« Er prustete abermals. »Ausgerechnet West-Fenn! Was wollen Sie denn dort, ins Kloster eintreten? Das wäre wahrscheinlich sogar recht schlau. Der Rest von Yel versinkt im Chaos. Nehmen Sie sich eine Kutsche und verlassen Sie die Stadt. Das heißt, sofern Sie noch eine Kutsche finden, die das Firunenpack noch nicht angezündet hat.«
    Die Enttäuschung erdrückte sie so übermächtig, dass Elane es nicht einmal fertigbrachte, sich höflich zu verabschieden. Mit zittrigen Knien drehte sie sich zu Leroy um, der mit verschränkten Armen und verkniffenem Mund hinter ihr stand, als wollte er sagen: »Ich habe es dir doch gesagt.« Sie entfernten sich durch das Gedränge von der Kaimauer. Mit einem Mal fühlte Elane nichts als Hoffnungslosigkeit. Sie hätte am liebsten laut losgeheult.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Leroy bitter. »Du mit deinen blödsinnigen Ideen. Als ob wir es jemals bis zum Kloster geschafft hätten! Und selbst wenn: Wir hätten niemals die Herausgabe des Tagebuchs fordern können. Alles umsonst!« Seine Laune schlug in Ärger um. »Ich gehe jetzt zurück zum Haus meines Vaters. Ich hätte niemals auf dich hören dürfen.« Er spie ihr die Worte förmlich entgegen. Leroy machte auf dem Absatz kehrt, doch direkt hinter ihm stand ein Mann, mit dem er beinahe zusammenstieß.
    »Sie wollen nach West-Fenn?«, fragte der Firune. Er senkte die Stimme. »Ich habe gehört, wie Sie sich mit der Wache vor dem Schiff unterhalten haben.« Der kleine und gedrungene Mann fuhr sich nervös durchs strohblonde Haar. Sein helles Gesicht leuchtete glatt und faltenfrei in der Sonne.
    Elane öffnete den Mund, doch ihr wollten keine passenden Worte einfallen. Weshalb sprach ein Firune zwei Valanen an? War er geisteskrank?
    »Sagen Sie bloß, Sie haben ein magisches Portal, durch das Sie uns nach West-Fenn bringen können.« Der unverhohlene Sarkasmus in Leroys Stimme war kaum zu überhören.
    Der Firune schaute nach rechts und links, als wollte er sich vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. Was in dem Gedränge wohl absoluter Blödsinn war. Es hieß eher , das Gebrüll zu übertönen. »Nun, das vielleicht nicht gerade, aber ich biete Ihnen ein Tauschgeschäft an.«
    »Und welcher Natur soll das Geschäft sein?«, fragte Elane. Sie hatte wirklich keine Lust, sich das Gefasel eines Firunenbauern anzuhören. Was konnte er ihnen schon zum Tausch anbieten, das sie interessierte?
    »Meine Frau und ich wollen die Stadt verlassen«, fuhr der Mann fort. »Wir haben gehört, auf West-Fenn gebe es keine Städte, nur einzelne kleine Firunensiedlungen. Wir beabsichtigen schon lange, dort ein neues Leben anzufangen. West-Fenn scheint mir eine gute Wahl.« Ein schüchternes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es gibt nur leider ein Problem: Nur Valanen ist es gestattet, die Stadt zu verlassen, wenn überhaupt. Bei Firunen wird nur dann eine Ausnahme gemacht, wenn es sich um Diener in Begleitung ihrer Herren handelt. Ich habe gehört, beim Osttor hätte man die besten Chancen.«
    Leroy runzelte die Stirn. »Ich sehe da noch ein ganz anderes Problem als dieses: Wie wollen Sie nach West-Fenn gelangen? Schön und gut, wenn wir Sie aus der

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